Der Nacken nimmt schnell etwas übel: einen ganz Tag lang angespanntes Hocken vor dem Rechner, langes Autofahren mit stierem Blick auf die Straße oder Zugluft im Bett. Sogar Beziehungsprobleme können den Hals so steif werden lassen, dass er weh tut. Manchmal bleiben die Schmerzen nicht auf die Strecke des Nackens beschränkt, sondern reichen bis in die Schultern oder Arme. Sogar Kopfschmerzen kann man wegen eines verspannten Halses bekommen. Mitunter können Nackenschmerzen so schlimm sein, dass jede Kopf- und Halsdrehung unmöglich wird.
Dahinter stecken meistens verspannte Muskeln. Warum die Muskulatur des Nackens hart und härter wird, kann verschiedene Gründe haben, meist sind gleichförmige Bewegungen oder eine falsche Haltung die Ursachen. Auch lang anhaltender seelischer Stress kann die Muskelspannung im Hals verstärken. In vielen Fällen bleibt aber unerfindlich, woher die Pein kommt.
Sorgen sitzen uns oft im Nacken
Stress und Sorgen im Job beschweren bekanntermaßen das Päckchen auf der Schulter. Auch schwere körperliche Arbeit, wie sie Bauarbeiter und Krankenschwestern leisten, tun nicht gut. Über Nackenschmerzen klagen häufig auch Schwangere sowie übergewichtige und ältere Menschen. Etwa ein Drittel bis die Hälfte aller Erwachsenen weltweit haben diese Probleme mindestens einmal im Jahr - Frauen häufiger als Männer.
Glücklicherweise verschwinden akute, also plötzlich aufgetretene Nackenschmerzen meist schon nach wenigen Tagen oder Wochen. Doch bei etwa einem Drittel aller Betroffenen kehren die Symptome und Beschwerden wieder oder sie dauern länger als drei Monate - das heißt, sie werden chronisch.
Vielleicht bekommen Sie ihre Beschwerden mit Wärme, entsprechenden Übungen oder Schmerzmitteln selbst in den Griff. Sie sollten jedoch zum Arzt gehen, wenn Sie fiebern oder an Gewicht verlieren. Dasselbe gilt, wenn Sie über lange Zeit cortisonhaltige Medikamente eingenommen haben oder einen Tumor hatten - hinter Ihren Beschwerden könnte eine ernste Krankheit stecken. Zur Hausärztin sollten Sie ebenfalls gehen, wenn Sie folgende Symptome haben: Wenn Sie Ihre Hände nicht richtig bewegen können oder an den Armen wärme- und kälteunempfindlich werden.
Ursachen
Es gibt viele verschiedene Ursachen von Nackenschmerzen, doch in vielen Fällen finden Ärzte keine einzige. Sicher ist: Stress, Sorgen und langes Sitzen am Computer ermüden die Muskulatur und verspannen vor allem die Hals- und Nackenmuskulatur. Der Schmerz kann sich dann sogar als Brummschädel äußern und vom Hinterkopf bis in die Stirn, die Schläfe und das Gesicht ausstrahlen. Nackenschmerzen nach einem Auffahrunfall sind meist Folge eines Schleudertraumas. Bei dem abrupten Aufprall wird der Kopf vor und zurück geschleudert. Die Muskulatur und Bänder am Hals werden dabei überdehnt. Das merken Sie gleich nach der Kollision oder ein paar Stunden später. Wie bei einem Muskelkater tut dann der Nacken weh, der Hals ist steif. In wenigen Tagen, manchmal auch erst nach Monaten, ist die Sache ausgestanden.
Bisweilen löst Verschleiß an der Halswirbelsäule Nackenschmerzen aus. So können beispielsweise die Öffnungen verengt sein, durch welche die Nerven aus der Wirbelsäule heraustreten. Dadurch werden die Nervenwurzeln zusammengedrückt, und die Schmerzen strahlen in Schultern und Arme aus. In den Bereichen, die der betroffene Nerv versorgt, haben Sie dann so genannte Missempfindungen: Die Stellen sind taub oder kribbeln nur bei Berührung. Vielleicht funktionieren bestimmte Reflexe nicht mehr oder nur in abgeschwächter Form. Manchmal ist die Muskulatur teilweise gelähmt.
Auch ein Bandscheibenvorfall verursacht ausstrahlenden Schmerz - meistens allerdings im Kreuz und nicht im Bereich der Halswirbelsäule. In weniger als einem Prozent der Fälle steckt eine schwere Krankheit wie ein Tumor, Entzündungen oder ein Bluterguss am Rückenmark hinter den Symptomen.
