Die gute Nachricht ist: Corona-Schnelltests können auch die Omikron-Variante des Coronavirus erkennen. Das mag auf den ersten Blick überraschend wirken, liegt letztlich aber daran, dass die Tests nicht etwa auf das Spike-Protein des Virus anschlagen, das bei Omikron recht deutlich verändert ist. Stattdessen fahnden die allermeisten im Handel angebotenen Tests nach einem anderen Corona-Bestandteil, der die Virus-RNA umgibt – dem sogenannten Nukleo-Protein, kurz N-Protein.
Zwar besitzt Omikron auch in dem Bauplan für dieses Protein gewisse Veränderungen. Vier Mutationen sind es insgesamt. Dennoch zeigten bereits frühe Tests, unter anderem von der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek, dass die Schnelltests grundsätzlich auch bei Omikron funktionieren. Mittlerweile geht auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) davon aus, dass die "allermeisten" in Deutschland angebotenen Schnelltest eine Omikron-Infektion nachweisen können – vorausgesetzt, sie erfüllen grundsätzliche Qualitätskriterien (das trifft nach PEI-Einschätzung auf 80 Prozent der Tests zu) und die Viruslast der zu testenden Person ist ausreichend hoch. Eine hohe Viruslast ist zu Beginn einer Infektion zu erwarten, sei es mit oder ohne Symptomatik, schreibt dazu das PEI.
Die PEI-Forscher wollen ungeachtet dieser Einschätzung aber selbst noch einmal genauer hinblicken und die Tests auch mit Omikron-Proben auf den Prüfstand stellen. Eine Liste der Schnelltests, die auch nachweislich Omikron detektieren, könnte dann Ende Februar veröffentlicht werden.
Derweil diskutieren Expertinnen und Experten über einen anderen Punkt – und dieser betrifft die Probenentnahme, genauer: den Ort der Probenentnahme. Der Grund: Erste Daten deuten darauf hin, dass Omikron gerade zu Beginn der Infektion besonders stark in Rachen und Speichel vertreten sein könnte und erst nach einiger Zeit in die Nase wandert. Schnelltests, die via Nasenabstrich genommen werden, könnten dann die ersten potenziell infektiösen ein bis zwei Tage "übersehen", so die Befürchtung – und das, obwohl sich bereits größere Mengen Virus im Rachen tummeln. Im schlechtesten Fall würde die betroffene Person, bestärkt durch das negative Testergebnis, davon ausgehen, sie habe kein Corona – und das Virus munter verbreiten.
Nun ist die Tatsache, dass ein negatives Schnelltest-Ergebnis allein keine hundertprozentige Sicherheit bietet, nicht gerade neu. Experten haben bereits kurz nach Verkaufsstart der ersten Tests dazu geraten, sich nicht zu sehr auf das Ergebnis zu verlassen, sondern den Test vielmehr als eine zusätzliche Schutzmaßnahme zu sehen, neben weiteren Maßnahmen wie Abstandhalten, Lüften, etc. Als Goldstandard gilt nach wie vor die aufwendigere PCR-Testung.
US-Gesundheitsbehörde rät noch von Rachenabstrichen in Eigenregie ab
Dennoch überlegen Gesundheitsbehörden weltweit bereits, wie sich die Selbsttestung angesichts der ersten Daten über Omikron noch zuverlässiger gestalten ließe. Das israelische Gesundheitsministerium ist bereits vorgeprescht und empfiehlt der Bevölkerung einen doppelten Abstrich – zuerst Rachen, dann Nase. Andere Behörden äußern sich noch zurückhaltend. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA rät Laien zum aktuellen Zeitpunkt sogar von einem Rachenabstrich ab und verweist auf fehlende Daten zur Sicherheit. Falsche Ergebnisse oder gar Verletzungen könnten die Folgen sein.
Während sich die Diskussion bei Nasenabstrichen eher um falsch-negative Ergebnisse dreht, äußern einige Experten Sorge, dass Rachenabstriche falsch-positive Ergebnisse liefern könnten. Die FDA will deshalb nun untersuchen, ob sich die Laien-Schnelltests auch für den Rachenabstrich eignen – also ob sie sicher sind und auch zuverlässige Ergebnisse liefern. Sobald die Daten vorliegen, könnte rasch eine Genehmigung folgen.
Auch in Deutschland sind die im Handel erhältlichen Laien-Tests bislang nicht für einen Rachenabstrich zugelassen – sie sind ausschließlich für den Einsatz im vorderen Nasenbereich gedacht. Oft sind ihnen kürzere und etwas dickere Stäbchen beigelegt, mit denen der Rachenbereich zudem nur schwer zu erreichen ist.
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Die Infektiologin Claudia Denkinger warnte im Gespräch mit dem "NDR" noch aus einem anderen Grund davor, die Tests für die Nase einfach im Rachen anzuwenden: Vor allem bei der Anwendung mit Speichel bräuchte es ihrer Einschätzung nach eine "ganz andere Zusammensetzung der Tests, der Pufferlösung vor allem". Mögliche Folgen könnten demnach eine verringerte Sensitivität der Tests oder ungültige Ergebnisse sein.
Wie aber lässt sich dann mit den aktuellen Tests angesichts von Omikron die bestmögliche Sicherheit erreichen?
Wiederholungen bringen Sicherheit
Experten, darunter der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb und die Virologin Sandra Ciesek, raten zu wiederholten Testungen. Der Ansatz folgt einer simplen Logik: Selbst wenn zum Zeitpunkt des ersten Tests die Viruslast in der Nase noch nicht sehr hoch ist, dann doch sehr wahrscheinlich am darauffolgenden beziehungsweise den darauffolgenden Tagen.
Wer Symptome habe, müsse gerade derzeit mit einer Infektion rechnen, schrieb die Virologin vor einigen Tagen auf Twitter. "Einmal (negativ) ist keinmal: Personen mit hohem Risiko (Symptome, Kontaktpersonen), deren Antigentest einmal negativ war, sollten wiederholt getestet werden", so Ciesek.
Ein zweiter Schnelltest könne nach zwölf bis 24 Stunden erfolgen. Solange sollten Kontakte reduziert werden. Auch gebe es noch die Alternative in Form eines PCR-Tests, so die Expertin.