Mit Ärger umgehen Richtig Dampf ablassen: Warum manchmal eben doch nur meckern hilft

Eine Frau guckt wütend, aus ihren Ohren kommt Dampf.
Wut sollte man nicht unterdrücken, sondern gezielt rauslassen. 
© SIphotography / Getty Images
Wir Deutschen haben viele Talente. Meckern ist eines davon. Egal, ob das Wetter oder die politische Situation – wir beschweren uns gerne lautstark und wortreich. Aber warum ist das eigentlich so – und ginge es nicht vielleicht auch anders?

Alles wird immer teurer. Die Corona-Regeln sind ätzend. Die Politiker machen doch eh, was sie wollen. Und überhaupt: Es ist kalt, nass und windig draußen. Na, erkennen Sie sich in einem oder mehreren dieser Sätze wieder? Kein Wunder – denn wir Deutschen sind wahre Experten, wenn es um Meckern und Nörgeln geht. Ja, die aktuellen Krisenzeiten bieten tatsächlich viel Zündstoff für ausgiebige Beschwerden – aber könnten wir unserem Ärger nicht auch anders Luft verschaffen?

Hier lautet die eindeutige Antwort: Kommt drauf an. Grundsätzlich ist meckern erstmal nicht unbedingt der beste Umgang mit handfesten Ärgernissen. Das liegt einfach daran, dass es meistens wenig lösungsorientiert stattfindet. Vielleicht kennen Sie das von sich selbst: Sie drehen sich immer wieder um die gleichen Probleme, beschweren sich über das Wetter oder die Nachrichten – aber können daran eigentlich nicht wirklich etwas ändern.

Warum wir überhaupt Meckern

Aber warum meckern wir dann überhaupt? Wie so oft liegt der Ursprung in unserer Sozialisation. Wenn wir als Kinder gelernt haben, dass wir durch Meckern bekommen, was wir wollen, dann neigen wir in der Regel auch als Erwachsene eher dazu, uns über Dinge lauthals zu beschweren. Gleiches gilt, wenn unsere Eltern selbst zur Fraktion der ambitionierten Nörgler gehören.

Meckern erfüllt aber auch immer einen bestimmten Zweck. Auf der einen Seite dient es natürlich als willkommenes Ventil, um unserem Ärger Ausdruck zu verschaffen. Auf der anderen Seite wollen wir damit aber eben oft auch das Mitgefühl unserer Mitmenschen erwecken. Und tatsächlich kann es unsere Verbindung zu anderen Menschen stärken, wenn wir uns gemeinsam mit ihnen über Dinge empören.

Macht Meckern glücklich?

Aber: Ständiges Meckern macht uns trotzdem nicht glücklich – eher im Gegenteil. Jedes Mal, wenn wir uns ausgiebig über all das auslassen, was im Leben schiefläuft, verschieben wir unseren Fokus automatisch auf das Negative. Und so gewöhnen wir uns womöglich irgendwann daran, uns mehr auf Probleme zu konzentrieren, anstatt auf die vielen schönen Dinge, die unser Leben zu bieten hat.

Es lohnt sich also durchaus, sein eigenes Meckern einmal kritisch zu hinterfragen. Für den Anfang reicht hierfür schon die simple Frage: Ist es die Sache überhaupt wert, sich darüber aufzuregen? Meistens können wir die Frage sehr schnell mit “Nein“ beantworten. Damit können wir uns dann bewusst dagegen entscheiden, uns mal wieder über das Wetter oder die unfreundliche Kollegin auszulassen. Ändern können wir in der Regel beides nicht.

Was wir aber ändern können, ist unser eigener Umgang mit unserem Ärger. Der Ärgerforscher und Mainzer Psychologieprofessor Dr. Thomas Kubiak hat im Gespräch mit der “Techniker Krankenkasse“ dazu gesagt: “Am besten fährt, wer seinen Ärger annimmt, ihn vorübergehen lässt und sich dann um eine konstruktive Lösung des Problems bemüht.“ Meistens halte der Ärger so höchstens zehn Minuten an.

Wann Meckern hilft – und wann nicht

Zugegeben, zehn Minuten voller Ärger fühlen sich meistens ziemlich ätzend an. Aber es gibt einfache Alternativen, die uns oft weiterbringen, als einfach drauflos zu meckern. So kann es zum Beispiel viel befreiender sein, wenn man die aufgestaute Energie beim Sport rauslässt oder sich ein paar Minuten auf einen bewussten Atem konzentriert. Auch das Kneten eines Stressballes kann hier wahre Wunder bewirken.

Nun gibt es aber eben auch Situationen, in denen wir uns zu Recht ärgern. Zum Beispiel, weil sich jemand unfair uns gegenüber verhält, uns enttäuscht, Grenzen verletzt oder unsere Bedürfnisse bereitwillig übergeht. In diesem Fall – und ja, eben nur dann – ist meckern ausdrücklich erlaubt.

Denn auch, wer sich immer zurückhält, um nicht negativ aufzufallen und zur viel kritisierten “Nörgel-Gesellschaft“ der Deutschen zu gehören, der verstummt im Zweifel auch dann, wenn ein ernstes Wort mehr als nötig ist, um für sich selbst und seine Werte einzustehen. Und dann ist Meckern eben doch die bessere Alternative – wenn es lösungsorientiert stattfindet.

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