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Von Akupunktur bis Osteopathie Alternatives gegen Rückenschmerzen

Mit den Händen spürt der Osteopath Blockaden auf und versucht sie zu lösen
Mit den Händen spürt der Osteopath Blockaden auf und versucht sie zu lösen
© Colourbox
Osteopathie, Neuraltherapie, Homöopathie oder Akupunktur: Viele Menschen, die unter Rückenschmerzen leiden, schwören auf alternative Heilmethoden. Die wichtigsten Verfahren im Überblick.

Wen Schmerzen plagen, der will im Grunde nur eins: endlich wieder beschwerdefrei leben. Und weil Schulmediziner bei so vielen Rückenleiden keine konkrete Ursache ausmachen können, versuchen besonders viele Betroffene, mittels alternativer Heilmethoden ans Ziel ihrer Wünsche zu gelangen. Mehr als 40 Prozent aller Menschen, die sich mit chronischer Pein in Nacken, Schultern und Kreuz herumplagen, haben sich bereits auf die andere Art behandeln lassen.

Das Angebot entspricht der großen Nachfrage: Therapeuten bieten bis zu 150 verschiedene alternative Heilverfahren an. Nicht jede Methode ist für jeden gleich gut geeignet, und manche können recht teuer werden. Wenn Sie alternative Medizin in Betracht ziehen, lohnt es sich daher in jeder Hinsicht, vorab möglichst viele Therapien unter die Lupe zu nehmen.

Hilft's wirklich? Das weiß keiner so genau

Alle alternativen Therapien haben normalerweise eins gemeinsam: Sie sollen die Selbstheilungskräfte aktivieren. Das Problem: Zwischen behaupteter und nachgewiesener Wirksamkeit klafft eine große Lücke. Das heißt: Sehr viele Methoden haben sich als nicht ausreichend wirksam erwiesen oder es liegen zu wenig qualitativ hochwertige wissenschaftliche Studien dazu vor.

Für die meisten alternativen Heilverfahren fehlt damit eine nachgewiesene Erfolgswahrscheinlichkeit, die über den bloßen Zufall oder den sogenannten Placeboeffekt hinausgeht. Und Placeboeffekt bedeutet: Sobald jemand an eine Heilung glaubt, tritt sie ein. Dem Betroffenen geht es besser, obwohl das Mittel oder die Anwendung keine wissenschaftlich nachweisbare Wirkung hat.

Ob die Behandlung erfolgreich verläuft, hängt also oft von Ihrer Erwartung ab. Sind Sie eher skeptisch, schlägt die Therapie eher weniger gut an, als wenn Sie davon ausgehen, dass die Behandlung Ihnen hilft. Das gilt zwar im Prinzip auch für konventionelle schulmedizinische Methoden, in der Alternativmedizin spielt der Placeboeffekt aber erfahrungsgemäß eine besonders große Rolle.

Prüfen Sie die Therapie auf Herz und Nieren

Viele Befürworter der Alternativmedizin finden allerdings, dass sich diese Verfahren nicht nach denselben Kriterien beurteilen lassen wie herkömmliche Behandlungen. Ihr Argument: Die konventionelle Medizin verstehe den Menschen nicht als Einheit aus Körper und Seele und vernachlässige die geistige Dimension von Krankheit und Heilung. Zudem seien die Zusammenhänge der alternativen Therapieansätze so komplex, dass man sie kaum systematisch untersuchen könne.

Da auch die Schulmedizin häufig an ihre Grenzen stößt, befassen sich mittlerweile immer mehr Ärzte und Therapeuten mit alternativen Heilverfahren. Lassen Sie sich von der Fülle des Angebots aber nicht dazu verleiten, immer neue Behandlungen auszuprobieren. Zwar scheinen die meisten Methoden nicht zu schaden, sie kosten mitunter aber Zeit, Nerven und Geld – und enden vielleicht mit neuen Enttäuschungen.

Lassen Sie sich daher nur von einer Therapeutin behandeln, die sich zuvor ausführlich mit Ihnen über Ihre Beschwerden unterhalten und Sie gründlich untersucht hat. Sie sollte Ihnen einen zeitlich begrenzten Behandlungsplan einschließlich der voraussichtlich anfallenden Kosten vorlegen. Und fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, ob sie diese Kosten erstattet.

