Hirschhausens Sprechstunde Der Hund, der eine Katze ist

Gemeinsam zu laufen bringt Spaß und tut Körper und Seele gut
Gemeinsam zu laufen bringt Spaß und tut Körper und Seele gut
© Colourbox
Immer, wenn wir uns nicht motivieren können, ist der innere Schweinehund daran schuld. Ein völlig falsches Bild! Denn der ist eigentlich eine Katze - und die lässt sich am besten mit ein paar Tricks überwinden.

Als Freund der Sprache hat es mich schon immer gestört, dass wir im Deutschen vom inneren Schweinehund sprechen, wenn wir die Mühen der Selbstmotivation meinen. Ruf einen Hund - und er kommt. Ruf eine Katze, und sie hat einen Anrufbeantworter - sie meldet sich, wenn ihr danach ist. Zeigen Sie mir irgendwo auf der Welt einen blinden Menschen, der statt eines Hundes an seiner Seite eine Katze will! Auch das Schwein in Schweinehund kommt mir unpassend vor, habe ich doch im Zirkus artistische Schweindressuren gesehen, nie aber etwas Beeindruckendes von Hauskatzen. Raubkatzen zählen nicht! Worauf ich hinauswill: In uns wohnt eine Katze, die will auf dem Sofa liegen bleiben. Hunde und Schweine aber sind gesellig - und da ist der innere Schweinehund am leichtesten zu packen.

Geben Sie doch mal "piano stairs" bei Youtube ein. Das Video, das Sie dann finden dürften, ist das beste Beispiel, wie man Verhalten ändert: indem das Neue mehr Spaß macht. Treppenstufen einer U-Bahn-Station in Schweden wurden mit weißen und schwarzen Folien beklebt, darunter elektronische Kontakte montiert, sodass jeder Tritt auf eine Stufe einen Ton erzeugt, jeder Gang eine kleine Melodie. Vorher war die Treppe grau, und die Rolltreppe lockte mit der Aussicht auf Stillstand und Beförderung in einem. Jetzt, da die Treppe in Schwarz und Weiß zum Spielen einlud, stimmten die Menschen im wahrsten Sinne mit ihren Füßen ab: 66 Prozent mehr als zuvor wählten die "anstrengende" akustische Variante. Viele sprangen sogar mehrfach zwischen den Stufen hin und her - einfach aus Spielfreude.

Herzerwärmen und Fettverbrennen

Ein weiteres Beispiel, wie sich die innere Katze überwinden lässt, wird in London praktiziert: Die Website www.thegoodgym.org verkuppelt Laufwillige, die sich schwer aufraffen können, mit Alten, die sich tatsächlich nicht mehr aufraffen können. Die Jogger wählen ihre Route so, dass sie an mindestens einem Menschen vorbeikommen, der sich über ein "Hallo - wie geht's?" freut. Klar macht es mehr Spaß, zu jemandem zu laufen als nur gegen sich und die Katze. Es tut meinem Körper gut - und einer einsamen Seele - damit auch wieder meiner. Herzerwärmen und Fettverbrennen gleichzeitig! Nach dem gleichen Prinzip gehen Herzkranke auch lieber zum gemeinsamen Tanzen als in eine "Koronarsportgruppe", wobei der Bewegungseffekt durch Freude und Ausdauer dem spartanischen Ansatz auch deshalb überlegen ist, weil man länger bleibt.

Eine Runde Gassi mit dem Schweinehund

Ich glaube, dass Menschen sich schlechter durch ein schlechtes Gewissen zum Guten verändern lassen, als freiwillig mit Freude und Freunden. Freud suchte die Gründe für unsere inneren Widerstände im Inneren und bei den großen traumatischen Belastungen. Moderne Psychologen sehen die Chancen im Außen, im Miteinander und in der Summe der kleinen positiven Belastungen.

Ich wage eine Blickdiagnose: einen Blick aus dem Heft auf - Sie! Sie, die dieses Heft zum Thema "Wie man sein Leben ändert" bis zur letzten Seite gelesen haben. Sie sind besser, als Sie denken! Und jetzt hören sie einfach auf zu lesen und zu denken, gehen Sie noch mal vor die Tür eine Runde Gassi mit dem Schweinehund. Sie haben keinen? Erzählen Sie mir nichts vom Pferd. Ich geh im Geiste mit, versprochen!

GesundLeben
Eckart von Hirschhausen

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