Während Jungs oft schon im Kindergarten beziehungsweise spätestens in der Grundschule als Zappelphilippe auffallen, ist es bei Mädchen anders. ADHS wird bei ihnen oft nicht erkannt oder erst sehr viel später. Woran liegt das?
Das liegt daran, dass Jungs auffallen durch ihr Verhalten und das Verhalten stört. Das stört in einer Gemeinschaft und deswegen muss etwas unternommen werden. Und bei Mädchen? Mädchen stören nicht so, die fallen nicht so auf. Die machen ihr Unwohlsein und ihre Schwierigkeiten eher mit sich selbst aus. Und das fällt nicht so auf. Sie sind dann still und zurückgezogen. Das Typische ist das Träumen. Es gibt auch den Begriff Träumer-Liese. Ja, und deswegen fallen die nicht so auf.

Zur Person
Heike Hahn ist systemischer Coach, Dozentin an der "Hector-Kinderakademie für hochbegabte Kinder" und hat selbst ADHS ebenso wie ihre Kinder. Sie coacht Eltern von Kindern mit ADHS im Familienalltag und hat ein Buch (erschienen im humboldt Verlag) zu dem Thema geschrieben: "Mein Kind hat ADHS – Wie ihr im Alltag klarkommt und gemeinsam glücklich werdet".
Was sind denn noch andere klassische ADHS-Symptome bei Mädchen? Sie haben gerade das Träumerische genannt. Was gibt es noch?
Dass sie sich falsch fühlen. Das höre ich oft auch von erwachsenen Klientinnen und jungen Frauen, die ich begleite, dass sie sich immer schon falsch fühlten. So Begriffe wie "vom anderen Stern kommen" fallen da; nicht verstanden werden, nicht gesehen werden. Konzentrationsschwäche oft auch, also Ablenkbarkeit. Dadurch auch dann träumen in eigene Welten. Sich zurückziehen, nicht bei der Sache bleiben können. Springen von einem zum anderen. Das haben Jungs aber genauso.
Gerade im zwischenmenschlichen Bereich sind Kinder mit ADHS oder vor allem Mädchen mit ADHS oft anders als ihre Altersgenossen. Wie äußert sich das?