Genforschung Erstmals Erbgut einer Frau entschlüsselt

Gleichberechtigung auch in der genetischen Forschung: Niederländischen Forschern ist es nach eigenen Angaben erstmals gelungen, die DNA einer Frau vollständig zu entziffern. Die Wissenschaftler erhoffen sich nun, die genetischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern besser zu verstehen.

Die 34-jährige Marjolein Kriek ist selbst eine Gen-Expertin. Nun hat sie ihr Erbgut der Wissenschaft zur Verfügung gestellt. Damit ist sie die erste Frau, dessen DNA Wissenschaftler vollständig entschlüsselt haben. "Es wurde Zeit, dass nach der Sequenzierung von vier Männern etwas für die Ausbalancierung der Geschlechter getan wird", sagte der Wissenschaftler Gert-Jan van Ommen, der maßgeblich an der Forschung beteiligt ist.

Das Erbgut von Frauen und Männern unterscheidet sich: Die Entzifferung des Genoms einer Frau soll laut van Ommen nun mehr Einblick in das X-Chromosom geben. Chromosomen sind Erbgut-Pakete, von denen der Mensch 23 Paare besitzt. Die Geschlechtschromosomen werden mit X und Y bezeichnet. Frauen haben zwei X- Chromosomen, Männer je ein X- und ein Y-Chromosom. "Weil das X- Chromosom in der Hälfte der Menschheit, den Männern, seine Arbeit alleine erledigen muss, gab es im Laufe der Entwicklung eine strengere Auswahl. Das X-Chromosom ist daher weniger veränderlich", sagte der Wissenschaftler. Die Ergebnisse sollen nach einer Überprüfung der Daten veröffentlicht werden.

"Das ist eine große Ehre"

Rund 40.000 Euro kostete nach Angaben der Universität die Entschlüsselung von Krieks Erbgut. Die verwendete Apparatur analysierte 22 Milliarden Basenpaare, sozusagen die Buchstaben der Erbinformation, die man dann zu Worten zusammensetzt. Angst vor dem Ergebnis hatte Kriek nicht: "Ich weiß absolut noch nicht, woran ich sterben werde", sagte sie. Bis auf sehr persönlicher Informationen - etwa über erhöhte Krankheitsrisiken - will sie ihre Daten der Wissenschaft gerne zur Verfügung stellen. "Das ist eine große Ehre", sagte sie.

2001 entschlüsselten Forscher erstmals Menschenerbgut. Damals stammte es aus einer Kombination mehrerer Spender. Später folgten unter anderem die Genome von James Watson, der die Helixstruktur der DNA mitentdeckt hatte, des Gen-Pioniers Craig Venter, eines Han-Chinesen und von zwei Afrikanern des Yoruba-Volkes. Neben dem Erbgut der vier Männer entschlüsselten Forscher auch schon das Genom von Säugetieren wie Schimpansen, Hunden, Katzen, Rindern und einem Schnabeltier.

Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren große Erfolge bei der Identifizierung von Genen gemacht, die etwa zu Krankheiten wie Krebs führen können. Neue Heilmethoden haben sich daraus allerdings noch nicht gegeben.

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