Sterben Bestattung: Was in Deutschland erlaubt ist – und was nicht

Eine Urne zur Seebestattung wird ins Wasser gelassen
Eine Urne zur Seebestattung wird ins Wasser gelassen
© Carsten Rehder / Picture Alliance
Die Bestattungskultur in Deutschland verändert sich. Alternative Bestattungsformen außerhalb klassischer Friedhöfe, wie die Baumbestattung, werden beliebter. Doch es gibt klare Vorgaben in Deutschland, was erlaubt ist und was nicht.

Was bedeutet die Friedhofspflicht?

Die Friedhofspflicht, die auch Friedhofszwang genannt wird, ist in Deutschland nach dem Bestattungsgesetz der Bundesländer geregelt. Sie gilt sowohl für Erdbestattungen im Sarg als auch für die Feuerbestattung in einer Urne und schreibt vor, dass Verstorbene auf einem Friedhof beigesetzt werden müssen. 

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Hintergrund waren einst hygienische Überlegungen, die auf die Beerdigung eines Leichnams zurückgehen. Die Friedhofspflicht gilt seit 1934. Sie wird heute sowohl von Bestattern als auch von Verbraucherinitiativen und Angehörigen kritisiert. Aufgrund der Friedhofspflicht ist es in Deutschland nicht erlaubt, die Urne oder einen Teil der Asche eines Verstorbenen zuhause aufzubewahren. Wer es doch macht, muss mit einem Bußgeld rechnen, da es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt.

Gibt es die Möglichkeit, Totenasche auf privaten Grundstücken beizusetzen?

Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es in Bremen und Nordrhein-Westfalen die Möglichkeit, Totenasche auf privaten Grundstücken beizusetzen. Am liberalsten ist Bremen. Hier ist das Ausstreuen der Asche auf Privatgrund, also beispielsweise im eigenen Garten, sowie auf eigens dafür ausgewiesenen öffentlichen Flächen seit 2015 möglich. Diese Praxis ist allerdings an Vorgaben geknüpft. Sie gilt nur für Bremer Bürger und Verstorbene müssen zu Lebzeiten schriftlich verfügt haben, an welchem Ort das Ausstreuen der Asche gewünscht wird. Zudem muss der Eigentümer des Grundstücks mit dem Verstreuen der Asche einverstanden sein. Die Bestimmung einer Person zur Totenfürsorge ist 2019 entfallen, die Verbraucherinitiative Aeternitas hält dies aber weiterhin für sinnvoll, damit "nach dem eigenen Tod Klarheit darüber herrscht, wer sich um die Organisation der Bestattung kümmern soll und die Wünsche des Verstorbenen umsetzt".

In Nordrhein-Westfalen darf die Totenasche ohne Urne in Ausnahmefällen auch außerhalb eines Friedhofs beigesetzt, beziehungsweise verstreut werden. Allerdings braucht es dafür eine Genehmigung der örtlichen Friedhofsverwaltung. Laut Aeternitas beinhalten auch die Bestattungsgesetze einiger weiterer Bundesländer Regelungen für Ausnahmen vom Friedhofszwang, die aber so restriktiv formuliert seien und gehandhabt werden, dass sie in der Praxis kaum eine Rolle spielen.

Was zeichnet eine Baumbestattung aus?

Die Baumbestattung ist eine Bestattungsform in enger Verbundenheit mit der Natur. Die Asche eines Verstorbenen wird in einer meist biologisch abbaubaren Urne im Wurzelbereich eines Baumes beigesetzt. Manchmal wird die Asche auch auch ohne Urne im Erdreich verstreut. Ein Grabmal gibt es bei der Baumbestattung nicht, häufig aber eine kleine Plakette am Baumstamm. Diese Form der Bestattung ist in Deutschland erlaubt und findet aufgrund der Friedhofspflicht in bestimmen dafür ausgewiesenen Arealen statt. 

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Das Konzept der Baumbestattung kommt aus der Schweiz. Seit 2001 gibt es dieses Angebot auch in Deutschland und es ist beliebt. Stand 2019 gab es circa 200 Bestattungswälder in Deutschland. Zusätzlich bieten auch immer mehr Friedhöfe auf ihren Arealen Baumbestattungen an. 

Wie läuft eine Seebestattung ab? 

Die Seebestattung ist in Deutschland in bestimmten ausgewiesenen Gebieten erlaubt. Dabei wird die Asche des Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne von Bord eines Bootes ins Meer hinabgelassen. Diese Form der Bestattung wird häufig von Menschen gewählt, die eine besondere Verbindung zum Meer hatten. Der Komiker und Schauspieler Karl Dall hatte seine Bestattung beispielsweise noch zu Lebzeiten geplant und wurde im Sommer 2021 auf hoher See bestattet. 

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Was passiert, wenn sich die Angehörigen nicht um die Bestattung kümmern? 

Wenn keine Angehörigen ermittelt werden können und auch sonst niemand aus dem Umfeld eine Bestattung organisiert, kommt es zu einer ordnungsbehördlichen Bestattung. Liegen keine Informationen des Verstorbenen zu Bestattungswünschen vor, kommt es in der Regel zu einer Urnenbestattung, da diese Variante am günstigsten ist. Gibt es einen Nachlass, wird das Geld für die Bestattung davon abgezogen. Es kommt öfter vor, dass Menschen alleine sterben und sich niemand um eine Bestattung kümmert. In Berlin beispielsweise hat der Staat bei rund sieben Prozent der Todesfälle die Bestattung durchgeführt. 

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jek