TAHAR BEN JELLOUN (59), der international bekannteste Autor Marokkos, lebt seit den 70er Jahren in Paris und schreibt Romane, Gedichte und Essays in französischer Sprache. Wie viele frankophone nordafrikanische Autoren seiner Generation, verwendet auch er arabische Bilder und schöpft aus arabischen Erzähltraditionen. Ben Jelloun, der 1987 für seinen Roman "La Nuit Sacrée" den französischen Literaturpreis Prix Goncourt erhielt, ist ein politisch engagierter Autor.
Während seine Bücher über Rassismus und das Spannungsfeld zwischen Islam und Extremismus von der Kritik mehrheitlich wohlwollend aufgenommen wurden, bot sein 2000 veröffentlichter Roman "Das Schweigen des Lichts", der sich auf die Erinnerungen eines Überlebenden des marokkanischen Kerkers von Tazmamart stützt, Anlass zu wütenden Polemiken.
Einige Kritiker schmähten ihn wegen seiner aus ihrer Sicht "verkitschten Darstellung" der Leiden der Inhaftierten, andere warfen ihm vor, er habe seinen Informanten finanziell ausbeuten wollen und habe aus Opportunismus in den Jahrzehnten zuvor zu Menschenrechtsverletzungen in Marokko geschwiegen. In Deutschland sind vor allem seine Erklärbücher "Papa, was ist ein Fremder?" und "Papa, was ist der Islam?" bekannt.
NAGUIB MAHFUS aus Ägypten ist 1988 als bisher einziger Araber mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet worden. Obwohl die ägyptische Regierung ihn danach als nationales Aushängeschild entdeckte, ist Mahfus ein bescheidener Mann geblieben, der nicht reist und in seiner Heimatstadt Kairo gern mit Intellektuellen im Caféhaus sitzt. Seit einer Messerattacke fanatischer Islamisten, die den Schriftsteller 1994 wegen seiner aus ihrer Sicht "gotteslästerlichen" Romane töten wollten, hat der gebrechliche Romancier seinen Bewegungsradius etwas eingeschränkt. Bücher hat der 92-Jährige seit Jahren nicht mehr veröffentlicht.
In der ägyptischen Tageszeitung "Al-Ahram" erscheint jedoch immer noch seine wöchentliche Kolumne. Da er nur noch schlecht sieht und nicht mehr selbst schreiben kann, notiert ein Freund seine Gedanken. Zu seinen bekanntesten Romanen zählen "Die Midaq-Gasse" und "Die Kinder unseres Viertels". Vor allem in seinen frühen Romanen verschrieb sich Mahfus einem sozialen Realismus, der den Leser eintauchen lässt in die Milieus der ägyptischen Gesellschaft.
Ali Ahmed Said, Künstlername ADONIS (74), zählt zu den bedeutendsten arabischen Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Die vielen unterschiedlichen Einflüsse von Nietzsche über den arabischen Sozialismus bis zum mystischen Sufismus, die Adonis im Laufe seines künstlerischen Schaffens in sich aufgesaugt hat, machen ihn zu einem leichtfüßigen Grenzgänger zwischen Orient und Okzident. Für ein Massenpublikum hat der hochgebildete Intellektuelle, der auch als Literaturwissenschaftler, Kritiker, Übersetzer und Arabisch-Professor tätig war, nie geschrieben.
Adonis gilt als Wegbereiter einer modernen arabischen Dichtung, die sich in Form und Stil mutig weiter entwickelt, ohne dabei ihre Wurzeln zu vergessen. Zu seinen wichtigsten Werken zählt "Die Gesänge Mihyars des Damaszeners" (1961), das 1998 in deutscher Übersetzung erschien. Seit Jahren wird er als Kandidat für den Literatur-Nobelpreis gehandelt.
Der Romancier und Sachbuchautor AMIN MAALOUF (55) hat vor allem mit historischen Romane Berühmtheit erlangt, die dem westlichen Publikum Figuren der nahöstlichen Geschichte aus einer arabischen Perspektive näher gebracht haben. Das beste Beispiel dafür ist sein Buch "Die Kreuzzüge aus Sicht der Araber", das 1983 im französischen Original erschien. Der libanesische Christ Maalouf, der in Paris lebt und auf Französisch schreibt, beschreibt darin, wie die Muslime die Invasion der "Barbaren aus dem Abendland" empfanden und wie sich dieses Trauma ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat.
1993 erhielt Amin Maalouf für sein Buch "Der Felsen des Tanios" den Prix Goncourt. Der islamische Fundamentalismus ist aus seiner Sicht eine frustrierte Reaktion auf das Modernisierungs-Defizit der einst so glorreichen arabischen Zivilisation, die zu einem "Konsumenten" westlicher Erfindung degradiert wurde.
MAHMUD DARWISCH ist, auch wenn er diesen Titel nicht mag, ein palästinensischer Nationaldichter. Sein politisches Engagement für einen unabhängigen palästinensischen Staat durchdringt das gesamte Wirken des 62-Jährigen, zu dessen Lesungen in der arabischen Welt tausende Menschen pilgern. Schreibt er gelegentlich über die Liebe, den Tod oder andere allgemein menschliche Themen, nimmt ihm dies ein Teil seines Publikums übel.
Darwisch wurde in einem palästinensischen Dorf geboren, das im heutigen Israel liegt und zerstört wurde, als er sechs Jahre alt war. Der Verlust der Heimat, den er mit dem Auszug der Araber aus Andalusien und der Vertreibung aus dem Paradies vergleicht, zieht sich wie ein roter Faden durch seine Gedichte. Heute lebt er zwischen Jordanien und Ramallah. Trotzdem setzt er sich für ein friedliches Zusammenleben mit den Israelis ein.
ASSJA DJEBAR ist der Künstlername der algerischen Autorin und Filmemacherin Fatima-Zohra Imalayene (68). In ihren Romanen, die sie in französischer Sprache schreibt und die in 15 Sprachen übersetzt wurden, setzt sie sich unter anderem mit der blutigen Geschichte ihrer Heimat und der Stellung der Frau in einer vom Islam geprägten arabischen Gesellschaft auseinander. Dabei verwebt sie oft persönliche Erinnerungen und kollektive Geschichte.
Djebar ist eine feministische Schriftstellerin, die den Terror der Islamisten und Versuche, die emanzipatorischen Errungenschaften der Algerierinnen rückgängig zu machen, anprangert. Doch auch Liebe und weibliche Erotik hatten von Anfang an einen festen Platz in den Werken der Autorin, was in der arabischen Welt bis heute ein Tabu ist. 2000 erhielt sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.