210 Tage – so lange dauert es derzeit, bis eine Stelle mit einer Altenfachpflegekraft besetzt werden kann. Nach Hochrechnungen des Statistischen Bundesamtes wird der Bedarf an Pflegekräften bis zum Jahr 2049 im Vergleich zu 2019 voraussichtlich um ein Drittel steigen, auf dann 2,15 Millionen. Doch die Altenpflege hat ein Imageproblem: miese Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung, ein Pensum, das an die Substanz geht. Rashid Hamid, Hamburger Altenpfleger und Gründer des ambulanten Pflegedienstes Smile, will die Mängel in seiner Branche nicht verhehlen – aber ihn nervt, dass niemand über die schönen Seiten des Jobs spricht. Also fängt er mal an.
Herr Hamid, in Ihrem Buch "Ein Herz und eine Pflege" berichten Sie, dass der Pflegeberuf aus Ihnen einen anderen Menschen gemacht hat. Inwiefern?
Ich war früher ein typischer Teenager. Faul, den ganzen Tag an meinem Game Boy, Fast Food essend. Ich war ein schüchterner, zurückgezogener Typ. In meiner Ausbildung haben mich die älteren Herrschaften motiviert, offener zu sein. Sie haben immer direkt gefragt, wer ich bin und was ich mache. Durch sie habe ich gelernt, dass es gar nicht so schwierig ist, ein Gespräch anzufangen. Ich komme durch die Arbeit in der Pflege heute besser mit Menschen klar. Ich realisiere durch meine Patient:innen, wie gut wir es heutzutage haben. Von Oma Lotti habe ich erfahren, wie es früher war, ohne Kühlschrank aufzuwachsen und ohne Strom, der immer verfügbar ist.