Unfallchirurgie Für den jungen Sportler ist die Schulterverletzung eine Katastrophe. Seine Hoffnung: die OP

Patient mit einer Schulterverletzung
Nick Schawe kugelte sich beim Fußballtraining die rechte Schulter aus. Dabei rissen mehrere Bänder und die Gelenkkapsel. Am Diakovere Friederikenstift in Hannover operierten die Ärzte den 19-Jährigen minimalinvasiv
© Patrick Slesiona / stern
Bei der Versorgung von Schulterverletzungen müssen Ärzte präzise arbeiten – und brauchen viel Geduld. Dabei ist auch die sorgfältigste Operation kein Garant für optimale Ergebnisse. 

Von Nick Schawe sind an diesem Morgen nur sein rechter Arm und die Schulter zu sehen. Der Rest des 19-Jährigen liegt verborgen unter dem grünen OP-Tuch. Der Arm leuchtet unter der grellen OP-Lampe im typischen Orange des Desinfektionsmittels. Auf der muskulösen Schulter prangt eine tätowierte Rose. Unfallchirurg Helmut Lill nimmt sie kaum wahr. Ihn interessiert nur das Gewebe unter der Haut. Gleich wird er hier drei kleine Schnitte machen, um dann Minirohre aus Stahl in das Gelenk einzuführen: eins für eine Kamera, die beiden anderen für die OP-Instrumente. Lill ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Diakovere Friederikenstift in Hannover. Er gehört zu den führenden Fachleuten für Schulterchirurgie in Deutschland. Beim Patienten Schawe plant er, die Schulter mittels Schlüssellochtechnologie zu stabilisieren. Der junge Mann ist vor drei Wochen auf seinen ausgestreckten Arm gestürzt, das Schultergelenk kugelte aus, Gelenkkapsel und Bänder rissen. Es ist kurz nach acht, als Lill das Skalpell auf die Haut aufsetzt.

Ein paar Jahre zuvor lag Schawe schon einmal auf Lills OP-Tisch, mit der gleichen Verletzung. Der Teenager war als Fußballtorwart mit einem anderen Spieler kollidiert und danach mit voller Wucht auf die Schulter geknallt. Der erste Orthopäde, der den Jungen betreute, meinte, "nie wieder Fußball". Doch Lill rettete die Schulter. Sie hielt fünf Jahre, bis Schawe vor drei Wochen im Fußballtraining ins rechte Toreck hechtete. "Dabei habe ich meinen Oberkörper verdreht und bin wieder auf der Schulter gelandet", erzählt er. Sofort habe er heftige Schmerzen gespürt und eine Delle an der Schulter getastet. "Da wusste ich schon, sie ist wieder ausgekugelt." Für den jungen Sportler fühlt sich die Verletzung wie eine Katastrophe an. Sie vereitelt seinen Start in die Polizeischule im September und die kommende Fußballsaison mit dem neuen Verein. Nun hofft er, dass Operateur Lill ihm ein zweites Mal helfen kann.

Erschienen in stern-Klinikheft 02/2024

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