Erstmals sind die Gene des Vogelgrippe-Erregers H5N1 in Deutschland vollständig entschlüsselt worden. Der bayerische Verbraucherminister Werner Schnappauf teilte in München mit, dass jetzt H5N1-Viren der verendeten Wildvögel und Aasfresser miteinander verglichen werden könnten. Der Forschungserfolg sei dem neuen bayerischen Molekularbiologie-Labor bei München gelungen.
Unterdessen wurden aus Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg neue Vogelgrippe-Fälle gemeldet. Schnappauf erklärte, dass man möglichst viele entschlüsselte H5N1-Viren aus allen Regionen und Ländern brauche, um Ausbreitung und Mutation des Erregers nachzuvollziehen. Bis heute wisse man nicht, ob die Virus-Typen in Rügen und Bayern identisch seien.
Hämagglutinin und Neuraminidase
Der mit einem Budget von 400.000 Euro ausgestatteten Forschergruppe gelang den Angaben zufolge die genetische Entschlüsselung der beiden wichtigsten Geflügelpest-Gene Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N). Die deutschlandweit erste veröffentlichte H5N1-Geflügelpest-Virussequenz stamme von einer verendeten Stockente aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, die vom Friedrich-Loeffler-Institut am 28. Februar H5N1-positiv befunden worden sei.
Genetisch am nächsten verwandt sei dieses Virus mit dem einer Stockente aus Italien. Die Übereinstimmung betrage 99,3 Prozent. "Wenn zum Beispiel herausgefunden würde, dass die H5N1-Viren aus Bayern und Italien sehr ähnlich wären, sich aber signifikant von denen aus Rügen und China unterschieden, ist der Rückschluss auf verschiedene Ausbreitungswege nahe liegend", sagte Schnappauf. Das seien notwendige Erkenntnisse für die langfristige Seuchenbekämpfung.
Erneute Vogelgrippefälle in Mecklenburg-Vorpommern
Derweil meldete die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern zehn neue Vogelgrippe-Fälle bei Wildvögeln. Die neuen Funde stammten von der Insel Rügen, aus dem Landkreis Ostvorpommern und aus der Hansestadt Stralsund. Die Hansestadt Stralsund wurde zur Schutzzone erklärt. Alle anderen Tiere wurden in Bereichen gefunden, die bereits zu einer Schutzzone gehören. Damit stieg die Zahl der in Mecklenburg-Vorpommern amtlich festgestellten Infektionen auf 187 Wildvögel, drei Katzen und einen Steinmarder.
Der Erreger H5N1 wurde zudem in Gailingen im Landkreis Konstanz bei einem Mäusebussard nachgewiesen, wie das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium in Stuttgart mitteilte. Im Radius von drei Kilometern wurde ein Sperrbezirk eingerichtet. Ob es sich um den besonders aggressiven Virenstrang handelt, stand zunächst nicht fest.