Wollen Sie wissen, wie man sich auf einer Party in Sekunden schnelle ins gesellschaftliche Abseits katapultiert? Dann habe ich hier einen todsicheren Tipp: Warten Sie bis kurz nach elf, stellen Sie sich zu einer größeren Gesprächsrunde und dann sagen Sie mit heiterer Stimme: Ja, es tue Ihnen leid, aber Sie müssten gehen, weil McDonald's den Asia-Burger mit Extra-Senf-Sauce morgen aus dem Programm nimmt. Von diesem Augenblick an werden Sie mit vorwurfsvollen Blicken geächtet werden. Wobei das noch die gütige, christliche Reaktion ist. Es wird Menschen geben, die sich mit angewidertem Gesicht abwenden werden, als sei irgendwo in der Wohnung eine Toilette am Überlaufen. Woher ich das weiß? Ich habe neulich auf einer Party gesagt, es tue mir leid, aber ich müsse jetzt gehen, weil der Asia-Burger mit Extra-Senf-Sauce bei McDonald's am nächsten Tag aus dem Programm genommen werde.
Ja, ich gestehe:
Ich bin ein Fast-Food-Junkie. Kein leichtes Schicksal. Aber es ist nun mal so: Für meine seelische Ausgeglichenheit habe ich den BigMäc genauso nötig wie meine Freundin Nina ihr Tantra-Power-Yoga. Doch in Zeiten, in denen Globalisierungsgegner vor McDonald's-Filialen für eine gerechtere Welt demonstrieren, macht man sich schnell verdächtig, wenn man offen bekennt, dass man den Hamburger-Royal-TS für ein kulinarisches Meisterwerk hält. Dabei sind die mehr als 1.200 McDonalds-Läden in Deutschland alles andere als Bollwerke des bösen amerikanischen Turbo-Kapitalismus. Es sind Frieden stiftende Begegnungsstätten zur schnellen Nahrungsaufname. Sie glauben mir nicht? Dann nennen Sie mir mal von den Ländern, die die Amerikaner in den vergangenen Jahren angegriffen haben, ein einziges mit McDonald's-Filiale.
John Lennon hat einmal gesagt, dass die Beatles größer sind als Jesus Christus. Wahrscheinlich wäre Lennon wirklich imstande von den Toten aufzuerstehen, wenn er erfahren würde, dass die goldenen Bögen von McDonald's heute bekannter sind als das christliche Kreuz. Ja, das klingt jetzt bedrückend, aber wenn man so will, hat der BigMäc Jesus Christus den Rang abgelaufen. Wie konnte das passieren? Hat Günter Wallraff sich vergebens als Türke Ali bei McDonald's eingeschlichen, um sklavenartige Arbeitsbedingungen anzuprangern? Das vielleicht nicht, nur schmeckten die Chicken McNuggets den Menschen nach Wallraffs Enthüllungen noch genauso gut wie vorher.
Mir schmeckt es auch. Deswegen beunruhigt es mich natürlich, dass McDonald's angekündigt hat, mehr Salate und gesundheitsorientierte Snacks anzubieten. Für einen BigMäc-Liebhaber klingt das bedrohlich. An der neuen Gesinnung sind womöglich ein paar durchgeknallte amerikanische Teenager Schuld, die McDonald's wegen ihrer Fettleibigkeit verklagt haben. Gut, ich könnte mir auch vorstellen, ein paar Verbesserungen einzuklagen: Die Plastiksitze sind zu hart, der rothaarige Clown Ronald ist albern und überholt, und ein McDonald's-nach-Hause-Bringdienst ist seit Jahren überfällig. Nur eines darf sich bitte niemals ändern: das Essen.