Wer Fußball liebt, sollte sich diese Serie besser nicht anschauen. Es gibt schon genügend Gründe, mit diesem Sport zu hadern: die WM im Wüstenstaat Katar, in Stadien, die von ausgebeuteten Arbeitern errichtet wurden. Englische Klubs, die zu Finanzvehikeln degeneriert sind, zu Geldspeichern für Milliarden von Petro-Dollars. Und jetzt kommt die Serie "Das Netz – Spiel am Abgrund" und bündelt all das Schlechte, was der Branche schon lange nachgesagt wird: Gier, Größenwahn, Korruption und Gewalt.
Nicht mal in der Fiktion ist das Stadion noch ein romantischer Ort
Das starke Bemühen von Regisseur Rick Ostermann, den Fußball als Sumpfgebiet ohne Moral darzustellen, ist vielen Szenen anzumerken. Das tut dem Werk nicht immer gut, und so ist die Hauptfigur des Jean Leco (Raymond Thiry) allzu grell geraten. Dieser herrscht über die World Football Association (eine leicht zu lesende Anspielung auf die Fifa) und will eine neue weltumspannende Liga ins Leben rufen. Die europäischen Verbandsvertreter sind dagegen – und das treibt Leco in den Wahn. Er mutiert zum Superschurken, der es glatt mit James Bond aufnehmen könnte.
Auch wenn bei der Figurenzeichnung mitunter das Feingefühl fehlt, entwickelt "Das Netz", das Teil eines internationalen Serienprojekts ist, doch einen Sog: All die losen Handlungsstränge, der Menschenhandel mit jungen Spielern aus Afrika, der Hooliganismus in Berlin und die Mafiamethoden im Verband, fügen sich auf faszinierende Weise zusammen.
Helden gibt es in "Das Netz" nur wenige. Da ist die Juristin Lea Brandstätter (Birgit Minichmayr), die bald feststellen muss, sich mit einer Übermacht angelegt zu haben. Einer Übermacht namens Fußball, die ihre Sieger auf dem Rasen feiert und verehrt, aber in dieser Geschichte bloß Verlierer hervorbringt.
"Das Netz - Spiel am Abrgund" in der ARD-Mediathek und ab dem 03.11 im Fernsehen