Im Rahmen der groß angelegten Ermittlungsaktion "Operation Herakles" haben die Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe, das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ein riesiges, betrügerisches Netzwerk aus Fake-Handelsportalen zur vermeintlichen Geldanlage zerschlagen. Dabei wurden mehr als 1.400 Domains beschlagnahmt und deaktiviert. User sehen auf den Seiten nun Hinweise, dass es sich um Betrugsseiten handelt.
Nach Einschätzung der Ermittler agierten die nach wie vor unbekannten Täter "wie am Fließband": Sie richteten mithilfe von KI automatisiert Domains ein, bauten Webseiten auf, setzten Call-Center an ausländischen Standorten ein und bearbeiteten die Opfer systematisch. Die Strategie: Zunächst wurde den Opfern eine vermeintlich professionelle Plattform mit lukrativen Anlagemöglichkeiten präsentiert, sie erhielten freundliche Broker-Telefonate und wurden zu anfänglich kleinen Einzahlungen aufgefordert, um diese anzulegen. Anschließend wurden sie unter Druck gesetzt, weitere Zahlungen zu leisten, ehe schließlich kurz darauf das gesamte Geld verschwunden war. Parallel dazu wurden Werbemittel mit Prominenten-Anspielungen oder gefälschten Medienauftritten eingesetzt, um Vertrauen zu erzeugen.
Verbraucher wurden über Werbung im Netz oder in sozialen Medien auf Plattformen gelockt, auf denen sie ein Handelskonto zur Geldanlage eröffnen sollten. Eine geringe Starteinlage von oft wenigen hundert Euro sollte den Einstieg markieren. In den Depots erschien zunächst eine scheinbar positive Entwicklung. Doch wenn eine Auszahlung verlangt wurde, folgten Forderungen nach weiteren Zahlungen, beispielsweise für angebliche Steuern, Versicherungen oder Liquiditätsnachweise. Eine Aus- bzw. Rückzahlung erfolgte nie. Die Kontaktpersonen verschwanden und das Geld war verloren. Diese Vorgehensweise beschreibt der Verbraucherzentrale-Bundesverband als typisch.
Verbraucherschützer reagieren
Die Verbraucherzentrale Thüringen warnt in einer Pressemitteilung vor einer deutlichen Zunahme solcher Fälle: "Die Masche klingt verlockend, endet aber oft im finanziellen Fiasko." Auch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz meldete gemeinsam mit dem dortigen Landeskriminalamt im September 2025: gefälschte Werbung mit Prominenten, gefälschte Handelsplattformen, geforderte Zahlungen für angeblich fällige Gebühren. All das sind klassische Merkmale des Online-Betrugs.
Seit Anfang Oktober wurden allein durch die Umleitung der beschlagnahmten Domains auf eine Warnseite des Landeskriminalamts Baden-Württemberg rund 866.000 Zugriffe gezählt. Der durch ähnliche Aktionen aufgedeckte Schaden ist beträchtlich. So schätzt der Verbraucherzentrale-Bundesverband etwa, dass im vergangenen Jahr Beschwerden zu mehr als 100 unterschiedlichen Plattformen eingingen. Die aktuelle Aktion wird von den Behörden zwar als wichtiger Schritt gegen automatisierten Online-Betrug betrachtet, jedoch nicht als Lösung, da das Betrugssystem anpassungsfähig bleibt und die Akteure international vernetzt sind.
Warnung und Empfehlungen an Verbraucherinnen und Verbraucher
Verbraucherschützer und Aufsichtsbehörden raten dringend dazu, bei Angeboten mit hohen Gewinnversprechen und geringem Risiko vorsichtig zu sein. Vor einer Beteiligung sollten Nutzer den Anbieter und die Plattform genau prüfen, insbesondere: Gibt es ein Impressum? Ist eine Zulassung bei der BaFin vorhanden? Werden Zugriffsmöglichkeiten auf den heimischen Rechner gefordert? Letzteres gilt als deutliches Warnsignal. Wer bereits Geld überwiesen hat oder den Anbieter zur Auszahlung aufgefordert hat, aber stattdessen neue Zahlungen leisten soll, sollte sofort Anzeige erstatten und Kontakt mit der Verbraucherzentrale aufnehmen.
Laut Staatsanwaltschaft und LKA wird die Ermittlungsarbeit gegen Fake-Handelsplattformen konsequent fortgesetzt. Im Schulterschluss mit der BaFin, europäischen Behörden wie Europol und internationalen Partnern arbeiten sie daran, Betreiber aufzufinden, Domains schneller auszuschalten und Strukturen aufzubrechen. Gleichzeitig bleibt die Öffentlichkeit gefragt: Mehr Erfahrung und Sensibilisierung könnten künftig dazu beitragen, die Zahl der Opfer zu reduzieren.