Bald ist Frühling. In unserem Garten hier in New York schmilzt gerade der letzte Schnee und die Spitzen der Krokusse schauen aus dem Rasen. Nach dem langen Winter kann die Laufsaison nun endlich wieder beginnen. Die Sportgeschäfte sind voll mit vielen schön bunten und teuren Ausrüstungsgegenständen. Und die Werbung will uns schon seit Wochen Glauben machen, dass ohne die neuen, super edlen Schuhe und die GPS-Uhr kein vernünftiges Lauftraining möglich sei.
Aber halt! Stopp. Laufanfänger brauchen fast nichts davon.
Hier meine Liste der Dinge, für die Einsteiger kein Geld und keine Gedanken verschwenden sollten.
1. Ratgeber-Bücher
Menschen sind geborene Läufer. Und man gefahrlos losrennen, ohne vorher ein langes Buch über den richtigen Laufstil gelesen zu haben. Am Anfang geht es doch erst Mal darum, sich langsam ans Joggen heranzutasten. Seitenlange Anleitungen, wie man den Fuß richtig aufsetzt und wie man zwischen den Schritten atmet, lassen da nur verkrampfen. Mit so vielen Hinweisen im Kopf macht Training schnell keine Spaß mehr. Und die Wahrheit ist auch: Jeder Läufer ist anders. Was für den einen grandios funktioniert, tut dem anderen tierisch weh. In Wahrheit muss jeder selbst herausfinden, was zu ihr oder ihm passt. Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Als ich zu laufen anfingen, hieß es überall, man müsse versuchen durch die Nase ein- und den Mund auszuatmen. Hat bei mir leider überhaupt nicht funktioniert. Vor lauter Konzentration darauf, alles richtig zu machen, kam ich völlig aus dem Tritt. Erst als ich damit aufhörte, kam ich in Schwung. Und atme noch heute so, wie es mir gerade passt.
2. Teure Turnschuhe
Ein heikles Thema. Ich weiß, aber ich bleibe dabei: Läufer brauchen keine dick gepolsterten Schuhe, die die Füße stützen und führen. Der menschliche Fuß ist ein Wunderwerk der Evolution. Wird er nicht zu stark eingeengt, macht er seine Arbeit sehr gut. Besonders für Einsteiger müssen es keine Hightech-Latschen sein. Es gilt die Faustregel: Was passt, bequem ist und keine Beschwerden verursacht, funktioniert. Meist reichen die üblichen Sportschuhe, die jedermann irgendwo zu Hause stehen hat, völlig aus. Das verringert auch die Hemmschwelle. Denn im Grunde kann man so einfach loslaufen.
3. Funktionskleidung
Am Anfang tut es ein einfaches Baumwollshirt. Natürlich fühlt sich Funtkionswäsche, die den Schweiß von der Haut weg transportiert, angenehmer an. Aber wir reden von 20, 30 Minuten Training. Und wer trotzdem nicht auf den Komfort verzichten möchte: Die Funktionskleidung vom Discounter ist billig und gut.
4. Pulsuhr mit GPS
Laufen soll Spaß machen und entspannen. Man soll besonders als Anfänger, ein Gefühl für seinen Körper entwickeln. Wer ständig auf seine Uhr schaut, Puls und Laufweg kontrolliert, erholt sich nie. Viel besser ist es, in sich hineingehören und zu spüren, wie der Körper reagiert. Eine einfache Faustregel: Wer Haupt- und Nebensätze nicht mehr flüssig sprechen kann, rennt zu schnell. Mehr muss man nicht wissen und kontrollieren. Und für Einsteiger ist es erst mal völlig egal, welche Strecke sie, in welcher Zeit schaffen. Hauptsache sie laufen. Wer es trotzdem wissen will, kann auch zu Hause auf Google Maps nachschauen.
5. Trainingspläne
Ziele sind gut. Aber Anfänger sollten es langsam angehen lassen. Und da braucht es keine großen Trainingspläne. Vielmehr geht es darum, für sich und seine Belastbarkeit ein Gefühl zu entwickeln. Wo sind die Grenzen? Was tut mir gut? Das muss man ausprobieren und kein Trainingsplan dieser Welt kann dabei helfen. Im Gegenteil: Wer sich früh in ein starres Korsett presst, verliert meist schnell den Spaß. Übrigens: Bei allen Zielen, die man sich setzt, immer noch mal hinterfragen, wie realistisch sie sind. Denn, das sagt die Forschung auch: Wer sich überfordert und Wolken schiebt, ist schneller frustriert. Für Anfänger ist das doppelt tückisch. Überlastungserscheinungen sind die häufigste Verletzung bei Einsteigern.
6. Unregelmäßiges Training
Ja, das muss gesagt werden. Wer glaubt, am Wochenende mit einer doppelt langen Laufrunde alles raus zu holen, was er unter der Woche versäumt hat, liegt leider falsch. Das überfordert Muskeln, Sehnen und Knorpel. Besser sind über die Woche verteilte kleine Trainingseinheiten. Das reduziert auch die tägliche Sitzzeit und verbessert so die Gesundheit.
7. Power Drinks und Nahrungsergänzungsmittel
Fertig gemischte isotonische Getränke sind meist pure Zuckerbomben. Und wer nach dem Training danach greift, füllt gleich mal alle Kalorien wieder auf, die gerade mühsam abgelaufen wurden. Also: Finger weg. Eine selbstgemischte Apfelschorle mit viel Wasser ist die bessere Alternative. Nahrungsergänzungsmittel brauchen Laufanfänger ebenso wenig. Wer sich gesund und ausgewogen ernährt, kommt gut ohne diese Pulverchen und Tabletten aus.