Akupunktur

Die Akupunktur ist das bekannteste Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz TCM. Es gibt verschiedene Akupunkturformen, darunter traditionelle chinesische Körperakupunktur, Ohr-, Laser- und Elektrostimulationsakupunktur.

Die TCM geht davon aus, dass Krankheiten und Schmerzen dann entstehen, wenn die Lebensenergie Chi, die durch den Körper fließt, blockiert ist. Durch das Setzen von Akupunkturnadeln entlang bestimmter Bahnen oder so genannter Meridiane, die die einzelnen Energiezentren des Organismus miteinander verbinden, soll das Chi wieder harmonisch fließen.

Die moderne Akupunktur geht von zwölf paarweise angelegten Hauptmeridianen plus acht Sondermeridianen aus und unterscheidet insgesamt etwa 700 Akupunkturpunkte, an denen sich die Energie stauen kann. Wenn Ihr Therapeut die dünnen Nadeln in diese Akupunkturpunkte sticht, spüren Sie ein dumpfes Ziehen, es wird warm und kribbelt an der Einstichstelle, eventuell tut es kurz weh.

Geeignet bei Verspannungen und Verschleiß

Wenn Ihre Rückenschmerzen durch Verschleißerscheinungen oder Muskelverspannungen ausgelöst werden, macht es durchaus Sinn, sich versuchsweise nadeln zu lassen. Allerdings sollte Akupunktur immer mit anderen Methoden kombiniert werden. Generell gilt: Die Nadeln wirken nicht bei jedem gleich, und oft sind mehrere Sitzungen nötig, bis Sie überhaupt eine Wirkung spüren.

Achten Sie darauf, dass Ihr Akupunkteur wirklich qualifiziert ist - und das durch ein entsprechendes Zertifikat belegen kann. Bereits im Vorfeld sollten Sie mit ihm klären, wie viele Behandlungen nötig sind und anhand welcher Kriterien Sie feststellen können, ob die Therapie erfolgreich war.

Risiken und Nebenwirkungen

Zu Beginn einer Behandlung kann es sein, dass Sie Kreislaufprobleme bekommen. Und sollte Ihr Therapeut die Nadeln nicht punktgenau setzen, können Blutgefäße und Nerven verletzt werden. Menschen mit Blutgerinnungsstörungen, Empfindungsstörungen, Hautschäden an den Akupunkturpunkten, Nervenerkrankungen oder akuten Entzündungen sollten auf Akupunktur verzichten.

Wirksamkeit zum Teil durch Studien belegt

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass mehr als 90 Prozent der Behandelten mit akuten Schmerzen sich nach einer Akupunktur besser fühlen. Bei chronischen Schmerzen ist die Therapie nicht ganz so erfolgreich, doch können die kleinen Nadeln auch hier Pein lindern und die Muskeln entspannen. Wissenschaftler begründen das unter anderem damit, dass die Einstiche die ursprünglichen Schmerzreize überlagern, und der Körper rund um die Einstichstelle lindernde Substanzen ausschüttet. Wie und warum Akupunktur nun genau gegen Rückenschmerzen hilft, haben Forscher bis heute nicht klären können. Aber sie hilft!

Das bringt es langfristig

Akupunktur ist eine passive Behandlungsmethode: Sie liegen oder sitzen nur da und lassen sich nadeln. Sie selbst aber werden dabei nicht aktiv. Daher kann Ihnen Akupunktur als alleinige Therapie langfristig nicht helfen. Sie müssen gegen Ihre Rückenschmerzen zusätzlich etwas tun. Und oft hilft Bewegung noch am besten.

Osteopathie

Osteopathen gehen davon aus, dass sich alle Körperstrukturen und -funktionen gegenseitig beeinflussen. Das heißt, wenn ein Organ krank ist, kann sich das auf andere Teile des Körpers auswirken. Ein Nierenstein führt also unter bestimmten Umständen zu Knieschmerzen oder ein Magengeschwür macht sich durch Rückenschmerzen Luft.

