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Unbeschwert leben Marie Kondo hat recht: Eine Psychologin erklärt, warum Aufräumen glücklich macht

"Aufräumen mit Marie Kondo" - eine Szene aus der Netflix-Doku
Szene aus der Netflix-Serie "Aufräumen mit Marie Kondo": Die Aufräumexpertin hilft Familien beim Entsorgen von Altlasten
© Denise Crew/Netflix/ / DPA
In der Garage stapeln sich die Kartons und der Kleiderschrank platzt aus allen Nähten: Es kann gut tun, sich von unnützen Dingen zu trennen. Eine Psychologin erklärt, woran das liegt - und warum man es mit dem Hausputz dennoch nicht übertreiben sollte.

Aussortieren, ausmisten, wegwerfen - es gibt unzählige Begriffe für den Vorgang des Aufräumens und sie eint eine Verheisung: Wer es schafft, sich von Unrat und Überflüssigem zu trennen, der wirft alten Ballast ab, macht sich frei, schafft Raum für Neues.

Der Streamingdienst Netflix widmet der Lust am Aufräumen eine ganze Serie: "Aufräumen mit Marie Kondo". In acht Folgen entrümpelt die Expertin die Haushalte US-amerikanischer Paare. Ihre Methode ist sehr simpel und lässt sich auf einen einfachen Satz herunterbrechen: "Was in dir keine Freude auslöst, kann weg". Am Ende einer jeden Folge sind die Häuser und Wohnungen nur noch halb so voll - und die Bewohner dafür umso glücklicher. Einige berichten von therapeutischen, ja heilsamen Effekten. Das Aufräumen habe sie erkennen lassen, was im Leben wirklich zählt. Wie wichtig der familiäre Zusammenhalt sei. Leichter und unbeschwerter fühlen sich fast alle.

Aufräumen setzt unser Belohnungssystem in Gang

Doch ist es wirklich so einfach? Führt uns Aufräumen und Ausmisten zu mehr Glück? Grundsätzlich schon, sagt die Diplom-Psychologin Sandra Jankowski.

"Wenn wir uns das Ziel setzen, zum Beispiel die Wohnung zu putzen, und dieses Ziel erreichen, werden Glückshormone ausgeschüttet", sagt sie. "Das sind Belohnungs- und Motivationssysteme, die es auch in anderem Zusammenhang gibt, beim Leistungssport etwa."

Mit einem ähnlichen Mechanismus kann auch das große Ausmisten und Wegwerfen überflüssiger Dinge glücklich machen. "Das liegt dann aber nicht daran, dass ich nachher weniger habe", sagt Jankowski, die auch Mitglied im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) ist. Glücklich mache dann vielmehr, dass man sich als Einzelperson oder Familie ein Ziel setzt und es erreicht. "Dafür muss ich nicht unbedingt ausmisten, dieses Ziel kann genauso auch eine Weltreise sein."

Manche Menschen erreichen beim Putzen und Aufräumen zudem den sogenannten Flow. Der kann immer dann eintreten, wenn man eine gute Routine für etwas entwickelt und die Tätigkeit dabei nicht zu stressig, aber gleichzeitig auch nicht zu simpel ist. "Dieses Flow-Erlebnis sorgt dann dafür, dass das Putzen sogar eine entspannende, meditative Wirkung hat", sagt Jankowski.

Es gibt Aufräum-Menschen und Chaos-Menschen

Das muss aber nicht bei jedem Menschen so sein - sowohl der Flow als auch die Hormon-Belohnung für erfolgreiches Aufräumen sind eine Typfrage. "Genauso gibt es auch Menschen, die ihr kreatives Chaos brauchen, um glücklich zu sein", sagt Jankowski. Entscheidend sei hier zum Beispiel die Sozialisation. "Das ist auch nicht festgelegt, solche Prägungen können sich im Laufe des Lebens immer wieder ändern."

Und genauso kann die Begeisterung fürs Aufräumen irgendwann in einen Putzzwang umschlagen, warnt die Expertin. Wann und ob sich eine solche Störung entwickelt, sei aber schwer vorauszusagen. Dabei spielt zum Beispiel auch die genetische Veranlagung eine Rolle. Klar ist aber, wann der Zwang ein Problem ist - nämlich dann, wenn das Putzen nicht mehr glücklich macht: "Wenn ich darunter leide, dass ich ständig putzen muss und damit wichtige Bereiche im Leben vernachlässige."

Tobias Hanraths/ikr DPA

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