Biontech-Impfstoff Corona-Impfung bei Schwangeren: Wie gut ist der Schutz?

Schwanger in der Corona-Pandemie
Eine generelle Corona-Impfempfehlung für Schwangere hat die Stiko noch nicht ausgesprochen.
© LeoPatrizi / Getty Images
In einer neuen Studie haben Forschende untersucht, wie gut eine Biontech-Impfung Schwangere vor dem Coronavirus schützt. Das Ergebnis ist gut. Es bleiben aber weiterhin Fragen offen.

Sollten sich Schwangere gegen Corona impfen lassen? Die Ständige Impfkommission hat sich bisher noch nicht dazu durchgerungen, eine generelle Impfempfehlung auszusprechen. Die vorliegenden Daten würden derzeit geprüft. Anderswo, beispielsweise in den USA, ist man bereits weiter. Und auch hierzulande werden die Rufe nach einer Empfehlung lauter. Ein neue Studie, die nun im Fachmagazin "Nature Medicine" erschienen ist, hat sich die Wirksamkeit einer Biontech-Impfung bei Schwangeren angesehen. Das Ergebnis: Die Impfung schützt Schwangere gut vor einer Infektion. Es bleiben aber weiterhin Fragen offen.

Die Forschenden aus Israel und den USA hatten Daten von mehr als 21.000 geimpften und nicht-geimpften Schwangeren aus Israel ausgewertet. Verglichen wurde dabei das Infektionsrisiko bei geimpften Schwangeren ab 16 Jahren mit dem von gleich vielen ungeimpften Schwangeren, die sich in zahlreichen Faktoren ähnelten. Einbezogen wurde beispielsweise das Alter, Schwangerschaftsstadium, Herkunft und Wohnort. In der Nachbeobachtungszeit traten 131 Infektionen in der Gruppe der geimpften und 235 in der Gruppe der ungeimpften Schwangeren auf.

Hohe Wirksamkeit

Nach Auswertung der Studienergebnisse kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass der mRNA-basierte Biontech-Impfstoff Schwangere gut vor einer Corona-Infektion und vor einer Einweisung ins Krankenhaus schütze. Eine vollständige Impfung mit zwei Biontech-Dosen habe eine Wirksamkeit von 96 Prozent gegen eine Ansteckung. Eine symptomatische Infektion verhinderte demnach die Impfung mit einer Wirksamkeit von 97 Prozent, eine Einweisung ins Krankenhaus mit 89 Prozent.

In der nicht geimpften Gruppe wurde nur ein Fall von schwerer Krankheit beobachtet, in keiner der beiden Gruppen kam es zu Todesfällen. Zusammenfassend lasse sich sagen, schreiben die Forschenden, dass die Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffs bei Schwangeren als hoch eingeschätzt werde und mit der in der Allgemeinbevölkerung geschätzten Wirksamkeit vergleichbar sei.

Fragen bleiben offen

So weit so gut. Allerdings wurden die Daten zu einer Zeit erhoben, als in Israel die Alpha-Variante von Sars-CoV-2 zirkulierte. Wie gut eine Impfung gegen die aktuell grassierende Delta-Variante schützt, ist aus der Studie also nicht abzulesen. Da die Ergebnisse aber darauf hindeuten, dass die Wirksamkeit mit der in der Allgemeinbevölkerung vergleichbar sei, ließen sich Erkenntnisse zur Effektivität der Impfung gegen andere Varianten vermutlich auf Schwangere übertragen, schreibt das Forscherteam. 

Dazu kommt eine weitere Lücke der Studie. Denn mögliche Impfreaktionen und Nebenwirkungen der Impfung untersuchten die Forschenden nicht. Genau diese Punkte spielen aber in der Entscheidung der Stiko mit hinein. Aktuell lägen zur Anwendung der Covid-19-Impfstoffe in der Schwangerschaft sehr limitierte Daten vor, so die Argumentation der Kommission. Die vorliegenden Daten würden zur Zeit systematisch aufgearbeitet. Allerdings gibt die Stiko an, dass eine Impfung in der Schwangerschaft keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch sei. Zudem halte es die Kommission für sehr unwahrscheinlich, dass eine Impfung der Mutter während der Stillzeit ein Risiko für den Säugling darstelle.

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Unterdessen wird der Ruf nach einer generellen Impfempfehlung für Schwangere lauter. So hatte sich beispielsweise der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) zuletzt für eine solche ausgesprochen. "Gerade, da die inzwischen verbreitete Delta-Variante nach internationalen Berichten mit einer hohen Infektiosität und mit einer erhöhten Erkrankungsrate auch bei Schwangeren einhergeht, ist nach Ansicht der Gynäkologenverbände eine Impfung vor und in der Schwangerschaft sowie im Wochenbett und in der Stillzeit sinnvoll", sagte der BVF-Präsident Christian Albring bereits Mitte August dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe forderte gar, dass Schwangere priorisiert mit mRNA-basiertem Impfstoff geimpft werden sollten. Impfen lassen können sich bisher in Deutschland Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, wenn Vorerkrankungen vorliegen und ein erhöhtes Risiko schwer an Covid-19 zu erkranken oder aufgrund eines erhöhten Expositionsrisikos. 

tpo

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