Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof Georg Bätzing hat in seinem Bistum einem Bericht zufolge trotz Belästigungsvorwürfen einen Priester in eine Führungsposition befördert. Bätzing habe den von ihm selbst wegen der Belästigung von zwei Frauen ermahnten Mann zum Bezirksdekan berufen, berichtete die Beilage "Christ & Welt" der Wochenzeitung "Die Zeit" am Dienstag vorab. Das Bistum bestätigte demnach sowohl die Vorwürfe gegen den Mann als auch dessen Beförderung.
Bätzing sprach einen "förmlichen Tadel" aus
Dem Bericht zufolge soll der Priester im Jahr 2000 eine evangelische Pfarrerin in Ausbildung verbal und körperlich sexuell belästigt haben. Dies habe die Frau dem Medium geschildert, das Bistum halte die Vorwürfe für glaubwürdig. Eine katholische Gemeindereferentin in Ausbildung soll derselbe Pfarrer zwischen 2006 und 2007 belästigt haben. Auch sie habe ihren Fall "Christ & Welt" geschildert.
Bätzing habe beide Frauen angehört und dem Pfarrer "einen förmlichen Tadel" ausgesprochen, erklärte die Limburger Pressestelle nach Angaben des Blatts. "Bei diesem Tadel handelt es sich um eine Ermahnung und nicht um eine strafrechtliche Maßnahme", erklärte das Bistum demnach. Der Geistliche sei dennoch zu einem von elf Bezirksdekanen ernannt worden. Damit ist der Pfarrer regionaler Vertreter des Bischofs.
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Betroffene Pfarrerin kritisiert Beförderung
Die Limburger Pressestelle Bätzings habe die Ernennung des Gerügten gerechtfertigt, hieß es weiter. "Auch weil es sich nicht um ein strafrelevantes Verhalten handelte, beim Pfarrer Einsicht und Reue vorhanden waren und er sich bei der Gemeindereferentin für sein Verhalten entschuldigt hatte, ernannte ihn der Bischof dann zum Bezirksdekan", wurde sie zitiert.
Die betroffene evangelische Pfarrerin habe die Beförderung kritisiert. In einer Mail an Bätzing, die "Christ & Welt" vorliege, habe sie geschrieben: "Wie soll eine wirkliche Aufarbeitung vergangener Untaten und eine Abkehr von destruktiven und unheilvollen Strukturen stattfinden, wenn die Täter von einst nicht nur nicht suspendiert, sondern auch noch befördert werden? In moralischer Hinsicht kann ich diese Entscheidung darum nicht nachvollziehen."