Ernährung Deutschlands Kinder werden dicker und dicker

In Deutschland hat bereits jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche Übergewicht; dennoch will die Lebensmittelindustrie nach Angaben von Verbraucherschutzministerin Renate Künast den Anteil dick machender Zutaten nicht verringern.

In Deutschland hat bereits jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche Übergewicht; dennoch will die Lebensmittelindustrie nach Angaben von Verbraucherschutzministerin Renate Künast den Anteil dick machender Zutaten nicht verringern. Laut einem Vorabbericht der "Welt am Sonntag" sagte Künast (Bündnis 90/Grüne), schon seit Monaten seien intensive Gespräche mit der Lebensmittelwirtschaft im Gange.

Künast: keine Bereitschaft der Lebensmittelindustrie zu gesünderen Produkten

Eine echte Bereitschaft zur Reduzierung der Anteile von Fett, Zucker und sonstigen Kohlenhydraten, sowie Salz in den von Kindern und Jugendlichen favorisierten Lebensmitteln sei nicht zu erkennen, sagte Künast. Auch eine bessere Kennzeichnung der Produkte zeichne sich nicht ab. Es sei auch nicht gelungen, die Unternehmen zu einer "ehrlicheren Werbung" zu bewegen. "Da tut sich nichts."

Die Ministerin sprach von einem "gravierenden, schleichend daherkommenden Problem". Grund für die zunehmende Fettleibigkeit von Kindern und Jugendlichen seien wenig Bewegung und zu viel fett- und kohlenhydratreiches Essen. Als Folge nähmen Gesundheitsschäden wie Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Probleme mit dem Bewegungsapparat rapide zu.

"Wir sitzen auf einem Pulverfass"

Dies habe schwer wiegende Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, warnte Künast. Rund ein Drittel der Krankenkassen-Ausgaben gingen bereits auf Erkrankungen zurück, die durch falsche Ernährung mit verursacht würden. "Wir sitzen da geradezu auf einem Pulverfass. Denn es werden noch ganz andere Kostendimensionen auf uns zukommen als diejenigen, die wir jetzt auf Grund der demographischen Entwicklung vor Augen haben." Zudem drohe schwerer seelischer Schaden. "Studien besagen, dass fettleibige Kinder unter demselben Psychostress stehen wie krebskranke Kinder während ihrer Behandlungsphase."

Überproportional von Fettleibigkeit betroffen seien Kinder aus sozial schwachen Familien und von Zuwanderern, hieß es. Die wichtigsten Fettmacher seien Chips, Pommes frites, Burger, Frühstücks- und Schokoladenriegel und stark zuckerhaltige Getränke. "Die Wirtschaft muss anfangen, alle diese Produkte in ihrer Zusammensetzung systematisch zu verändern", forderte Künast.

Sie warf den Lebensmittelunternehmen auch vor, ihre Werbung suggeriere versteckt, dass ihre Produkte die Gesundheit förderten, etwa mit dem Verweis auf "Extraportionen" von Inhaltsstoffen. "In Wahrheit nehmen die Kinder eine Extraportion Fett zu sich." Solche Werbestrategien seien weder ehrlich noch fair. Künast berichtete, ihr Ministerium erarbeite neue Grundsätze, die in eine EU-Richtlinie einfließen sollten.

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