Was für ein Bühnenbild! Links und rechts thronen im Zwielicht zwei große Roboter mit großen Greifarmen. Wie stählerne Dinosaurier greifen sie sich Bäume aus dem Off, stellen sie auf die Bühne oder hängen eine Mondattrappe in den Himmel. Stählerne Weltenbauer. Stumm und stoisch. Ihre Scheinwerfer wirken wie Augen, die uns mitleidlos anstarren. Perfekte Symbole für überzeitliche Mächte, die hier das Leben der Protagonisten bestimmen. Das Schicksal, Gott oder Schopenhauers namenloser Wille. Egal, wie man es nennt. Der Mensch ist in diesem Stück nicht Herr seines Lebens. Mögen sich Liliom (Jörg Pohl) und die schöne Julie (Maja Schöne) auch noch so abstrampeln. In dieser Lesart des Stückes von Ferenc Molnár ist ihr Schicksal von Anfang an klar: Sie sind nur ohnmächtige Schachfiguren in einem vorbestimmten Spiel mit düsterem Ausgang.
Liliom ist Ausrufer auf dem Rummelplatz und Liebhaber der Karussellbesitzerin Muskat (Oda Thormeyer). Ein charismatischer Widerling ohne Impulskontrolle. Als er das schöne Dienstmädchen Julie trifft und sich beide ineinander verlieben, schmeißt er alles hin und kündigt. Aber Liliom versagt als Ernährer und zukünftiger Vater. Ein Verbrechen soll die Wende bringen, führt aber zu seinem Tod. Im Himmel muss sich Liliom verantworten, aber er weiß überhaupt nicht, was man dort von ihm will. Ein Mann, der auch als bloße Seele unfähig zu jeder Selbstreflexion ist.
Jörg Pohl und Maja Schöne ragen heraus
Man sieht diesem Stück gern mit leichtem Schaudern zu. Die Schauspieler, allen voran Jörg Pohl und Maja Schöne, sind herausragend, die Inszenierung von Kórnel Mundruczó ist zumindest in den ersten Zweidritteln entschlossen und kompakt. Und doch will sich nicht immer recht erschließen, warum die Personen handeln, wie sie handeln. Liliom gilt ja eigentlich als ein von seinen Gefühlen Zerrissener. Es geht in diesem Stück immerhin auch um Liebe und Verantwortung. Aber man fragt sich, was Julie eigentlich an diesem Typen findet, der von Anfang an ein aggressiver Unsympath ist. Es mag ja so mancher Mann in einer Beziehung zum Arschloch mutieren, aber irgendwann muss er ja auch mal etwas Anziehendes gehabt haben.
Gegen Ende franst das Stück etwas aus, verliert an Tempo. Doch das Positive überwiegt. Staunend und leicht fröstelnd sieht man hier Menschen in grandiosen Bildern beim Scheitern zu. Und wenn sich am Ende auch die Roboter verbeugen und man dazu klatscht, fragt man sich unwillkürlich, ob wir nicht hier nicht unbewusst unseren neuen Herren huldigen.