Netflix "Against The Ice": Woran der Netflix-Film scheitert

  • von Gerrit-Freya Klebe
Zwei Männer laufen durch den Schnee
Gedreht wurde in Island und Grönland
© Lilja Jonsdottir/Netflix © 2022
Erfrorene Gliedmaßen, Eisbären und weite Schneelandschaften: "Against The Ice" bringt eigentlich alles mit, was ein spannender Abenteuerfilm braucht. Doch trotzdem kann er nicht überzeugen. 

Es ist eine Geschichte, die lange vor Google Maps spielt. In einer Zeit, in der es noch echte Entdecker und unbekannte Bereiche auf der Landkarte gab.

Das Jahr 1909: Dänemark und die USA streiten um den Nordosten von Grönland. Die USA behaupten, dieser sei durch einen Kanal vom restlichen Grönland abgespalten und somit ein Teil Amerikas. Dänemark will dies widerlegen und beweisen: Grönland ist eine durchgängige Landmasse und somit komplett dänische Kolonie.

Neu auf Netflix: "Against The Ice"

Doch die beauftragten, dänischen Forscher sind seit Jahren nicht zurückgekehrt. Also macht sich Kapitän Ejnar Mikkelsen (Nikolaj Coster-Waldau, auch bekannt als Jaime Lannister aus "Game of Thrones“) auf den Weg, um wenigstens ihre Aufzeichnungen und Beweise bergen zu können.

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Die erste Szene des Films zeigt gleich, wie jemandem erfrorene Zehen abgetrennt werden. Gleich wird klar: Das Überleben im Eis ist hart. Für die nächste Expedition will sich zunächst keiner aus der Crew melden. Verständlicherweise. Dann tritt Iver Iversen (Joe Cole) vor, der eigentlich nur als Maschinist an Board ist und keinerlei Erfahrung hat. Sie brechen im März 1910 auf und müssen bis August zurück sein, da sonst die Heimfahrt mit dem Schiff aufgrund von Eismassen nicht möglich sein wird. Mikkelsen und Iversen haben nur zwei Schlitten und einige Schlittenhunde dabei.

Der Film bringt sehr viel Potential und Ideen mit: Ein Survival-Movie vor der malerischen Eislandschaft Grönlands. Das verspricht, spannend zu werden. Doch leider wurde aus der realen Lebensgeschichte und Buchvorlage von Kapitän Mikkelsen nicht viel gemacht. Anhand von eingeblendeten Zeiten wie "Tag 84“ oder Tag "923“ wird erst deutlich, wie viel Zeit vergangen ist. Bärte und Haare wachsen nur unmerklich. Anscheinend war es den Schauspielern wichtiger, in der eisigen Landschaft gut gestylt auszusehen als realistisch.

Selbst als ein CGI-Eisbär angreift, Iversens Lieblingsschlittenhund stirbt oder ein Teil ihres Proviants in eine Schlucht stürzt: Die Szenen wirken beliebig aneinandergereiht: Wirkliche Spannung kommt nicht auf. Selbst die Dialoge sind belanglos und bleiben nicht im Gedächtnis.

Auch wenn die beiden es selbst kaum noch glauben, schaffen sie es zurück zum Schiff. Oder vielmehr dem, was davon noch übrig ist: Ihr Schiff, mit dem sie zurück nach Hause fahren wollten, ist zerschellt. Ihre Crew verschwunden. Sie müssen jahrelang in einer Hütte warten. Misstrauen und Paranoia werden ihre Mitbewohner. Iversen und Mikkelsen warten auf ihre Rettung. Der Zuschauer wartet darauf, dass der Film endlich zu Ende geht. Denn die eigentliche Geschichte, das Finden der Aufzeichnungen und der damit einhergehende Beweis: Grönland wird nicht durch einen Kanal geteilt, das ist schon in der Mitte des Films geschehen.

Wer schöne Naturaufnahmen aus Island und Grönland sehen möchte, dem sei dieser Film vielleicht empfohlen. Wer hingegen eine spannende Geschichte möchte, sollte eher die Buchvorlage "Two Against The Ice“ lesen.

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