Sachte klopft Christian Hohm an, drückt die Klinke, geht in das Krankenzimmer und zieht behutsam die Tür hinter sich zu. "Guten Tag, ich hoffe, ich störe nicht. Ich bin Klinikseelsorger und wollte mal nach Ihnen sehen." Vor dem Krankenbett, an einem kleinen Tisch, sitzt eine alte Frau. Ihr kurzes, weißes Haar ist sorgfältig gekämmt. "Sind Sie Pfarrer?", fragt sie. "Nein, ich bin Pastoralreferent", entgegnet Hohm. "Das sagt mir nichts, aber sie dürfen sich trotzdem gerne setzen", sagt sie freundlich.
Hohm nimmt auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz. Es dauert nur wenige Augenblicke, da beginnt Maria*, so heißt die Frau, zu erzählen, warum sie hier, in der Universitätsklinik Würzburg, ist. "Seit sieben Jahren bin ich im Rollstuhl. Trotzdem habe ich meinen Haushalt allein gemacht, ich habe sogar noch mein Essen selbst gemacht! Vor drei Tagen bin ich gestürzt und aus dem Rollstuhl gefallen." Acht Stunden habe sie hilflos auf dem Boden ihres Badezimmers gelegen. Dann wurde sie gefunden. "Ich hatte nichts zu trinken, nichts, womit ich Hilfe holen konnte. Da fragt man sich schon, warum der Herr einen so leiden lässt."