Neue Medikamente gegen Krebs sollen in Zukunft viele Tumor-Operationen überflüssig machen. Das berichteten Wissenschaftler verschiedener Forschungseinrichtungen beim »Onkoforum« in Frankfurt am Main, das über die aktuelle Tumorforschung informierte. Krebs ist mit 340 000 Neuerkrankungen und 210 000 Todesfällen pro Jahr nach Herz- Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Ursache eines vorzeitigen Todes.
Große Erwartungen knüpfen die Experten an maßgeschneiderte Medikamente. Deren Ziel ist es, die Tumorzellen abzutöten, ohne gesunde Zellen zu belasten. An solchen »spezifischen Therapien« arbeiten auch Forscher am Frankfurter Georg-Speyer-Haus. Sie vergleichen, welche Gene in gesunden Zellen und welche in Tumorzellen aktiv sind. »Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat der Krebsforschung völlig neue Möglichkeiten eröffnet«, sagte der Direktor des Forschungszentrums, Prof. Bernd Groner. Das erste spezifisch wirkende Krebsmittel wurde in Deutschland im September 2000 zugelassen. Herceptin wirkt nur bei Brustkrebs-Patientinnen, die ein verändertes HER2-Gen haben und damit bei etwa 30 Prozent.
Heute seien auch die Möglichkeiten, Krebs ohne Operation zu heilen, viel besser als vor 20 Jahren, sagte der Direktor der Frankfurter Universitäts-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Prof. Manfred Kaufmann. 1980 konnten ihm zufolge erst 3 Prozent aller Brustkrebs-Patientinnen allein durch Chemotherapie kuriert werden, inzwischen seien es 20 Prozent.
Auch bei anderen Tumorerkrankungen überleben immer mehr Menschen
Die Sterblichkeit durch Krebs sei seit 1985 um 20 Prozent zurückgegangen, berichtete der Chemienobelpreisträger von 1988, Hartmut Michel, der Direktor am Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt ist.
Besonders groß seien die Erfolge beim Blutkrebs (Leukämie), hieß es. Die Erneuerung der Blutbildung mit Hilfe von adulten Stammzellen ist seit Jahrzehnten ein bewährtes Verfahren. In der Hälfte der Fälle würden Menschen durch eine Stammzellen-Transplantation geheilt, sagte Frankfurter Leukämie-Experte Prof. Dieter Hoelzer. Die Möglichkeit zum Import embryonaler Stammzellen begrüßte er als »sehr sinnvolle Entscheidung«, sieht aber in den nächsten Jahren noch keine klinisch anwendbaren Erfolge daraus erwachsen.
(Quelle: dpa)