Für Osteopathen sind Veränderungen im Bindegewebe an vielen Krankheiten und Beschwerden schuld. Die Therapeutin überprüft zunächst mit den Händen, ob bei Ihnen bestimmte Muskeln verspannt sind, ob Ihr Bindegewebe in irgendeiner Form auffällig ist oder ob Ihre Sehnen zu straff sind. Die auf diese Weise georteten Gewebeblockaden löst sie dann mit verschiedenen Massage-, Dehn- und Grifftechniken, die gleichzeitig den Lymphfluss normalisieren und die Selbstheilungskräfte anregen sollen.

Geeignet bei Verspannungen

Wenn Ihre Rückenprobleme durch verspannte Muskeln oder durch krankhafte Veränderungen in ganz anderen Körperregionen verursacht werden, kann Ihnen Osteopathie helfen. Verlassen Sie sich aber lieber nicht allein auf diese Methode. Und erwarten Sie auch nicht, dass nur eine Sitzung spürbaren Erfolg bringt. Eine osteopathische Behandlung besteht meist aus sechs bis zwölf Therapiestunden.

Risiken und Nebenwirkungen

Im Prinzip besteht kaum ein Risiko. Die größte Gefahr liegt darin, dass Sie unter Umständen ausschließlich auf Osteopathie setzen und dadurch andere sinnvolle Behandlungen gar nicht erst wahrnehmen oder nur verzögert angehen.

Wirksamkeit durch Studien kaum belegt

Bisher gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass sich Osteopathie tatsächlich auf den gesamten Körper auswirkt und Rückenschmerzen sicher lindert. Da einige Studien aber durchaus Hinweise auf positive Effekte liefern, können osteopathische Techniken neben anderen Therapien sinnvoll sein. Sprechen Sie aber auf jeden Fall vorher mit Ihrer Ärztin darüber.

Das bringt es langfristig

Osteopathie ist eine passive Behandlungsmethode: Sie liegen nur da und lassen sich massieren. Sie selbst aber werden dabei nicht aktiv. Daher kann Ihnen Osteopathie als alleinige Therapie langfristig nicht helfen. Sie müssen gegen Ihre Rückenschmerzen zusätzlich etwas tun. Und oft hilft Bewegung noch am besten.

Homöopathie

Kaum ein alternatives Heilverfahren ist so verbreitet wie die Homöopathie, wörtlich übersetzt: ähnliches Leiden. Tatsächlich beruht das von Samuel Hahnemann zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte Verfahren auf dem Versuch, Gleiches mit Gleichem zu bekämpfen. Homöopathische Tropfen sind sehr stark verdünnte Substanzen, die, würden sie in konzentrierter Form verabreicht, gesunde Menschen krank machen könnten. Ein Mittel, das bei einem Gesunden Fieber verursacht, könnte also - so die Überlegung Hahnemanns - in hochverdünnter Form als Mittel gegen Fieber eingesetzt werden.

Die Substanzen homöopathischer Arzneimittel werden erst mit Milchzucker verrieben, dann in einem Wasser-Alkohol-Gemisch geschüttelt. Die Wirkstoffe in den einzelnen Tropfen oder Kügelchen, so genannte Globuli, sind extrem niedrig dosiert und lassen sich oft chemisch gar nicht mehr nachweisen.

Geeignet bei Schmerzen

Wenn Sie unter Rückenschmerzen leiden, kann ein Therapieversuch mit homöopathischen Mitteln sinnvoll sein. Jedenfalls gibt es immer wieder Behandlungserfolge. Warum, weiß bislang allerdings keiner so genau. Denn da die meisten Wirkstoffe extrem stark verdünnt sind, ist es eher unwahrscheinlich, dass die Globuli oder Tropfen dadurch wirken. Forscher führen die positiven Effekte der Homöopathie deshalb vor allem auf den so genannten Placebo-Effekt zurück: Weil die Betroffenen an das Mittel glauben, hilft es ihnen. Das gilt vor allem für die Schmerztherapie.

Risiken und Nebenwirkungen

Bei homöopathischen Behandlungen gibt es nur selten Nebenwirkungen, zum Beispiel können sich die Beschwerden am Anfang der Therapie verschlimmern. Homöopathische Mittel beeinflussen andere Behandlungsverfahren in der Regel nicht negativ. Therapieren Sie sich aber trotzdem nicht einfach selbst. Gehen Sie vorher auf jeden Fall zum Arzt.

