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"Die 24 Gesetze der Verführung" "Anleitung zum psychischen Missbrauch": Buch nach Shitstorm aus dem Verkauf genommen

Ein Stapel neuer Bücher liegt auf einem Verkaufstisch in einer Buchhandlung
Statt üblicher Flirt-Tipps beschreibt Robert Greene in seinem Buch explizit, wie andere Menschen durch Manipulation gefügig gemacht werden sollen
© Frank Rumpenhorst / DPA
Das Buch "Die 24 Gesetze der Verführung" tarnt sich als Dating-Ratgeber – doch entsetzte Nutzer im Netz kritisieren, dass es sich um grausame Manipulationstipps handelt. Die verantwortlichen Verlage reagierten prompt.

Gewalt jeder Form hinterlässt Narben – auf dem Körper oder auf der Seele. Während physische Gewalt gemeinhin verurteilt wird, ist psychischer Missbrauch in der Öffentlichkeit eher ein Randthema, doch die Auswirkungen können sich überschneiden: Traumata oder Depressionen sind nur zwei Beispiele für Folgen, mit denen Betroffene zu kämpfen haben können. Dennoch gibt es offenbar Menschen, die eine systematische Manipulation und Erniedrigung von anderen als psychologische Kunst abfeiern – so wie Autor Robert Greene in seiner Veröffentlichung "Die 24 Gesetze der Verführung".

Statt zu flirten sollen "Opfer versklavt" werden

Darauf machte die Betreiberin der Instagram-Seite "schwester Suffragette" aufmerksam, die sich in einem Post darüber wunderte, dass der Bestseller des US-Autors nicht nur kritiklos vertrieben wird, sondern sogar vielfach gute Rezensionen erhalten hat. Das Buch würde sich zwar als eine Art Dating-Ratgeber tarnen, doch es wird schon im Vorwort deutlich, dass es nicht um harmlose Flirt-Tipps geht, sondern "um eine Anleitung zum psychischen Missbrauch".

Das zu verführende Gegenüber wird vom Autor nicht etwa als liebenswerter Mensch oder potenzieller Partner beschrieben, sondern als "Opfer", das man "versklaven" will. Statt üblicher Empfehlungen zum Flirten finden sich im Buch perfide Beschreibungen darüber, wie eine Person abhängig und gefügig gemacht werden soll: "Der Verführer" solle das Gegenüber beispielsweise von Freunden und Familie isolieren und Angst und Unsicherheit schüren. Spätestens wenn Sätze wie "je abgrundtiefer die Qualen desto himmelhöher die Freuden" inklusive konkreter Ideen zum emotionalen Quälen auftauchen, wird klar, dass das Buch mindestens problematisch ist.

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Verlage ziehen das Buch aus dem Verkehr

Ein Werk aus längst vergangenen Zeiten? Leider nicht: Das Buch des Schriftstellers Robert Greene, der bereits sechs internationale Bestseller auf seinem Konto verbuchen kann, erschien ursprünglich im Jahr 2001, wurde aber erst 2017 nochmals neu aufgelegt. Bis dato erschien "Die 24 Gesetze der Verführung" bei dtv und dem Hanser-Verlag.

Nachdem entsetzte Instagram-Nutzer eine Protest-Aktion samt Aufruf zu schlechten Amazon-Bewertungen und einer Petition starteten, sahen sich die Verlage wohl gezwungen, ihre Entscheidung zur Verbreitung des Buchs nochmal zu überdenken – und gaben den kritischen Stimmen recht. Sowohl dtv als auch der Hanser-Verlag kündigten an, "Die 24 Gesetze der Verführung" nicht weiter verkaufen zu wollen. Auch der Hörbuchverlag und die Buchhandlungs-Kette Hugendubel reagierten schnell auf die zahlreiche Zuschriften und gaben an, den Titel künftig nicht mehr anzubieten.

Quelle: Instagram

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