"Ampel-Aus" in Deutschland Das sind die Wörter des Jahres in anderen Ländern

Sängerin Charli XCX prägte ein Wort des Jahres
Sängerin Charli XCX prägte mit dem "brat summer" ein gesellschaftliches Phänomen – und ein Wort des Jahres 2024
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Jährlich wählen Jurys das Wort des Jahres. Während in Deutschland das "Ampel-Aus" dieses Jahr das Rennen machte, schaut man in anderen Ländern auf Netz-Phänomene.

Am Ende des Jahres konnte die Ampel dann doch noch einen Erfolg feiern: Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) kürte den Begriff "Ampel-Aus" zum Wort des Jahres 2024. Das Ende der Koalition aus SPD, FDP und Grünen habe für einen Paukenschlag gesorgt, hieß es zur Begründung. Auch sprachlich sei das Wort mit seiner Alliteration interessant.

Wie in Deutschland wird auch in anderen Ländern jährlich ein Wort ausgewählt, das die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Debatten des Jahres besonders geprägt hat. In manchen Ländern küren sogar mehrere Institutionen ihren Favoriten. 2024 reicht das Spektrum vom politischen Bereich bis hin zu Internet-Slang.

Wort des Jahres – internationaler Überblick

In den USA wählte die Redaktion des renommierten Merriam-Webster-Wörterbuchs den Begriff polarization (Polarisierung) als Wort des Jahres. Im Wahljahr beschreibe dieser Begriff gut das politische und gesellschaftliche Klima in den USA. Das Wort gehöre zu den meistgesuchten des Jahres.

Das Team des Online-Wörterbuchs Dictionary.com, das seit 2010 ebenfalls ein Wort des Jahres auswählt, entschied sich für demure. Das Wort stammt ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert und bedeutet so viel wie zurückhaltend oder dezent. In diesem Jahr löste es einen Internet-Trend aus, als die TikTokerin Jools Lebron ihr Makeup als "very demure" bezeichnete. Plötzlich benutzten viele Nutzer auf Social Media das Trendwort, um zu zeigen, was sie für angemessenes Verhalten hielten – mal mehr, mal weniger ironisch.

Internet-Phänomene dominieren im englischsprachigen Raum

Bevor das Netz "demure" für sich entdeckte, war der "brat summer" in aller Munde. Grund genug für den Wörterbuchverlag Collins, brat zum Wort des Jahres für Großbritannien zu erklären. Der Begriff (ursprüngliche Bedeutung: "Göre") geht zurück auf die Sängerin Charli XCX, die ihr Album "Brat" mit dem Slogan "brat summer" vermarktete. Dahinter verbirgt sich eine selbstbewusste, unabhängige Einstellung vor allem von Frauen. "Brat" sei "ein kulturelles Phänomen, das Menschen auf der ganzen Welt angesprochen hat", teilte der Verlag mit.

Auch das Oxford English Dictionary entscheidet sich Jahr für Jahr für ein besonders prägendes Wort. 2024 fiel die Wahl auf brain rot – wörtlich übersetzt: "Hirnfäule". Damit ist der mentale Zustand nach dem Konsum von zu vielen inhaltsleeren Online-Schnipseln gemeint. Das Wort zeige die Gefahren des virtuellen Lebens und der modernen Freizeitgestaltung auf, begründete Casper Grathwohl, Präsident von Oxford Languages, die Wahl.

Politische Konflikte in Österreich und der Schweiz

Im deutschsprachigen Raum setzten sich hingegen ausgesprochen nationale Phänomene durch. In Österreich lautet das sogenannte "oewort" in diesem Jahr "Renaturierung". Es erhielt bei der Online-Abstimmung 24 Prozent der Stimmen. Dabei geht es um die viel diskutierte Rückführung vor allem von landwirtschaftlich oder industriell genutzten Flächen und Gewässern in einen naturnahen Zustand. Das Thema hatte in diesem Jahr in der österreichischen Regierungskoalition für erhebliche Spannungen gesorgt. 

In der Schweiz stand in diesem Jahr das Wort "Unterschriften-Bschiss" ganz vorn. Kommerzielle Unterschriftensammler hatten Namen und Unterschriften auf Sammelbögen von Initiativen gefälscht. Der Vorgang habe "das Vertrauen in das demokratische Schweizer Abstimmungssystem angeknackst", erklärte die Jury.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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