Gebärmutterhalskrebs Testen statt impfen?

Eine Impfung soll Mädchen künftig gegen humane Papillomaviren und so vor Gebärmutterhalskrebs schützen. In Deutschland zahlen die Krankenkassen die knapp 500 Euro teuren Spritzen. In Entwicklungsländern, wo die Impfung dringender benötigt würde, kann sich das natürlich kaum jemand leisten.

Boston Wer ein 500-Euro-Medikament auf den Markt bringt, stößt selten auf Begeisterung der Krankenkassen. Nicht so bei Impfungen gegen humane Papillomviren (HPV): Als in Deutschland 2006 und 2007 die Impfstoffe Gardasil® und Cervarix® zugelassen wurden, reagierten die Kassen für ihre Verhältnisse fast euphorisch: Schon ab November 2007 übernahmen sie anstandslos Kosten von immerhin 450 Euro pro Kopf, um junge Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren gegen HPV zu impfen.

Zu verheißungsvoll erschien die Möglichkeit dieser "Impfung gegen Krebs": Humane Papillomviren gelten als Hauptrisikofaktor für Tumoren am Gebärmutterhals. Jedes Jahr erkranken 500.000 Frauen weltweit an diesem Krebs, 6500 allein in Deutschland. Doch die teuren Wirkstoffe sind ins Gerede gekommen: Einige Mädchen erkrankten oder starben nach den Injektionen - auch wenn sich ein Zusammenhang mit den Spritzen nicht beweisen ließ. Zudem haben Studien bisher keinen Nachweis erbracht, dass die HPV-Impfung wirklich Krebserkrankungen verhindert.

Begrenzter Nutzen

"Der Nutzen der Impfstoffe ist eher begrenzt", betonte am Freitag der Krebsforscher Douglas Lowy auf dem Jahreskongress der amerikanischen Wissenschaftsvereinigung AAAS in Boston. "Die Mittel wirken nur gegen bestimmte Viren-Typen. Und wenn eine Frau bereits infiziert ist, hilft eine nachträgliche Impfung wenig." Lowy gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet der HPV-Forschung und leitet seit vielen Jahren das Labor für zelluläre Krebsforschung am Nationalen Gesundheitsinstitut der USA. Es waren unter anderem seine Ergebnisse, die die Grundlage für die Entwicklung der HPV-Impfstoffe lieferten.

Die Impfung ist zu teuer

Eindringlich wies Lowy in Boston darauf hin, dass Gebärmutterhalskrebs vor allem ein Problem der ärmeren Länder ist: Dort leben 80 Prozent der erkrankten Frauen und Mädchen. "Aber für diese Länder ist eine Impfung zu teuer und zu ineffektiv: Nicht jede Infektion verursacht auch Krebs und es dauert eine ganze Generation, bis so viele Mädchen geimpft sind, dass die Viren wirklich zurückgedrängt werden."

Statt einer Impfung sollten Frauen in Entwicklungsländern intensiver auf krebsfördernde Papillomviren untersucht werden, so Lowy. Mit Hilfe einfacher Tests, die das Erbgut der Erreger, die DNA, erkennen und ohne großen medizinischen Aufwand überall eingesetzt werden können. Die ersten dieser DNA-Tests sind in den USA bereits auf dem Markt und sollen bald für verschiedene Entwicklungs- und Schwellenländer zugelassen werden, etwa für China. "Der jetztigen Generation dort helfen wir eher, wenn wir testen und infizierte Frauen behandeln, als wenn wir darauf warten, dass die Länder die für sie viel zu teure Impfung einführen", beendete Lowy seinen Vortrag in Boston.

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