Vatikan Amerikaner wird neuer Glaubens-Präfekt

Ausgerechnet einem Amerikaner hat Papst Benedikt XVI. einen wichtigen Posten im Vatikan verschafft. Erzbischof William J. Levada wird neuer Vorsitzenden der römisch-katholischen Glaubenskongregation.

Papst Benedikt XVI. hat eine wichtige Personalentscheidung gefällt. Er hat Erzbischof William J. Levada zum neuen Vorsitzenden der römisch-katholischen Glaubenskongregation ernannt. Dies teilte der Vatikan am Freitag mit.

Mit dieser Entscheidung hätte keiner gerechnet. Die Amerikaner galten bislang als "nicht würdig", einen wichtigen Posten im Vatikan zu stellen - etwa einen Kandidaten für die Papstwahl. Ein Grund hierfür dürften die zahlreichen Pädophilieskandale von Priestern sein, die zuletzt vor allem in den USA zu einer hohen Zahl von Kirchenaustritten und zu immens hohen Schadensersatzzahlungen führten. Die Sexskandale hatten in den vergangenen Jahren die katholische Kirche in den USA schwer erschüttert. Viele Fälle sind bis heute nicht aufgearbeitet worden. Nach einer offiziellen Bilanz der katholischen Kirche in den USA sind in den letzten 50 Jahren landesweit fast 5000 Priester des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger beschuldigt worden. Bei den 195 US-Diozösen gingen über 10.000 Klagen ein.

Insidern dürfte die Entscheidung vielleicht weniger überraschen. Papst Benedikt XVI. kennt den William J. Levada gut. Der Amerikaner hatte schon 1976 einen ersten Posten an der Glaubenskongregation innegehabt, seit 2002 ist er Mitglied des Zirkels unter der Führung des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger. Levada war Anfang Mai einer der ersten, der eine Privataudienz beim neuen Papst bekam.

Der 68-Jährige tritt die Nachfolge von Joseph Ratzinger an, der vergangenen Monat nach mehr als 23 Jahren an der Spitze des für die Überwachung der katholischen Lehre verantwortlichen Gremiums zum Papst gewählt worden war. Levada ist seit 1995 Erzbischof von San Francisco. Dabei hat er sich wiederholt gegen alle Versuche zur Wehr gesetzt, die gleichgeschlechtliche Ehe zu erlauben. Der Präfekt der Glaubenskongregation ist traditionell ein Kardinal. Es wird daher damit gerechnet, dass Papst Benedikt ihn vermutlich noch in diesem Jahr dazu berufen wird. Levada arbeitete bereits von 1976 bis 1982 in der Glaubenskongregation und hat in den neunziger Jahren gemeinsam mit Ratzinger an der Neuauflage des Katechismus der katholischen Kirche gearbeitet.

Verfahren zur Seligsprechung eingeleitet

Der am 2. April gestorbene Johannes Paul II. soll rasch selig gesprochen werden. Das machte sein Nachfolger Papst Benedikt XVI. am Freitag in Rom deutlich. Der deutsche Papst Joseph Ratzinger ordnete an, der Prozess zur Seligsprechung Johannes Pauls solle sofort beginnen.

Die übliche fünfjährige Wartezeit nach dem Tod sei ausgesetzt, sagte Benedikt unter dem Beifall des römischen Klerus bei einer Rede in der Laterankirche. Normalerweise dauert es viele Jahrzehnte, bis die katholische Kirche Gläubige selig spricht. Eine große Ausnahme war die Ordensschwester Mutter Teresa, die 2003 nur sechs Jahre nach ihrem Tod in den Stand der Seligen erhoben wurde. Es war eine der schnellsten Seligsprechungen in der Kirchengeschichte.

Schon bei der Beerdigung Johannes Pauls hatten Gläubige auf dem Petersplatz eine sofortige Selig- und Heiligsprechung gefordert. Selige können von Gläubigen in ihren Ortskirchen, Heilige in der ganzen Welt verehrt werden.

DPA · Reuters
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