Spendenaufruf für syrischen Flüchtling 8040 Euro für ein Jahr Clausthal-Zellerfeld

In seinem Land herrscht Bürgerkrieg, deshalb sitzt Odday Alatiki in einem Flüchtlingslager fest. Doch er will studieren. An der TU Clausthal. Ein Deutscher hilft ihm, das nötige Geld aufzutreiben.

Odday Alatiki hat vor drei Tagen seinen 20. Geburtstag gefeiert. Der junge Mann kommt aus der südsyrischen Stadt Daraa und lebt derzeit in dem jordanischen Flüchtlingscamp Zaatari, an der Grenze zu Syrien. Er war einer der besten Schüler, die seine Schule je hatte und wollte eigentlich studieren. Doch dann kam der Bürgerkrieg. Durch einen Freund hat Detlef Gürtler von Oddays Fall erfahren. Der Journalist kannte das Lager und beschloss, ihm zu helfen - mit einer Crowdfunding-Aktion. Denn was dem jungen Mann für ein Studium fehlt, ist vor allem Geld: Da er wegen des Krieges nicht, wie er es sonst wohl getan hätte, in der syrischen Hauptstadt Damaskus studieren kann, möchte er nach Deutschland.

"In dem Flüchtlingslager Zaatari leben die ärmsten der Armen, 100.000 Flüchtlinge, alle kommen aus einfachen Verhältnissen, sind Bauern oder Bauarbeiter. Denn wer es sich leisten kann, weicht zu Verwandten aus oder mietet sich etwas Eigenes", erzählt Gürtler. Zaatari, zehn Kilometer östlich von Mafraq, ist das größte syrische Flüchtlingslager und das zweitgrößte der Welt. Als Gürtler vor Ort war, hat er das Menschengewusel erlebt und mit dem Camp-Manager Kilian Kleinschmidt gesprochen. Dieser wird anerkennend als "der deutsche Bürgermeister" von Zaatari bezeichnet, doch um Einzelschicksale kann er sich nicht kümmern.

Informatik an der TU Clausthal-Zellerfeld

Odday träumt nun davon, an der Technischen Universität in Clausthal-Zellerfeld Informatik zu studieren. Eine bedingte Zulassung hat er bereits, nur einen Deutschkurs muss er noch absolvieren, um im kommenden Wintersemester sein Studium beginnen zu können. Als Nachweis für die Glaubwürdigkeit der Crowdfunding-Aktion hat Gürtler das Zulassungsdokument der TU auf der Website Indiegogo hinterlegt, über die das Geldsammeln läuft. Ebenso wie das Schulabschlusszeugnis von Odday, das bestens ist.

Weil das deutsche Immigrationsgesetz vorschreibt, dass für ein Studium auf einem Sperrkonto 8040 Euro deponiert werden müssen, hängt von dieser Aktion für Odday alles ab. Die Summe entspricht dem derzeitigen Bafög-Höchstsatz von 670 Euro im Monat für ein Jahr und soll für das Auskommen des Studenten garantieren. Das Spendenziel ist fast erreicht und es sind noch fünf Tage Zeit. "Wenn noch mehr zusammenkommt, umso besser, denn auf Odday kommen noch weitere Kosten zu. Er muss den Flug nach Deutschland finanzieren und auch noch eine Kaution für eine eventuelle Abschiebung hinterlegen. Die Kosten wären gedeckt, wenn es 10.000 Euro werden", so Gürtler.

In einem Video erklärt Odday sein Anliegen selbst, etwas beschämt, sehr schüchtern und so, dass man nur hoffen kann, dass sich genügend Menschen finden, die ihm mit 10, 25, 50 Euro oder mehr helfen. Wenn möglichst viele Menschen davon erfahren, steigen seine Chancen. Einige Journalisten-Kollegen sorgen bereits dafür. Dirk von Gehlen von der "Süddeutschen Zeitung" etwa interviewte Gürtler in seinem privaten Blog und stellte zum Schluss die Gretchenfrage: Was sollten mehr Menschen wissen? Gürtler antwortete mit einem Zitat: Alles geht. Es müssen nur mehr probieren.