Cholera ist eine Krankheit, die in Deutschland und anderen Industriestaaten so selten vorkommt, dass man sie hierzulande beinahe für ausgerottet halten könnte. Die Krankheit wird vor allem noch mit armen Ländern, Kriegs- und Katastrophengebieten, eben Gegenden, in denen sauberes Wasser Mangelware ist, in Verbindung gebracht. Was viele nicht wissen: Noch immer sterben jährlich Hunderttausend Menschen und mehr an der hochansteckenden Darminfektionskrankheit. Wie gefährlich kann eine Infektion für die Menschen an Bord werden? Ein Überblick.
Die wichtigsten Fakten zu Cholera
Was versteht man unter Cholera?
Cholera ist eine Krankheit, verursacht durch das Bakterium "Vibrio cholera". In Folge wird im Darm ein Gift gebildet, das sogenannte Choleratoxin, das starken Durchfall und Erbrechen auslösen kann. Cholera gilt als hochansteckend.
Wie infiziert man sich mit Cholerabakterien?
Die Ansteckung erfolgt laut der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) fäkal-oral und primär durch "verunreinigtes Trinkwasser, schlechte hygienische Verhältnisse und engen Kontakt zu Erkrankten". Ansteckungen von Mensch zu Mensch sind allerdings äußerst selten.
Welche Menschen sind besonders gefährdet, an Cholera zu erkranken?
Da Magensäure den Erreger "Vibrio cholerae" tötet, sind vor allem Menschen gefährdet, die wenig Magensäure produzieren. In der Regel sind das Kleinkinder und ältere Menschen sowie Menschen, deren Magensäureproduktion durch Medikamenteneinnahme gehemmt ist. Menschen mit Immunschwäche oder Mangelernährte sind ebenfalls besonders gefährdet. Außerdem gelten Menschen mit der Blutgruppe 0 als empfänglicher für eine Infektion mit dem Cholerabakterium als Menschen mit der Blutgruppe AB.
Wie wird Cholera diagnostiziert?
Besteht der Verdacht einer Cholera-Infektion, muss der Erkrankte entweder eine Stuhlprobe abgeben oder es wird ein Abstrich im Rektum vorgenommen. Im Labor wird die Probe auf Cholerabakterien untersucht. Gilt die Cholera-Erkrankung als erwiesen, wird im Anschluss Blut und Urin untersucht, um den Grad der Dehydrierung zu ermitteln. Dabei wird auch die Nierenfunktion geprüft.
Cholera verläuft in den meisten Fällen symptomlos
Wie ist der Krankheitsverlauf bei Cholera?
Die Inkubationszeit kann ein paar Stunden bis zu fünf Tage betragen. Nach drei bis sechs Tagen klingen die Symptome in der Regel ab. In den meisten Fällen können nach 14 Tagen im Körper von Erkrankten keine Vibrio-cholerae-Bakterien mehr nachgewiesen werden. Es gibt aber auch Menschen, die zwar keine Symptome haben, denen aber weiterhin Bakterien im Körper nachgewiesen werden können. Diese Menschen sind sogenannte "Träger" und könnten andere anstecken.
Welche Symptome treten bei einer Cholera-Erkrankung auf?
In etwa 95 Prozent der Fälle verläuft eine Cholera-Erkrankung asymptomatisch. Das heißt, dass Infizierte keine erkennbaren Symptome aufweisen. Kommt es zu Symptomen, handelt es sich meist um Durchfall, selten auch Erbrechen. In der Regel entwickelt sich der Stuhl erkrankter Personen von normal zu immer weicher bis wässrig. Das Hauptproblem einer Cholera-Infektion ist, dass es im Verlauf der Erkrankung zu einem starken Flüssigkeits- und Elektrolytverlust kommt. In schweren Fällen wird von einem Verlust von bis zu 25 Litern Wasser und Salzen am Tag berichtet.
Dieser Verlust kann bei Betroffenen binnen weniger Stunden Folgeerscheinungen wie Kreislaufzusammenbrüche, Muskelkrämpfe und Herzrhythmusstörungen verursachen. Zu den Symptomen gehört auch das sogenannte Choleragesicht, das sich unter anderem durch eingesunkene Augen und eingefallene Wangen äußert. Bei milden Verläufen ist eine Infektion kaum von einem Reisedurchfall zu unterscheiden, in schweren Fällen kann eine Ansteckung mit Cholera auch tödlich enden.
Wie wird Cholera behandelt?
Um einer Dehydrierung durch Durchfall und Erbrechen gegenzusteuern, werden Maßnahmen ergriffen, die den Wasser-Salz-Haushalt des Körpers stabilisieren sollen. Erkrankte bekommen daher Salz-Zucker-Lösungen verabreicht. Diese werden entweder getrunken oder intravenös verabreicht. Im Kampf gegen das Vibrio-cholerae-Bakterium und die von ihm ausgelösten Krankheitssymptome kann außerdem die Einnahme von Antibiotika nötig werden. Erkrankte werden isoliert. Die Quarantäne soll weitere Ansteckungen verhindern.
Cholera ist keine übliche Reisekrankheit
Warum müssen Cholera-Erkrankte in Quarantäne?
