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Aromatherapie Gesundheit geht durch die Nase

Dampfbad zum Beispiel mit Kamillenblüten: schadet nie bei Schnupfen
Dampfbad zum Beispiel mit Kamillenblüten: schadet nie bei Schnupfen
© Colourbox
Düfte haben einen schnellen Draht zum Gehirn: Keine andere Sinneswahrnehmung kann unser Wohl und Weh so spontan beeinflussen. Aber ätherische Öle mag nicht jeder - und sie können Allergien auslösen.

Sympathie geht bekanntlich durch die Nase. Ob wir jemanden oder etwas riechen können, entscheiden wir binnen Sekunden: Gerüche wirken stärker auf unsere Stimmung als Töne oder Farben. Düfte machen zum Beispiel Lust aufs Essen, wecken Erinnerungen, lösen spontane Glücksgefühle aus. Gerüche, die wir mögen, bereiten den Körper auf die Verdauungsarbeit vor und stärken sogar das Immunsystem. Angenehme Aromen können daher unsere Lebensfreude fördern - und unter Umständen sogar die Gesundheit.

Bei einer Aromatherapie werden ätherische Öle entweder mit Wasserdampf inhaliert, als Badezusatz verwendet oder direkt in die Haut einmassiert. Manche Substanzen sollen beleben, andere beruhigen oder den Schlaf fördern. Aroma-Therapeutinnen setzen ätherische Öle gezielt bei bestimmten Symptomen ein.

Allerdings konnte nur in wenigen Fällen ein eindeutiger therapeutischer Effekt nachgewiesen werden. Aber schon wegen der wohltuenden Wirkungen können Düfte medizinisch sinnvoll sein. Brustwickel und Fußbäder mit Thymianzusatz können lästige Erkältungen erleichtern. Bei Kopfschmerzen hilft vielen Menschen Pfefferminz- oder Basilikumöl, bei Magenschmerzen Angelikaöl, bei Gelenkschmerzen Zypressenöl. Aber Vorsicht: Ätherische Öle können die Haut reizen, fast alle können Allergien auslösen, manche sind in hochkonzentrierter Form sogar giftig. Experimentieren Sie nicht auf eigene Faust, fragen Sie lieber vorher Ihre Ärztin oder den Apotheker.

Das steckt dahinter:

Seit Tausenden von Jahren nutzen Heilkundler der unterschiedlichsten Kulturen wohlriechende Substanzen, vor allem ätherische Öle. Als eigenständige Behandlungsmethode gibt es die Aromatherapie aber erst seit gut 70 Jahren. Als Begründer gilt der französische Chemiker René-Maurice Gattefossé. Durch einen Labor-Unfall wurde er zufällig auf die ätherischen Öle aufmerksam: Bei einer Explosion verbrannte er sich die Hände und übergoss sie mit zufällig bereitstehendem Lavendelöl. In den nächsten Tagen merkte er, dass die Verbrennungen erstaunlich rasch abheilten und keine Narben hinterließen. 1937 veröffentlichte er sein Standardwerk zum Thema.

So wirkt's:

Vor allem Massagen und das Einreiben mit duftenden Pflanzenölen wirken nachweislich entspannend und Angst lösend. Der wohltuende Effekt hält jedoch meist nicht lang an. Labortest lieferten Hinweise darauf, dass Ölmoleküle, die über die Atemwege oder die Haut aufgenommen werden, den Körper und seine Organe direkt beeinflussen können. Teebaumöl kann sogar Bakterien bekämpfen. Es gibt jedoch keine Belege, dass sich mit Aromatherapie Krankheiten heilen lassen.

Das sagt der Experte:

Edzard Ernst leitet die Abteilung für Komplementärmedizin an der britischen Universität Exeter. Er beschäftigt sich seit langem mit der Wirksamkeit alternativer Heilmethoden und hat viele Verfahren getestet.
Sein Urteil: Aromatherapie wird häufig als entspannend empfunden, insbesondere die Massage mit stark duftenden Ölen. Es ist weitgehend offen, ob dieser Effekt auf die sanfte Massage oder, wie Aroma-Therapeuten behaupten, auf die spezifischen Effekte der ätherischen Öle zurückzuführen ist.

Rüdiger Braun

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