Wie Rudolf-Werner Dreier, Pressesprecher der Universitätsklinik, stern.de besträtigte, konnte eine interne Untersuchungskommission der Universität die Schuld von Andreas Schmid und Lothar Heinrich belegen. "Das Geständnis der beiden war Reaktion auf unsere Suspendierung", sagte Dreier. "Die von uns eingesetzte Untersuchungskommission hatte die beiden vorher angehört."
Um die Vorfälle zu untersuchen, hat sich Uni-Rektor Wolfgang Jäger zu drastischen Schritten entschlossen: Die Hochschule wird die gesamten Aktivitäten der Freiburger Sportmedizin während der vergangenen 20 Jahre auf den Prüfstand stellen. Zudem soll die sportmedizinische Betreuung von etwa 1500 Spitzensportlern aus acht Sportarten vorerst ausgesetzt werden. "Bis zur Aufklärung beschließt der Vorstand, die Betreuung aller Hochleistungssportler ab sofort einzustellen", sagte Jäger. Die medizinische Versorgung von etwa 6000 Nicht-Profisportlern pro Jahr laufe jedoch weiter.
Externer Gutachter soll Vorfälle untersuchen
Lassen diese drastischen Schritte noch weitere Verfehlungen vermuten? "Wir befürchten keine weiteren Fälle, aber es muss rückhaltlos aufgeklärt werden", sagte Dreier stern.de. "Für die betroffenen Mitarbeiter ist es sehr hart - davon sind auch Jobs betroffen."
"Um diese Sachen rückhaltlos aufzuklären hat der Rektor der Universität entschieden, explizit nur externe Experten zur Aufklärung der ganzen Sache zu berufen", sagt Dreier. Daher wurde die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gebeten, Gutachter für eine Evaluierungskommission zu benennen. "Wir möchten die Uni Freiburg von solch unethischem Verhalten freihalten", sagte Jäger.
Uni-Rektor befürchtet Imageschaden
Bis in die Morgenstunden hatte das Rektorat eine Krisensitzung abgehalten, nachdem die bereits suspendierten Ärzte am Mittwochabend ihr Schweigen gebrochen und in persönlichen Erklärungen eingeräumt hatten, als Mannschaftsärzte des ehemaligen Team Telekom Doping-Praktiken in den 90er Jahren unterstützt zu haben.
Die Hochschule befürchtet in ihrem 550-jährigen Bestehen nun unmittelbare finanzielle Folgen aus dem Skandal. "Ich gehe davon aus, dass drittmittelfinanzierte Stellen wegfallen", sagte Jäger. Ob das Doping-Mittel EPO aus Apotheken der Universitätsklinik stammt, konnte Rektor Jäger nicht sagen. "Ich mache mir große Sorgen und möchte möglichst rasch hier reine Verhältnisse haben", sagte er. "Der Imageschaden ist gewaltig", räumt auch Dreier ein. "In allen Rankings der letzten Jahre war Freiburg immer in den Top drei."
SC Freiburg beendet ebenfalls Zusammenarbeit
Die Freiburger Sportmedizin war schon öfter im Mittelpunkt von Doping-Ermittlungen: Der 2000 gestorbene frühere deutsche Olympia- Arzt Joseph Keul stand im Verdacht, in Freiburg Dopingforschung betrieben zu haben. Der heute in Südafrika lebende Armin Klümper war der Leibarzt der vor 20 Jahren an einem Allergie-Schock gestorbenen Siebenkämpferin Birgit Dressel, konnte dafür aber juristisch nie belangt werden.
Auch der SC Freiburg beendete seine Zusammenarbeit mit Schmid, der den Fußball- Zweitligisten als Mannschaftsarzt betreut hatte. "In dem Moment, wo Doping bewiesen ist, müssen wir uns distanzieren und leider sagen, dass man sich trennen muss", sagte Freiburgs neuer Manager Dirk Duffner. SC-Präsident Armin Stocker betonte, bis zum Mittwoch habe auch für Schmid die Unschuldsvermutung gegolten.