Seit vielen Jahren bin ich fröhliche Freizeitläuferin. Draußen sein, frische Luft atmen – wunderbar. Aber leider reicht das nicht, um rundum fit zu bleiben. Muskeltraining ist mindestens ebenso wichtig wie Ausdauertraining. Lange übte ich deswegen Liegestütz und Sit-ups auf der Yogamatte im Wohnzimmer. Das war nett, aber ziemlich einseitig und irgendwann auch langweilig. Also startete ich vor etwa acht Wochen mein Projekt "Ich brauche Muskeln". Seitdem gehe ich mehrmals die Woche für eine Stunde zum CrossFit. Trainiere mit hochintensivem Zirkeltraining alle Muskeln, die ich so lange vernachlässigt habe, weil ich sie als Läuferin nicht gefordert habe.
Die allermeisten Übungen gelingen mir. Gewichte in die Luft schwingen oder stemmen. Auf Kisten hüpfen, Burpees – vieles ist anstrengend, aber ich schaffe es. Nur an einer Sache scheitere ich krachend: den Klimmzügen! Die heißen inzwischen Pull-ups, schon als Teenager beim Basketballtraining drückte ich mich darum. Seitdem bin ich sicher nicht besser geworden. Mit Anlauf und viel Schwung schaffe ich es höchstens einmal mit dem Kinn über die Stange zu kommen, dann ist meist schon wieder Schluss.
Ich bin aber nicht allein mit dieser Erfahrung. Es gilt inzwischen als gut wissenschaftlich belegt, dass Frauen Klimmzüge deutlich schwerer fallen als Männern. Woran das liegt? Vor allem an dem einen oder anderen Nachteil, den die Natur uns Frauen mitgegeben hat. So haben Frauen weniger Muskelmasse, aber dafür mehr Fett als Männer. Alleine deswegen müssen wir deutlich härter trainieren, um überhaupt Pull-ups zu schaffen. Bisweilen gilt auch ein tieferer Körperschwerpunkt bei Frauen als Hinderungsgrund. Ob das so stimmt, darüber wird aber noch immer gestritten.
Frauen können Klimmzüge - mit sehr viel Training
Sicher ist dagegen, dass auch die Armlänge ein wichtiger Faktor ist. Je kürzer die Arme, umso weniger Kraft muss eine Person aufbringen, um das eigene Körpergewicht in Richtung Stange zu hieven. Das gilt übrigens für Männer und Frauen gleichermaßen. Weil über die Hälfte aller Frauen bei den Einstellungstests der US-Armee an den geforderten drei Klimmzügen scheiterten, wurde lange auf diese Übung verzichtet. Inzwischen darf gewählt werden zwischen Pull-ups und Sit-ups. Aber selbst bei der freiwilligen Entscheidung, schaffen immer noch überdurchschnittlich viele Frauen im Vergleich zu den Männern die Klimmzüge nicht.
Das heißt nicht, dass Frauen generell keine Klimmzüge können. Aber selbst sehr sportliche müssen hart und gezielt trainieren. Die gute Nachricht: Hat man nach ein paar Monaten die erforderliche Muskulatur aufgebaut, ist sie genauso leistungsfähig wie die männliche. Aber das Training gleicht eher einem Marathon als einer Kurzstrecke. Und weil es so lange dauert, bis man Erfolge sieht, geben nach wie vor viele Frauen leider wieder auf.
Ich werde auf jeden Fall weiter üben. Weil ich für eine Frau mit 180 Zentimetern Körpergröße überdurchschnittlich groß bin, habe ich mich darauf eingestellt, dass ich einige Zeit brauchen werde, bis ich erfolgreich über die Stange schauen werde. Derzeit muss mich noch ein Gummiband unterstützen. Aber in spätestens sechs Monaten will ich es geschafft haben.