Eine Hirnhautentzündung kann ebenso einen steifen Nacken auslösen. Bei dieser schweren Krankheit haben Sie zusätzlich hohes Fieber. Ganz besonders heftige Kopf- und Nackenschmerzen sollten Sie sofort vom Arzt begutachten lassen: damit er ausschließen kann, dass Sie eine besondere Form der Hirnblutung haben, die so genannte Subarachnoidal-Blutung.

Diagnose
Zunächst wird Ihre Ärztin Sie befragen: Wie stark sind die Schmerzen, wie lange dauern sie schon, wo genau tut es weh? Strahlt die Pein in Schultern und Arme aus, spüren Sie ein Kribbeln, sind bestimmte Stellen taub? Scheuen Sie sich nicht, von Ihrer Lebenssituation zu erzählen: Haben Sie vielleicht Stress oder Sorgen? Sagen Sie ruhig, was Sie selbst als Ursache der Nackenschmerzen vermuten. Wichtig für die Ärztin ist auch, welche Krankheiten Sie hatten und ob Sie einen Tumor haben oder hatten.
Ein geschulter Orthopäde sieht manche Dinge schon, wenn Sie das Sprechzimmer betreten: Aus Ihrer Haltung und Ihren Bewegungen kann er erste Rückschlüsse ziehen. Mit seinen Händen tastet er anschließend die Halswirbel ab, so kann er Verspannungen aufspüren. Möglicherweise erfühlt er mit seinen Fingern im Muskelgewebe auch so genannte Triggerpunkte, die Schmerz auslösen können. Danach fasst er Ihren Kopf mit beiden Händen - zum Beispiel vorne am Kinn sowie am Hinterkopf - und schaut, wie gut sich der Kopf bewegen und drehen lässt: nach vorne und hinten, nach rechts und links.
Der Arzt prüft Ihre Reflexe und Ihre Kraft
Strahlt der Schmerz in einen oder in beide Arme aus, untersucht der Arzt, ob bestimmte Nervenwurzeln gereizt sind. Bei dieser neurologischen Untersuchung testet er die Muskelkraft und die Reflexe. Ein kurzer Schlag auf die Bizeps-Sehne bei gebeugtem Arm sollte zum Beispiel den Unterarm nach oben schnellen lassen. Ist dieser Reflex auf einer Seite schwächer ausgeprägt als auf der anderen, hat der Arzt schon einen Anhaltspunkt für die mögliche Ursache Ihrer Beschwerden.
Bei einer weiteren Untersuchung, der Sensibilitäts-Prüfung, streicht die Ärztin mit der Hand über Schultern oder Arme. So testet sie, ob bestimmte Nervenwurzeln gereizt sind. Das ist der Fall, wenn bei der Berührung bestimmte Stellen kribbeln oder sich für Sie taub anfühlen. Anhand der Sensibilitäts-Prüfung und den Reflex-Tests können Fachleute auch feststellen, ob Ihre Beschwerden vielleicht gar nicht von beeinträchtigten Nerven kommen, sondern andere Ursachen haben.
Röntgen ist meist überflüssig
Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren sind bei Nackenschmerzen in der Regel überflüssig. Selbst wenn ein Röntgenbild Verschleiß-Erscheinungen der Halswirbelsäule zeigen würde, müssen die nicht unbedingt Kern des Nackenproblems sein.
Sinnvoll ist röntgen hingegen, wenn Ihre Schmerzen chronisch sind und sich nachts verstärken. Auch in anderen Fällen sind weitere Untersuchungen anzuraten: wenn Sie einen Unfall hatten, an einem Tumor leiden oder über lange Zeit cortisonhaltige Medikamente einnehmen. Oder wenn Ihr Nacken so steif ist, dass Sie ihn so gut wie gar nicht mehr bewegen können. Eine Computer-Tomographie kann zum Beispiel einen Knochenbruch zeigen, eine Magnet-Resonanz-Tomographie einen möglichen Bandscheibenvorfall.
Therapie
Welche Behandlung für Sie am besten ist, hängt von der Ursache Ihrer Beschwerden ab. Sofern Sie keine ernste Krankheit haben, wird der Arzt Ihnen lediglich empfehlen, die Nackenpein im Alltag zu ignorieren - selbst dann, wenn der Schmerz in Arme und Schultern ausstrahlt.
Eine Halskrause müssen Sie sich nicht antun: Je länger Sie Ihren Nackenbereich stillhalten, desto eher besteht die Gefahr, dass Ihre Schmerzen andauern, also chronisch werden. Nur wenn Ihre Halswirbelsäule nach einem Schleudertrauma instabil ist oder sehr heftig schmerzt, können Sie für kurze Zeit den medizinischen Halsschmuck tragen.