Wirksamkeit durch Studien kaum belegt

Bislang fehlen gesicherte wissenschaftliche Nachweise dafür, dass Homöopathie den Krankheitsverlauf tatsächlich in irgendeiner Form beeinflusst. Einige klinische Studien und Analysen aber zeigen, dass die Kügelchen und Tropfen Rückenschmerzen lindern können. Deshalb spricht aus medizinischer Sicht nichts dagegen, dass Sie - neben anderen Therapien - versuchen, dem quälenden Reißen und Stechen mit homöopathischen Mitteln beizukommen.

Das bringt es langfristig

Homöopathie ist eine passive Behandlungsmethode: Sie schlucken nur Kügelchen oder Tropfen. Sonst werden Sie aber nicht aktiv. Daher kann Ihnen Homöopathie als alleinige Therapie langfristig nicht helfen. Sie müssen gegen Ihre Rückenschmerzen zusätzlich etwas tun. Und oft hilft Bewegung noch am besten.

Neuraltherapie

Die Neuraltherapie beruht auf zwei Grundlagen: der Störfeldtheorie und der Segmenttheorie. Die Störfeldtheorie geht davon aus, dass Verletzungen, Narben und krankhafte Veränderungen in einem Organ, also zum Beispiel entzündete Mandeln oder entzündete Zähne, Störimpulse an gesunde Organe senden und sie auf Dauer krank machen können. Die Segmenttheorie fußt darauf, dass es Nervenverbindungen zwischen den Organen und der Haut gibt, wobei jeder Körperabschnitt einem bestimmten Hautabschnitt zugeordnet wird. Ist ein Hautabschnitt besonders empfindlich, kann man daraus schließen, dass das dazu gehörende Organ nicht gesund ist.

Das meist verwendete Verfahren der Neuraltherapie ist das Quaddeln: Dafür spritzt der Arzt an den schmerzenden Stellen ein Betäubungsmittel in die Haut. Durch die Flüssigkeit bildet sich eine kleine Beule oder eben Quaddel, daher der Name. Neuraltherapeuten spritzen aber auch tiefer ins Gewebe, um Störfelder stillzulegen, zum Beispiel in schmerzhaft verhärtete Muskeln, Gelenke und in den Wirbelkanal.

Geeignet bei gereizten Nerven, Narben oder Zähnen

Das Quaddeln und das tiefere Spritzen können bei akuten Rückenschmerzen etwa infolge einer gereizten Nervenwurzel helfen. Allerdings hält der positive Effekt oft nur so lange an, wie das injizierte Betäubungsmittel wirkt. Wenn der Therapeut aktive Störfelder wie Narben oder Zähne mit Betäubungsmittel stilllegt, kann das dem Rücken ebenfalls Linderung verschaffen.

Risiken und Nebenwirkungen

Je tiefer gespritzt wird, desto höher ist das Risiko unerwünschter Wirkungen wie Entzündungen, Blutgefäß- und Nervenverletzungen. Vergewissern Sie sich unbedingt, dass Ihr Arzt eine Qualifikation als Neuraltherapeut besitzt. Und selbstverständlich sollten Sie sich vorab gründlich untersuchen lassen.

Wirksamkeit durch Studien nicht belegt

Die Störfeldtheorie ist wissenschaftlich genauso wenig belegt wie eine Fernwirkung örtlicher Betäubungsmittel. Bis heute wurde von Neuraltherapeuten nicht übereinstimmend festgelegt, was ein Störfeld, auch Herd oder Fokus genannt, eigentlich ist und welche Krankheiten es womöglich auslösen kann. Dennoch zeigt sich in der Praxis, dass Quaddeln oder Spritzen bei akuten Rückenschmerzen helfen kann - wenn auch oft nur kurzfristig.

Das bringt es langfristig

Die Neuraltherapie ist eine passive Behandlungsmethode: Sie lassen sich nur eine Spritze geben. Sie selbst aber werden nicht aktiv. Daher kann Ihnen dieses Verfahren als alleinige Therapie langfristig nicht helfen. Sie müssen gegen Ihre Rückenschmerzen zusätzlich etwas tun. Und oft hilft Bewegung noch am besten.

Wolfgang Schillings

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