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Pandemie Vogelgrippe könnte Millionen Menschen töten

Laut Statistik ist die nächste Pandemie von den Ausmaßen der Spanischen Grippe überfällig. Als möglichen Killer von morgen haben Virologen besonders das Vogelgrippe-Virus im Visier.

Jeder fünfte Erdenbürger könnte erkranken und viele Millionen sterben, sollte sich ein besonders gefährliches Vogelgrippevirus weltweit unter Menschen ausbreiten. Namhafte Virologen rechnen damit, dass die nächste weltweite Grippe-Epidemie wahrscheinlich durch eine genetische Veränderung des derzeit in Südostasien grassierenden Vogelgrippevirus ausgelöst wird. Etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung würden sich anstecken und schwer leiden. Wenigstens 30 Millionen Menschen müssten ins Krankenhaus, und jeder vierte dieser Patienten würde sterben, warnen renommierte Mediziner im britischen Fachjournal "Nature" vom Donnerstag.

Appell für Herstellung von Grippe-Impfstoff

Die Herausgeber des Wissenschaftsjournals sind so besorgt über die Gefahr, dass sie zahlreiche Nachrichtenbeiträge und Kommentare der jüngsten "Nature"-Ausgabe der Vogelgrippe gewidmet haben. Zu den Autoren gehören der für Infektionen zuständige Direktor bei den Nationalen Gesundheitsforschungsinstituten der USA (NIH), Anthony Fauci, der Aidsforscher David Ho (New York) sowie Albert Osterhaus (Rotterdam), Michael Osterholm (Minneapolis) und Robert Webster (Memphis).

Der Kampf um das Leben von Millionen Menschen wäre aus Sicht dieser Experten aber nicht alles. Eine Epidemie der befürchteten Größe würde auch ein weltwirtschaftliches Desaster nach sich ziehen - schlimmer als alles, was eine Gesundheitskrise je ausgelöst hat. Die Experten appellieren deshalb an die Industrienationen, ganz speziell an die G8-Staaten, Mittel für die Entwicklung eines neuen Typus von Grippe-Impfstoff bereitzustellen, der den weltweit Bedarf weitaus schneller als bisher decken würde.

Einige Experten glauben, dass Impfstoffe für Geflügel Vorrang haben sollten. Wenn es gelänge, Erreger der Vogelgrippe bei Hühnern und anderem Federvieh unter Kontrolle zu halten, könnte die Menschheit noch etwas Zeit bis zur großen Katastrophe gewinnen, sagen sie.

Wie ein "Supervirus" entsteht

Auf vier Wegen kann aus einem "normalen" Grippevirus ein weltweiter Killer werden. "Shift" nennen Forscher die genetische Neukombination aus einem menschlichen und einem tierischen Virus.

Dazu kann es im Schwein kommen, das sich leicht sowohl mit Vogelviren als auch mit vor allem beim Menschen verbreiteten Influenza-Erregern anstecken kann. Aber auch im Menschen ist ein "Shift" möglich, wenn etwa ein Vogelvirus auf ein herkömmliches menschliches Grippevirus trifft und es zwischen beiden zu einem genetischen Austausch kommt. Verändern kann sich aber auch ein einzelner Virusstamm durch Mutation. Ein solcher"Drift"-Prozess ist im Schwein ebenso möglich wie direkt beim Menschen.

Angst vor dem "Supervirus"

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf hat mehrfach vor dem Ausbruch einer solchen gefährlichen Grippe gewarnt. Ein hochgefährlicher Erreger könnte entstehen, falls sich das derzeit in Asien grassierende Vogelgrippevirus genetisch so verändern sollte, dass es auch ganz leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Bislang gibt es für eine solche Übertragung erst drei bestätigte Fälle nach sehr engem Kontakt mit Infizierten. Ansonsten wurde der Krankheitserreger von Tieren auf Menschen übertragen.

Eine weitere Möglichkeit zur Entstehung gefährlicher Erreger wäre, dass sich Vogelgrippeviren mit Menschengrippeviren zu einem neuen "Supervirus" vermischen. Es wäre so tödlich wie der Erreger der Vogelgrippe und so übertragbar wie das Menschengrippevirus. Ob und wann ein solches Virus entsteht, kann kein Experte vorhersagen. Im vergangenen Jahrhundert gab es drei große weltweite Grippewellen, die durch besonders gefährliche Virenstämme ausgelöst worden waren.

Sollte es zu einer solchen Grippe-Pandemie kommen, dann reichen die derzeitigen Kapazitäten zur Produktion der Impfstoffe voraussichtlich nicht aus. Derzeit werden jährlich etwa 300 Millionen Dosierungen produziert - viel zu wenig für eine Pandemie-Bekämpfung.

Seit der ersten Entdeckung der aktuell grassierenden Vogelgrippe vor eineinhalb Jahren sind in Vietnam, Thailand und Kambodscha mehr als 50 Menschen gestorben.

DPA

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