Um sowohl eine Einschleppung als auch eine Verbreitung von bestimmten Erkrankungen zu vermeiden, gilt bei bestimmten Infektionskrankheiten und auch im Verdachtsfall eine Quarantänepflicht. Cholera zählt zu diesen Krankheiten.
Wie gefährlich ist Cholera?
Wird eine Cholera-Erkrankung rechtzeitig behandelt, stehen die Genesungschancen mit einer Überlebensrate von mehr als 99 Prozent gut. Trotzdem geht die WHO von 100.000 bis 120.000 Cholera-Fällen pro Jahr aus, die tödlich enden.
Wie viele Menschen erkranken jährlich an Cholera?
Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt es jährlich zu drei bis fünf Millionen Cholera-Fällen weltweit. Gerade besonders arme Länder, Kriegs- und Katastrophengebiete, aber auch Flüchtlingslager sind häufig von Ausbrüchen betroffen.
In Deutschland wurden in den Jahren 2001 bis 2023 jährlich zwischen 0 und sechs Cholera-Fälle registriert. Die letzte Cholera-Epidemie in Deutschland gab es 1892, als sich in Hamburg 17.000 Menschen infizierten und mehr als 8600 Erkrankte starben.
Wie werden Cholera-Fälle dokumentiert?
Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) gibt vor, dass bestimmte Krankheiten gemeldet werden müssen. Meldepflichtig sind diagnostizierte Krankheitsfälle, aber auch Infektionsverdacht sowie Todesfälle. Verpflichtet zur Meldung sind behandelnde Ärzte und Ärztinnen, Krankenhäuser und Infektionslabore.
In welchen Gebieten der Erde ist Cholera besonders verbreitet?
Auch wenn Cholera auf der ganzen Welt vorkommt, gelten vor allem Mittel- und Südamerika, Indien, Südostasien, dort vor allem Indonesien, Vorderasien sowie Afrika als Risikogebiete. In den Industrieländern sind Cholera-Erkrankungen selten, treten sie dennoch auf, handelt es sich meistens um Erkrankungen, die aus anderen Ländern mitgebracht wurden.
Laut DTG treten Choleraausbrüche "heute vorwiegend im Kontext von Naturkatastrophen (z. B. Erdbeben, Überschwemmungen, Tsunamis) oder andauernden kriegerischen Konflikten auf, die zu einer Beeinträchtigung oder Zerstörung der Infrastruktur führen". So wütet beispielsweise seit 2023 im östlichen und südlichen Afrika eine Choleraepidemie. Laut Einschätzung des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF handelt es sich um den schwersten Ausbruch seit Jahren. Berichtet wird von etwa 200.000 Krankheitsfällen und 3000 Todesfällen bis Mitte Januar 2024.
Wie wahrscheinlich ist es, an Cholera zu erkranken, wenn man in Risikogebiete reist?
Bei Cholera handelt es sich, so die DTG, um keine übliche Reiseerkrankung. Das Risiko zu erkranken werde für Touristen aus Europa und Nordamerika auf 2 bis 3 Fälle pro eine Million Reisende geschätzt. In einer Übersichtsarbeit wurden demnach in knapp 30 Jahren (1990–2018) weltweit nur 156 reiseassoziierte Fälle in nichtendemischen Ländern gezählt. Dass Touristen wenig gefährdet sind, sich zu infizieren, liege vor allem daran, dass sie in der Regel einen Zugang zu sauberem Trinkwasser fänden.
Wie kann man sich vor einer Cholera-Erkrankung schützen?
Worauf sollte man in Ländern, in denen Cholera verbreitet ist, achten?
Menschen, die sich in Gegenden, in denen Cholera verbreitet ist, aufhalten, wird empfohlen, sich an diese Maßgabe zu halten: "Cook it, boil it, peel it or forget it!" (etwa: Koch es, siede es, schäl es oder vergiss es). Da die Ansteckung primär durch verunreinigtes Trinkwasser erfolgt, sollte ausschließlich abgekochtes oder chemisch behandeltes Wasser genutzt werden – das gilt für das Zähneputzen ebenso wie fürs Kochen. Früchte sollten geschält, auf Eiswürfel verzichtet werden. Speisen sollten immer gut gekocht sein. Und natürlich: regelmäßiges Händewaschen. Es schadet außerdem nicht, sogenannte Rehydrationssalze für den Notfall in der Reiseapotheke mitzuführen.
Sollte man sich gegen Cholera impfen lassen?
Gegen Cholera kann man sich impfen lassen, es wird Reisenden im Allgemeinen aber nicht empfohlen, da die meisten Fälle atypisch verlaufen. Bei der Impfung handelt es sich um eine Schluckimpfung, die zweimal verabreicht wird. Die Schutzrate liegt bei etwa 70 Prozent. In welchen Fällen und wann eine solche Cholera-Impfung dennoch sinnvoll ist, sollte mit einem Arzt oder einer Ärztin abgeklärt werden. Menschen die in Gegenden leben, in denen Cholera endemisch ist, können im Laufe der Zeit eine natürliche Immunität entwickeln.
Quellen: RKI, DTG, Unicef, Techniker Krankenkasse, Statista, Tagesschau, MSD Manuals, Sozialministerium, MPG