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Tipps von Biohackerin Keine Lust auf Sex und immer schlechte Laune? Eine Midlifecrisis der Zellen könnte dahinterstecken – so kommen Sie raus

Ein Mann liegt im Bett
Fehlt die Energie, schwächelt oftmals auch die Libido.
© Westend61 / Imago Images
Sie pfeifen permanent aus dem letzten Loch? Wenn Energie bei Ihnen zur Mangelware geworden ist, könnten Ihre Zellen schuld an dem Schlamassel sein. Eine Biohackerin weiß, was Sie wieder in Schwung bringt.

Es gibt diese Tage, an denen nichts mehr geht. An denen man "schwach wie Flasche leer" ist, wie es einst Fußballcoach Giovanni Trapattoni in seiner berühmt gewordenen Wutrede formulierte. Kein Schlaf der Welt kann etwas gegen diese Müdigkeit ausrichten, die sich gern zur Lebensmitte einstellt, aber auch dauergestresste Jüngere treffen kann. Das Energielevel dümpelt dann vornehmlich im Minusbereich herum, die Laune ebenso und die Libido ist in Frührente. Spaß macht das alles nicht.

Wer danach fragt, was es eigentlich ist, was uns das Leben so schwer macht, öffnet die Büchse der Pandora. Ursachen gibt es viele. Eine davon ist in unseren Zellen zu finden. Sie können sich, vereinfacht beschrieben, in einer Art Midlifecrisis befinden, sind träge geworden, arbeiten fehlerhaft. Schuld daran sind wir selbst. Biohackerin Molly Maloof weiß, wie wir unsere Zellen und damit uns selbst wieder in Schwung bringen.

Maloof forscht an den sogenannten Kraftwerken der Zellen, den Mitochondrien. Sie kümmern sich um die Energieversorgung des Organismus. Dafür produzieren sie Adenosintriphosphat. Das ist ein "Zwischenspeicher für Energie und eine universelle Energiequelle, die in allen Geweben verwendet werden kann", ist auf der Seite der Max-Planck-Gesellschaft nachzulesen. Läuft bei diesem Prozess etwas fehlerhaft, kann das Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Herzkrankheiten, Demenz, Haarverlust, Taubheit – die Liste möglicher gesundheitlicher Folgen einer Dysfunktion der Mitochondrien ist lang. Energietiefs gehören dazu.

Die Zellen leiden unter unserem Lebensstil

"Wir befinden uns in einer kollektiven Energiekrise, und die Müdigkeit, die so viele von uns plagt, ist im Grunde das Ergebnis einer mitochondrialen Dysfunktion", so Maloof gegenüber "The Telegraph". Ein Zustand, den wir ihrer Meinung nach selbst befeuert haben. Es handele sich dabei schlicht um "eine Folge unseres Lebensstils". Demnach greifen dabei gleich mehrere der Gesundheit abträgliche Verhaltensweisen ineinander. Eine Überraschung sind sie nicht: Zu viel Sitzerei am Schreibtisch, zu wenig Bewegung allgemein, kontinuierlicher Alkoholkonsum sowie verbesserungswürdige Ernährung. Dieser Mix mache, so Maloof, "den Motor der Zellen kaputt".

Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Möglichkeiten zu finden, diesen biologischen Auswirkungen etwas entgegensetzen. Dafür nutzt sie Biohacking. Was erst einmal extrem invasiv klingt, ist im Grunde nicht mehr, als ein bewussterer Umgang mit dem Körper. Ist der Blutdruck im Normalbereich? Wie gut ist der Schlaf? Wie hoch der Cholesterinwert? Solche und mehr Faktoren werden überwacht, beispielsweise mit einer aufgerüsteten Smartwatch, Veränderungen analysiert und an den entsprechenden Stellschrauben gedreht, wenn ein Biomarker aus dem Lot ist. Wichtig dabei, jeder Körper arbeitet anders. Was bei Frauen funktioniert, muss bei Männern noch lange nicht helfen. Auch die Hormone mischen mit. 

Vier Tipps von Maloof gegen das Energietief

  1. Stress verstehen
    Stress muss nichts Schlechtes sein. Richtig eingesetzt, wirkt er sogar wie ein positiver Push auf die Mitochondrien und animiert diese zu einer gesteigerten Energieproduktion, wir sind belastbarer. Zu viel Stress hingegen bewirkt das Gegenteil, es kommt zu einer Art Überforderung der Mitochondrien. "Wenn die Nachfrage die Kapazität übersteigt, bricht der Körper zusammen", so die Forscherin. Ist dieser Punkt erreicht, helfe Intervallfasten und Hochintensität-Intervall-Training. Maximal 90 Minuten in der Woche Training, empfiehlt Maloof. Ausreichend Ruhetage sollten eingerechnet werden. Mindestens 12 Stunden am Tag sollte gefastet und nur innerhalb eines fixen Zeitraums gegessen werden. 
  2. Training mit Gewichten
    Wer viel sitzt, sollte das bei der Wahl des Sports berücksichtigen. Gerade Frauen 50 plus empfiehlt die Biohackerin knochenstärkende Übungen. Dazu gehören solche, in denen gehüpft und gesprungen wird, aber auch das Training mit Gewichten. Maloof rät zu schweren Gewichten und wenigen Wiederholungen. 
  3. Thermogenese
    Bei Thermogenese geht es um die Produktion von Wärme durch Stoffwechselaktivität. Gemeint sind kleine Aktivitäten, die Energie verbrauchen. Maloof nennt das Bügeln in den Werbepausen als Beispiel oder mehr Gehen statt Fahren. Ohnehin empfiehlt Maloof täglich mindestens 7500 Schritt zu gehen, besser noch wären mehr als 11.000.
  4. Liebe
    Ja, es ist so einfach. Oxytocin gehöre zu den "wichtigsten Faktoren, die wir für die menschliche Gesundheit, das Glück und die Langlebigkeit kennen", sagt Maloof. Es schütze nicht nur die Herzgesundheit, sondern auch die MItochondrien. "Wir brauchen also liebevolle soziale Beziehungen, um zu gedeihen", so die Biohackerin.

Quelle: The Telegraph, Max-Plack-Gesellschaft

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