So hatte sich Papst Franziskus die Sache sicher nicht vorgestellt: Im Oktober verordnete der oberste Katholik dem umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eine Zwangspause. Zu schwer hatten die Vorwürfe gewogen, bei der Planung des eigenen Amtssitzes ohne Maß und Ziel geprasst zu haben. Die Konfliktparteien auseinander bringen, die Emotionen herunterkühlen lassen, die Ergebnisse der Untersuchungskommission abwarten - so lautete die Strategie des Papstes damals.
Doch ausgerechnet der Mensch, den Franziskus mit seiner Entscheidung aus der Schusslinie nehmen wollte, hält sich offenbar nicht daran. Wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtet, soll sich der suspendierte Bischof regelmäßig in seinem Amtssitz aufhalten. Tebartz, der sich nach seinem Rapport in Rom ins niederbayerische Kloster Metten zurückgezogen hatte, verbringe monatlich mehrere Tage in eben jenem Haus, das er für 31 Millionen Euro errichten ließ, schreibt die "FAS" unter Berufung auf Kirchenkreise.
Zudem solle Tebartz weiter Einfluss auf die Amtsgeschäfte nehmen. Unter anderem habe er dem neuen Generalvikar Wolfgang Rösch, der in Tebartz' Abwesenheit das Bistums führt, im Hintergrund Weisungen erteilt. Details zu Art und Inhalt dieser Weisungen machte die Zeitung aber nicht.
Desweiteren wurden weitere Details zu Tebartz' verschwenderischem Umgang mit dem Bistumshaushalt bekannt: Wie der "Hessische Rundfunk" und die "FAS" übereinstimmend berichten, erhalte sein Chauffeur, der die bischöfliche Dienstwohnung in Tebartz' Abwesenheit führt und den Bischof bei seinen Besuchen auch bekocht, ein Gehalt entsprechend dem eines Weihbischofs.
Tebartz' rechte Hand zieht sich zurück
Erst vor wenigen Tagen hatte mit Domkapitular Franz Kaspar die einstige rechte Hand des Bischofs ihren Posten geräumt. Der 75-Jährige habe seinen Rücktritt aus dem wichtigen Kirchengremium selbst angeboten, erklärte das Bistum am Mittwoch. Durch den Skandal um einen Erste-Klasse-Flug nach Indien an der Seite des Bischofs war auch Kaspar in die Schlagzeilen geraten. Er soll Tebartz-van Elst die Bonuspunkte für den Flug verschafft haben. Kritiker sprechen ihm auch eine Mitverantwortung an den ausufernden Baukosten für den neuen Bischofssitz zu. Öffentlich geäußert hat sich Kaspar dazu bislang nicht. Im Herbst hatte Papst Franziskus bereits den damaligen Verwaltungschef des Limburger Bistums in den sofortigen Ruhestand versetzt - zweieinhalb Monate früher als geplant.
Der Untersuchungsbericht zur Kostenexplosion beim Limburger Bischofssitz verzögert sich indes. Anders als zuvor verlautet werde er erst im Lauf des Februars an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, übergeben. Dies hatte ein Sprecher der Bischofskonferenz bereits vor einer Woche mitgeteilt und Gerüchte um ein bereits vorliegendes Ergebnis dementiert. Der "Focus" hatte berichtet, dass Tebartz beim Bau seines mindestens 31 Millionen Euro teuren Amtssitzes "weder Geldverschwendung noch das Übergehen von Kontrollgremien" vorzuhalten sei.
Jochen Riebel, Mitglied im Vermögensverwaltungsrat des Bistums, bekräftigte in der "FAS" dagegen seine Vorwürfe, der Bischof habe die wahren Kosten von rund 31 Millionen Euro für das Bauprojekt zwar gekannt, dem Rat jedoch verschwiegen zu haben. "Über fast zwei Jahre hat man uns im Dunkeln gelassen, regelwidrig Aufträge vergeben und Kredite aufgenommen", so der ehemalige hessische Staatsminister.