Britische Wissenschaftler haben einen vor wenigen Jahren entwickelten Urin-Schnelltest für Chlamydien überprüft. Bereits nach einer Stunde liefert das Verfahren einen Nachweis, ob die weit verbreitete Geschlechtskrankheit vorliegt. Davor war ein für Männer sehr unangenehmer Abstrich aus der Harnröhre nötig, um die bakterielle Infektion zu diagnostizieren. In einer Studie mit rund 1200 Männern zeigte der Test eine Zuverlässigkeit von rund 84 Prozent beim Nachweis der Infektion, die leicht mit Antibiotika zu behandeln ist. Auch zeigte er nur in einer geringen Zahl der Fälle fälschlicherweise ein positives Ergebnis an. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher um Elpidio-Cesar Nadala vom Diagnostikunternehmen "Diagnostics for the Real World" in Cambridge im "British Medical Journal". Der Test wurde in Zusammenarbeit mit der Universität von Cambridge entwickelt.
Die Wissenschaftler ließen für ihre Studie die Männer im Alter zwischen 16 und 73 Jahren, die unter anderem wegen Beschwerden im Blasentrakt zwei medizinische Zentren aufgesucht hatten, Urinproben abgeben. Die Proben werden bei dem in Verfahren so behandelt, dass Tests auf Antikörper gegen den Erreger mit einer extrem erhöhten Empfindlichkeit ausschlagen. Die Urinprobe wird dabei mit reaktionsfördernden Stoffen behandelt und in einer Zentrifuge geschleudert. Zum Abgleich der Testergebnisse wurden die Männer zudem mit den herkömmlichen Tests auf die bakterielle Infektion untersucht.
"Dieser neue Test ist sowohl genau als auch schnell und ermöglicht Männern die Diagnose und Behandlung während eines einzigen Besuchs in der Klinik", fasst Helen Lee, eine der Mitentwicklerinnen des Tests, die Ergebnisse zusammen. Der Test wird in Frankreich bereits in Kliniken eingesetzt und soll nun auch in Spanien, Portugal, Italien und anderen EU-Ländern auf den Markt kommen.
Die Risiken einer Chlamydieninfektion
Bei Frauen kann die Infektion zu Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut, der Eileiter und Eierstöcke führen. Wird eine andauernde Chlamydien-Infektion nicht mit Antibiotika, besteht die Gefahr, dass die Eileiter verkleben und die Frau unfruchtbar wird. Im Falle einer Schwangerschaft erhöhen die Bakterien das Risiko von Komplikationen. In seltenen Fällen treten lebensbedrohliche Blutungen auf.
Bei Männern führt eine Chlamydieninfektion häufig zu Entzündungen der Harnröhre, die sich durch Schmerzen beim Wasserlassen und eitrigem Ausfluss bemerkbar machen. Wird die Krankheit nicht behandelt, kann die Entzündung aufsteigen und den Darm, die Nebenhoden und die Prostata befallen - mit der Gefahr, unfruchtbar zu werden. Außerdem kann sich eine Gelenkentzündung entwickeln.