Coming of Age Das sind die besten Romane übers Erwachsenwerden

Pärchen küsst sich unter Wasser
In diesem Fall kann man zweifelsohne von einem feuchten Kuss sprechen
© Adam Hester/Getty
Liebe, Drogen und ganz viel Anarchie: Unsere Autorin liebt das Genre "Coming of Age" – und stellt hier ihre zehn Lieblingsbücher vor.

Die Teenie-Zeit von Kulturredakteurin Jana Felgenhauer, 37, liegt schon ein Weilchen zurück. Dennoch mag sie Bücher und Filme, die sich mit dem Heranwachsen beschäftigen. Damals war manches ganz schön mies (Akne, Einsamkeit, Langeweile). Doch andere hatten es auch nicht leichter. Das tröstet.

Cover Julie Buntin: "Marlena"

Julie Buntin: "Marlena", Eichborn, 367 Seiten, Ü.: Eva Bonné, E-Book um 17 Euro

Ein Mädchen, das singt wie Joni Mitchell. Das "kiloweise blondes Haar" auf dem Kopf trägt und makellose Kreise raucht – das ist Marlena. Zusammen mit Freundin Cat schwänzt sie die Schule, stromert durch Wälder, raucht, trinkt. Und wird drogenabhängig. Julie Buntin zeichnete in ihrem umwerfenden Roman aus dem Jahr 2017 beides nach: eine Mädchenfreundschaft und die Opiatkrise in den USA.

Cover Françoise Sagan: "Bonjour Tristesse"

Françoise Sagan: "Bonjour Tristesse", Ullstein, 176 Seiten, Ü.: Rainer Moritz, um 13 Euro

"Rendezvous, Küsse, schließlich der Überdruss, das war alles, was ich von der Liebe wusste", denkt die Jugendliche Cécile. Mit ihrem eitlen Vater und dessen junger Freundin Elsa verbringt sie den Sommer an der Côte d’Azur. Sie knutscht am Strand, kämpft gegen Eifersucht und plant eine folgenreiche Intrige. Mit nur 19 Jahren, also selbst noch im Teenageralter, veröffentlichte Françoise Sagan 1954 ihr Debüt, das sich millionenfach verkaufte und 2024 noch mal Stoff für eine Neuverfilmung bot.

Cover Carson McCullers: "Das Herz ist ein einsamer Jäger"

Carson McCullers: "Das Herz ist ein einsamer Jäger", Diogenes, 592 Seiten, Ü.: Susanna Rademacher, 16 Euro

Wirst du Komponistin sein oder als Verkäuferin bei Woolworth arbeiten? Das Schöne an Coming-of-Age-Romanen ist, dass man in den Lebensabschnitt eintaucht, in dem die Träume noch leuchtend und groß sind. So wie die von Teenagerin Mick Kelly, die Ende der 30er-Jahre im Süden der USA aufwächst. Tagsüber schleppt sie ihre kleinen Brüder durch die Kleinstadthitze, nachts lauscht sie der Musik aus fremden Wohnungen. Ihre Gedanken teilt sie nur mit John Singer, dem gehörlosen Untermieter ihrer Eltern. 85 Jahre nach dem Erscheinen wirkt das Debüt von Carson McCullers weise und zeitlos.

Die Bücher unseres Lebens

Noch mehr Lesestoff finden Sie im Bücher-Spezial des stern. Redakteurinnen und Redakteure haben ihre 115 Top-Empfehlungen zusammengestellt. Außerdem finden Sie auf der Sonderseite Interviews mit Schriftstellerinnen und Literaten wie Caroline Wahl, Dan Brown oder Ken Follett.

Cover Barbara Kingsolver: "Demon Copperhead"

Barbara Kingsolver: "Demon Copperhead", dtv, 864 Seiten, Ü.: Dirk van Gunsteren, 26 Euro

Noch ein Buch, das die Drogenepidemie in den USA thematisiert: In dem Roman, für den Barbara Kingsolver den Pulitzer-Preis für Belletristik bekam, geht es um den Jungen Demon, der als Halbwaise aufwächst, Armut und Gewalt erlebt und nach einen Unfall abhängig von Opiaten wird. Mit Punk in der Stimme und genialen Sprachbildern ("Ein Feuerwerk? Ist wie ein Orgasmus mit vielen Zuschauern") interpretiert Kingsolver den Klassiker "David Copperfield" auf ihre Weise.

