Studie Integration in Deutschland ist insgesamt ein Erfolgsfall

Die Integration von Migranten in Deutschland verläuft einer Studie zufolge im europäischen Vergleich insgesamt erfolgreich, weist in wichtigen Teilbereichen aber weiter Defizite auf.

Die Integration von Migranten in Deutschland verläuft einer Studie zufolge im europäischen Vergleich insgesamt erfolgreich, weist in wichtigen Teilbereichen aber weiter Defizite auf. Bei der Vorstellung des ersten Jahresgutachtens des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) sagte dessen Vorsitzender Klaus Bade am Mittwoch in Berlin, es gebe einen allgemeinen "Integrationsoptimismus" und ein "belastbares gegenseitiges Grundvertrauen" zwischen Migranten und Deutschen. Zugleich mahnte Bade aber Reformbedarf bei der Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und bei der Zuwanderungspolitik an.

"Integration in Deutschland ist, trotz einiger Problemzonen, gesellschaftlich und politisch ein Erfolgsfall", sagte Bade. "Sie ist im internationalen Vergleich viel besser als ihr Ruf im Land." Zuwanderer vertrauen der Studie zufolge "den Deutschen zum Teil mehr als der eigenen Herkunftsgruppe und mitunter sogar mehr als die Deutschen sich selbst". Die vom Sachverständigenrat vorgelegten Ergebnisse "widersprechen damit der in öffentlichen Debatten oft dominierenden Skandalisierung des Integrationsgeschehens und dem Schreckbild einer 'gescheiterten Integration'".

Der Sachverständigenrat stützt seine Einschätzung auf ein sogenanntes Integrationsbarometer: Die repräsentative bundesweite Befragung von 5600 Menschen beziehe erstmals die Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund ein. Demnach befürworten 54 Prozent der Mehrheitsbevölkerung und knapp die Hälfte der Zuwanderer die Integrationspolitik der Bundesregierung; Kritik äußerten neun Prozent beziehungsweise 15 Prozent. Der erstmals ermittelte Integrationsklima-Index (IKI), der Erfahrungen der Befragten in Bereichen wie Arbeitsmarkt, Nachbarschaft und Bildung misse, habe auf einer Skala von 0 bis 4 einen positiven Mittelwert von 2,77 beziehungsweise 2,93 ergeben.

Bade warnte jedoch vor Selbstzufriedenheit. Es gebe nach wie vor "Problemzonen". Noch könne etwa von gleichen Bildungschancen oder Berufserfolgen und damit gleichen Lebenschancen von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund nicht die Rede sein. Während es in der Einwanderungsgesellschaft einen zunehmend pragmatischen Umgang mit der Integration gebe, wachse an der Basis der Sozialpyramide bei zunehmender sozialer Polarisierung die Zahl perspektivloser sozialer Verlierer auf beiden Seiten. Die dort wachsenden Spannungen könnten den sozialen Frieden gefährden, zugleich belaste die Entwicklung den Sozialetat, warnte Bade. Nötig sei eine gezielte Bildungs- und Qualifikationsoffensive.

Auch gebe es noch Nachhol- und Reformbedarf bei der Migrationspolitik, sagte Bade. Angesichts der alternden Bevölkerung in Deutschland verschärften abnehmende Zuwanderung bei gleichzeitig zunehmender Abwanderung von Menschen im besten Erwerbsalter den Fachkräftemangel. Das erhöhe auch den Reformdruck auf die Sozialsysteme. Deutschland brauche eine "bedarfsorientierte Steuerung" der Zuwanderung aus Ländern außerhalb der Europäischen Union, forderte Bade.

AFP
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