Kurz nach eins ist die Trauerfeier beendet. Die Menschen gehen zu den Bussen, die zur Fahrt zum Friedhof bereitstehen. Es war eine stille, schlichte Zeremonie. Etwa 200 Gäste erwiesen der Studentin Tuğçe Albayrak die letzte Ehre. Der Imam betonte, dass Tuğçe Zivilcourage gezeigt und deshalb wie eine gute Muslima gehandelt habe.
Im Bus sitzt auch Abdulkadir Karaoglan. Der Diplom-Volkswirt lebt seit 45 Jahren in Deutschland. "Meine Kinder sind hier geboren, in der Türkei haben wir kaum noch Verwandte", erzählt er.
Abdulkadir Karaoglan ist ein freundlicher älterer Herr. Es sei gut, dass sie in Deutschland begraben werde, sagt er. Hier habe sie gelebt, hier soll sie nun ruhen.
Abdulkadir Karaoglan kannte Tuğçe aus einem Restaurant, in dem die Studentin nebenbei gekellnert hatte. "Nur wenig Menschen zeigen solche Courage", sagt Karaoglan. Die Nachricht von ihrem Tod sei ein Schock für ihn gewesen. "Dass Tuğçe an andere Menschen dachte, sieht man auch daran, dass sie einen Organspenderausweis besaß." Das sei in Deutschland und auch in der Türkei eher unüblich. Abdulkadir Karaoglan, der aus dem Süden der Türkei stammt, sagt, dass der Tod Tudges in seiner alten Heimat sehr aufmerksam verfolgt werde. "Es ist gut, dass die Deutschen so sehr Anteil nehmen", erzählt er.
Dann sind die Busse am Friedhof angekommen. Abdulkadir Karaoglan steigt mit den anderen Trauergästen aus, gleich beginnt die Beerdigung.