Studie Verräterischer Hauch: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich sexuelle Erregung im Atem nachweisen lässt

Sexuelle Erregung ist im Atem feststellbar
Flüchtige Moleküle im Atem verraten, ob wir sexuell erregt sind oder nicht
© PeopleImages / Getty Images
Wenn Lust aufkommt, spüren wir das im Unterleib oder am beschleunigten Puls. Aber auch subtilere körperliche Merkmale verraten sexuelle Erregung. Forscher wollen nun sogar eine Signatur der Erotik im Atem entdeckt haben.

Ein Flirt. Schmeicheleien werden umgarnend ins Öhrchen gehaucht. Das Gegenüber verströmt einen sexuellen Vibe. Oder ist das nur Einbildung? Am Körper eines Menschen ist ablesbar, ob er sexuell erregt ist oder nicht. An den Pupillen, die sich weiten. Dem Puls, der sich erhöht. Und natürlich den Genitalien, die bei Erregung stärker durchblutet sind. Und es scheint im wahrsten Sinne des Wortes auch etwas in der Luft zu liegen, wenn wir – salopp gesagt – geil werden. Ein Forscherteam hat jüngst herausgefunden, dass ein sexueller Erregungszustand auch im Atem nachweisbar ist. Die Rede ist von einer Art Signatur der Erotik.

Im Rahmen der internationalen Studie, die im sogenannten SexLab an der Universität Porto durchgeführt wurde, wurden einer kleinen Versuchsgruppe zehnminütige Filmclips in zufälliger Reihung gezeigt. Darunter Natur- und Reisedokus, Horrorfilmchen, ein Fußballspiel und auch ein Erotikfilm. Während die Proband:innen die Filme schauten, befasste sich ein Team des Max-Planck-Instituts damit, welche Wirkung die gezeigten Aufnahmen auf die zwölf Frauen und zwölf Männer hatten. Erregte sie, was sie sahen? War ein Temperaturanstieg an den Genitalien messbar? Außerdem wurde der Atem analysiert, kontinuierlich auf über einhundert flüchtige organische Verbindungen geprüft, um herauszufinden, ob Lust darin nachweisbar war. Die Ergebnisse wurden nun im Fachblatt "Nature" publiziert.

Nachweise für "sexy" Atem gefunden

Und demnach konnten die Forschenden tatsächlich mit Start des erotischen Films eine Veränderung der Zusammensetzung flüchtiger Moleküle in der Atemluft bei denjenigen feststellen, die durch das, was sie sahen, sexuell erregt wurden. "Die Versuchspersonen atmeten weniger Isopren und Kohlendioxid aus, die Konzentration von Abbauprodukten bestimmter Neurotransmitter nahm hingegen zu", heißt es in einer Mitteilung.

So konnten bei Männer Phenol, Kresol und Indol nachgewiesen werden. Die, erklärt Nijing Wang, Erstautorin der Studie, "typische Indikatoren für eine sexuelle Erregung zu sein" scheinen. Bei einer Frau wurde zudem das sogenannte Glückshormon Dopamin im Atem gefunden. "Generell waren die Ergebnisse der Atemanalyse bei Männern eindeutiger als bei Frauen", sagt Giovanni Pugliese, Forscher am Max-Planck-Institut für Chemie: Die Wissenschaftler beobachteten bei Frauen nicht den gleichen Anstieg flüchtiger Substanzen wie bei Männern. Zudem waren manche Frauen durch die Erotikfilme nicht sonderlich erregt.

Die Ergebnisse könnten helfen, sexuelle Funktionsstörungen besser zu bewerten, sind sich die Forschenden sicher. Allerdings haben an der Studie nur zwölf Frauen und zwölf Männer teilgenommen. Daher soll die Studie mit weiteren Proband:innen ausgebaut, die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht werden. Zudem wollen die Max-Planck-Forschenden der Frage nachgehen, inwiefern Menschen beim Sprechen, Küssen oder bei einer Umarmung flüchtige chemische Signale senden und ob das Gegenüber diese - bewusst oder unbewusst - wahrnimmt.

Die Idee zu der Studie hatte der Mainzer Atmosphärenforscher Jonathan Williams. Sein Team konnte bereits in früheren Untersuchungen zeigen, dass Menschen über Atem und Haut ständig chemische Signale in die Luft abgeben, die sich je nach emotionalem Zustand verändern können.

Quelle: NatureMax-Planck-Institut, mit Material der dpa

tpo

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