Bereits früh in der Pandemie zeigte sich, dass Covid-19 nicht nur das Lungengewebe, sondern auch weitere Organe, etwa die Nieren, in Mitleidenschaft ziehen kann. Untersuchungen zu möglichen Folgeschäden finden häufig mit im Krankenhaus behandelten, ehemals schwerkranken Covid-19-Patienten statt. Zu den möglichen Gesundheitsfolgen einer milden bis mittelschweren Erkrankung gibt es weitaus weniger Daten.
Eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) liefert hier nun weitere Erkenntnisse. Demnach können auch Menschen, die zunächst nur mild bis mittelschwer an Covid-19 erkrankt waren, mittelfristig Schäden an Organen erleiden.
Die Forschenden hatten 443 Menschen im Mittel zehn Monate nach einer überstandenen Erkrankung untersucht. Alle Teilnehmenden waren zuvor nur mild oder "höchstens mäßiggradig" an Covid-19 erkrankt, heißt es in einer Mitteilung zu der Studie. Die Altersspanne reichte von 45 bis 74 Jahren. Die große Mehrheit der Patientinnen und Patienten (93 Prozent) war rein ambulant behandelt worden, niemand hatte eine intensivmedizinische Behandlung benötigt. Zum Vergleich diente eine Gruppe von 1328 Personen ähnlichen Alters, Geschlechts und Bildungsstatus. Der Datensatz stammt aus einer Zeit vor Ausbruch der Pandemie. Die Personen waren also alle nachweislich nicht mit Covid-19 infiziert. Veröffentlicht wurde die Studie im "European Heart Journal".
Bei den Covid-Genesenen war die Funktion von Herz, Lunge und Nieren mittelfristig beeinträchtigt, berichten die Forschenden. Via Lungentest registrierten sie ein um etwa drei Prozent reduziertes Lungenvolumen sowie einen leicht erhöhten Atemwegswiderstand. Zudem war bei den Genesenen ein spezieller Marker im Blut erhöht, der Rückschlüsse auf die Belastung des Herzens gibt. Die Pumpkraft des Herzens war demnach um ein bis zwei Prozent reduziert, die Nierenfunktion um etwa zwei Prozent.
Vermehrt Beinvenen-Thrombosen
Auch zeigte sich, dass die ehemaligen Covid-19-Patientinnen und -Patienten in der Vergangenheit vermehrt Blutgerinnsel erlitten hatten. Bei Ultraschalluntersuchungen der Beine fanden die Forschenden zwei bis drei Mal häufiger Anzeichen einer zurückliegenden Beinvenen-Thrombose. Dass Covid-19 Einfluss auf die Blutgerinnung hat, ist bereits seit längerem bekannt.

"Die Erkenntnis, dass selbst ein milder Krankheitsverlauf mittelfristig zur Schädigung diverser Organe führen kann, hat höchste Bedeutsamkeit gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Omikron-Variante, die mehrheitlich mit milderen Symptomen einherzugehen scheint", berichten die Forschenden in einer Mitteilung.
Unklar ist, ob die beobachteten Beeinträchtigungen längerfristig anhalten oder ob sie sich nach dem Zeitraum von zehn Monaten wieder zurückbilden. Zumindest auf die Lebensqualität der Menschen wirkten sich die erfassten Schäden offenbar nicht aus: Hier berichteten die Studienteilnehmer von keiner Verschlechterung im Vergleich zur Kontrollgruppe.