Cover Rocko Schamoni: "Dorfpunks"

Rocko Schamoni: "Dorfpunks", Rowohlt, 208 Seiten, 14 Euro

Nach der Konfirmation schneidet sich der Ich-Erzähler die Haare mit einer Nagelschere ab und beschließt: Er wird Punk. In seinem autobiografischen Buch schilderte das Multitalent Rocko Schamoni seine Landjugend zwischen Töpferlehre, Rebellion und ganz viel Musik.

Cover Tonio Schachinger: "Echtzeitalter"

Tonio Schachinger: "Echtzeitalter", Rowohlt, 368 Seiten, 24 Euro

Wie soll man sein Gesicht wahren, wenn die anderen Schüler eine geheime Botschaft von Mutti finden: "Ich liebe dich, du bist der Beste"? Wie reagiert der despotische Deutschlehrer, wenn man schon wieder sein Reclam-Heft vergessen hat? Der 15-jährige Till Kokorda, der ein Eliteinternat in Wien besucht, steht im Zentrum solcher Fragen. Seine Mitschüler wissen nicht, dass er in seiner Freizeit wie besessen das Strategiespiel "Age of Empires 2" spielt und zu den Top-Spielern der Welt gehört. Für "Echtzeitalter" gewann Tonio Schachinger 2023 den Deutschen Buchpreis, weil seine witzig-weise Erzählung über den Mikrokosmos Schule in jedem von uns starke Gefühle wachruft.

Cover dbc Pierre: "Jesus von Texas"

dbc Pierre: "Jesus von Texas", Aufbau, 383 Seiten, Ü.: Karsten Kredel, um 9 Euro

Vernon Little wird verdächtigt, an einem Schulmassaker beteiligt gewesen zu sein, und flieht von Texas nach Mexiko. Obwohl er knietief in der Scheiße steckt, um im Jargon von dbc Pierre zu bleiben, sinniert er pausenlos über Höschen und Mädchenkörper: "Ohne uns zu berühren, bleiben wir in dieser Schwebe hängen und inhalieren chemische Informationen wie gierige Hunde." Ein Buch, das Spaß macht, wenn man die Sprache mag.

Cover Wolfgang Herrndorf: "Tschick"

Wolfgang Herrndorf: "Tschick", Rowohlt Taschenbuch, 256 Seiten, 13 Euro

Der Geruch von Kaffee und Blut, damit fängt es an. Und vom ersten Satz an weiß man, dass die Geschichte um Tschick und Maik Klingenberg, die im gestohlenen Lada ihrem Außenseitertum davonfahren, eine ganz besondere ist. Es stimmt: Nach dem Lesen ist man jemand anderes.

Cover Rin Usami: "Idol in Flammen"

Rin Usami: "Idol in Flammen", Kiwi, 128 Seiten, Ü.: Luise Steggewentz, 18 Euro

Im Leben von Schülerin Akari dreht sich alles um den Sänger einer J-Pop-Gruppe. Sie betreibt einen Blog, gibt ihr ganzes Geld für Merchandise aus: "Fan zu sein, ist für mich eine Überlebensstrategie." Doch die Liebe findet eben nur in Gedanken statt, und Akari droht in die soziale Isolation abzurutschen. Ihr kurzes, aber feinsinniges Debüt machte Rin Usami zum Shootingstar der japanischen Literaturszene.

Cover Mark Haddon: "Supergute Tage"

Mark Haddon: "Supergute Tage", Ü.: Sabine Hübner, cbt, 288 Seiten, 10 Euro

Eine Mistgabel im Körper, so findet der 15-jährige Christopher Boone den Nachbarshund Wellington vor. Obwohl sich der Junge lieber in der Welt der Zahlen bewegt und ihm menschliche Gefühle fremd sind, begibt er sich auf die Suche nach dem Mörder des Pudels. Christophers besondere Weltsicht machte diese kluge und warmherzige Story Anfang der 2000er zu einem Bestseller – und bleibt bis heute relevant.

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