Ein US-Forscherteam hat weitere 14 Gene im menschlichen Erbgut identifiziert, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Darmkrebs spielen. An diesen Genen wies das Team insgesamt 46 krebsfördernde Mutationen nach. Der Fund könnte die Erkennung und Behandlung von Dickdarmtumoren mit maßgeschneiderten Medikamenten in der Zukunft einmal erheblich erleichtern, glauben die Forscher. Ihr Bericht erscheint im Wissenschaftsjournal "Science" (Bd. 300, S. 949) vom Freitag.
Das Team vom Howard Hughes Medical Institute der Universität Cleveland und der Case Western Universität (Cleveland) sowie der Johns Hopkins Universität in Baltimore konzentrierte sich in seiner Studie auf eine Gruppe von Enzymen, die Tyrosin-Kinasen. Die anomale Aktivität dieser Enzyme fördert und beschleunigt eine Reihe häufig vorkommender Krebsarten. Kinasen sind Enzyme, die andere Eiweißstoffe aktivieren.
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Maßgeschneiderte Medikamente in Zukunft möglich
Bei der Suche nach den Enzymen, die bei Darmkrebs aktiviert sind, registrierten die Forscher 138 Treffer bei den Tyrosin-Kinasen. Diese verglichen sie dann mit weit über 100 Darmkrebs-Zelllinien und stießen dabei auf die bisher unbekannten Mutationen. Deren Analyse lasse den Schluss zu, dass wenigstens 30 Prozent aller Dickdarmtumoren auf die Mutation in einer oder mehreren Kinasen zurückzuführen ist, sagte Bert Vogelstein (Johns Hopkins), ein an der Studie beteiligter international führender Darmkrebsforscher.
Dies sei ein sehr positives Ergebnis, weil es damit möglich werden könnte, die Aktivität der Kinasen medikamentös zu stoppen und damit auch dem Krebs Einhalt zu gebieten. "Wir stellen uns vor, in der Zukunft (mit diesem Verfahren) Krebstherapien maßschneidern zu können", sagte Vogelstein. "Jeder Patient mit Darmkrebs könnte sich einer diagnostischen Analyse unterziehen, die zeigt, welche Kinasen (in seinen Krebszellen) durch Mutation aktiviert sind... Anschließend könnte er mit einem Medikament behandelt werden, das ganz speziell nur diese Kinasen außer Gefecht setzt."