Meist hilft bei Nackenschmerzen eine Behandlung, die verschiedene Methoden kombiniert. Eine davon ist die so genannte Chirotherapie. Bei dieser Technik versucht die Ärztin mit leichtem Druck die betroffenen Körperteile zu bewegen, zum Beispiel die Halswirbelsäule, und die Muskeln zu dehnen. Oder sie drückt stark und rasch auf bestimmte Stellen, um die Halsgelenke zu entsprechenden Bewegungen zu stimulieren.
Bleiben Sie locker!
Studien haben gezeigt, dass die chiropraktische Behandlung vor allem dann hilft, wenn die Betroffenen gleichzeitig trainieren: Wenn sie die Oberkörpermuskeln mit speziellen Übungen kräftigen, stabilisieren und dehnen. Allerdings geht aus den Studien nicht hervor, ob das Bewegungstraining alleine nicht schon ausgereicht hätte. Bei einem Schleudertrauma ist eine chiropraktische Behandlung, zumindest in der ersten Schmerzphase, nicht angebracht. Besser sind Massagen und Bewegungsübungen.
Haben Sie Schmerzen, die von den Nervenwurzeln ausgehen, kommen Entspannungs-Techniken, Lockerungs-Übungen oder eine Rückenschule infrage. Akupunktur kann chronische Nackenschmerzen lindern.
Die Operation: nur im äußersten Notfall
Wird es ganz plötzlich ganz schlimm mit Ihrem Nacken, können Sie auch ein Schmerzmittel nehmen: Tabletten mit den Wirkstoffen Paracetamol, Ibuprofen und Diclofenac helfen. Manche Substanzen können Sie auch als Salben (4.9) auf die entsprechende Partie schmieren. Bei Schmerzen, die von den Nervenwurzeln herrühren, brauchen Sie möglicherweise stärkere Medikamente. Helfen auch diese nicht und haben Sie gleichzeitig Verspannungen, können Sie Ihren Arzt nach so genannten Muskel-Relaxantien (4.9) fragen: Diese Medikamente entspannen auf chemischem Weg und lindern den Schmerz.
In manchen Fällen spritzt der Arzt ein Kortison-haltiges Präparat direkt an die Nervenwurzeln. Diese Injektion hilft, wenn Ihre Schmerzen chronisch sind und von einem Bandscheibenvorfall oder einer abgenutzten Wirbelsäule verursacht werden. Er setzt diese Spritze, während Sie in der Röhre eines Computer-Tomographen liegen: So kann er sehen, wohin er stechen darf. Erst wenn Sie wochenlang gelitten haben und zunehmend wichtige Muskeln nicht mehr richtig bewegen können, wird der Arzt das Thema Operation anschneiden.
Tipps
Halten Sie Ihren Kopf möglichst gerade: Das sieht nicht nur gut aus, sondern tut Ihnen auch gut. Und gewöhnen Sie es sich ab, den Hörer beim Telefonieren zwischen Ohr und Schulter einzuklemmen.
Machen Sie Pausen, und zwar regelmäßig, egal, ob Sie lange im Auto sitzen müssen oder am Computer arbeiten. Das entlastet alle überanstrengten Muskeln und lockert sie. Strecken Sie Ihren Rücken, machen Sie Lockerungs-Übungen!
Ein gut eingerichteter Arbeitsplatz hilft, Nacken- und Rückenschmerzen zu vermeiden: Stellen Sie Ihren Schreibtisch, Bürostuhl und Computer so auf, dass der Bildschirm auf Augenhöhe ist. Eine Haltung wie eine Schildkröte - Rücken rund, Hals herausgereckt - schadet der Muskulatur nur. Die Knie sollten sich beim Sitzen ein wenig tiefer als Ihre Hüften befinden.

Kleine Dehn-Übungen am Arbeitsplatz helfen immer
Dehnungsübungen können Schreibtisch-Hockern helfen: Ziehen Sie erst die Schultern hoch, und lassen Sie sie dann wieder fallen. Neigen Sie Ihren Hals vorsichtig auf eine Seite und halten Sie ihn für 30 Sekunden in dieser Position. Versuchen Sie, dies in so viele Richtungen wie möglich zu machen.
Wärme ist Balsam für einen schmerzenden Nacken: eine Wärmflasche, eine Wärmepackung aus der Apotheke oder ein warmer Schal sorgen für Temperaturen, die den Muskeln die Anspannung nehmen können.
Probieren Sie aus, ob Krafttraining Ihnen helfen kann. Chronische Nackenbeschwerden, die von Verspannungen herrühren, können so nachgewiesenermaßen gelindert werden.
Nackenstützkissen Test: Hier geht es zum Nackenstützkissen Vergleich.
Massagepistole Test: Hier geht es zum Massagepistolen Vergleich.