DESIGNER-BABY Retorten-Baby wird zum »Ersatzteillager«

Ein britisches Paar hat die Erlaubnis erhalten, ein Retorten-Baby als Stammzellenspender für seinen schwerkranken Sohn zu zeugen. Kritiker befürchten ein »Ersatzteillager Mensch«.

Eine britische Familie darf jetzt mit künstlicher Befruchtung ein speziell ausgewähltes Kind bekommen, dessen Blut bei der Heilung eines anderen, schwer kranken Kindes helfen soll. Die Behörde für Befruchtung und Embryologie entschied, die in Leeds lebende Familie dürfe die Techniken der künstlichen Befruchtung und Gendiagnose nutzen, um einen Embryo zu finden, der für eine Übertragung von Knochenmark geeignet sei. Mit einer Transplantation hoffen die Eltern ihrem Sohn helfen zu können, der an Thalassämie leidet, einer seltenen und tödlichen Blutkrankheit.

Angst vor »Ersatzteillager« Mensch

Kirchenvertreter kritisierten das Verfahren und sprachen zum Teil von einem »Designer-Baby«, das als »Ersatzteillager« missbraucht werde. Der Bischof von Oxford, Richard Harris, sagte in einem BBC-Interview: »Es ist wichtig, dass das Kind um seiner selbst willen gewollt wird.«

Einzelfall, nicht Präzedenzfall

Die zuständige Behörde hatte die Ansicht vertreten, in dem konkreten Fall sei es zulässig, ein genetisches Diagnoseverfahren zu verwenden, das normalerweise nur erlaubt ist, um sicher zu stellen, dass ein Embryo nicht unter einem genetischen Defekt leidet. »Ich habe in diesem Einzelfall keine Bedenken. Es gibt keinen Zweifel, dass jedes Kind, das aus diesem Verfahren entsteht, von der gesamten Familie sehr geliebt werden würde«, sagte Simon Fishel von einer Klinik in Nottinghamshire, in der dem Ehepaar jetzt geholfen werden soll.

Die Behörde versicherte, damit werde keinesfalls entschieden, dass Eltern künftig bei der künstlichen Befruchtung Embryos vernichten lassen könnten, falls sie meinten, dass diese nicht ihren Vorstellungen entsprächen: »Es handelt sich um einen Einzelfall, nicht um einen Präzedenzfall.«

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