Schwungvoll braust ein sportlicher, junger Geschäftsmann (Jan Josef Liefers) auf einem schicken, knallroten Mountainbike durch die Schweizer Alpen. Als ihm dabei plötzlich ein verschrobener Lebenskünstler (Stefan Kurt) in die Quere kommt, fliegt er im hohen Bogen vom Rad. Zufällig beobachtet ein einsamer Urlauber (Justus von Dohnànyi) diesen Unfall und lädt die beiden Streithähne auf seine nahe gelegene Berghütte ein. Missmutig verfolgt der angeschlagene Jung-Reeder dort vor der Mattscheibe das Eröffnungsspiel der Fußball-WM. Die angespannte Atmosphäre lockert sich erst am Abend bei einem feucht-fröhlichen Trinkgelage, bei dem der Gastgeber durch einen folgenschweren Fehltritt aus dem Leben gerissen wird. Mit der schwarzhumorigen Komödie "Bis zum Ellenbogen", die während der WM durchs fußballbegeisterte Deutschland führt, gibt der Hamburger Schauspieler und Autor Justus von Dohnànyi jetzt sein Kinofilmdebüt: absurd, amüsant, abenteuerlich.
Als Produzenten für dieses groteske Roadmovie zeichnen Bernd T. Hoefflin und Lars Büchel mit ihrer Hamburger Firma Element e Filmproduktion verantwortlich, auf deren Konto bereits der preisgekrönte Kinderfilm Paulas Geheimnis geht. Für die ambitionierte Low-Budget-Produktion "Bis zum Ellenbogen", die völlig ohne Förder- und Fernsehbeteiligung realisiert wurde, standen der Produktion nur knapp sechs Wochen für die Vorbereitung zur Verfügung. "Die Zeitknappheit hat diesem Projekt Flügel verliehen", sagt Hoefflin, der mit von Dohnànyi bereits den Kurzfilm "Treppe" gedreht hat. Ein halbes Jahr nachdem ihm dieser sein Skript vorlegte, mussten bereits die Dreharbeiten beginnen, weil die Geschichte unmittelbar während der Fußball-WM spielt. "'Bis zum Ellenbogen' beginnt mit dem Eröffnungsspiel und endet mit dem Endspiel", unterstreicht von Dohnànyi.
Deutschland von der lockeren Seite
Nach dem tragischen Tod des Gastgebers - eines Sylter Bankangestellten - beschließt das ungleiche Duo, die Leiche nach Sylt zu bringen und dort die Bank auszurauben. Denn kurz vor seinem Ableben hat ihr Kumpel den beiden von dem Schwarzgeld im Tresor und dem Schlüssel dazu erzählt. Ihre abenteuerliche Odyssee führt sie durch ein Land, das von der Fußball-WM förmlich elektrisiert ist. "Ich habe Deutschland selten so locker und fröhlich erlebt", so Liefers. Da "Bis zum Ellenbogen" an zahlreichen Orten spielt, blieb der Produktion nur wenig Zeit für die Motivsuche. Zu den verschiedenen Schauplätzen des Films gehörten diverse Motive in der Schweiz, im Großraum Stuttgart, auf Sylt sowie die WM-Fanmeile auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg.
Die kleine Filmcrew inklusive der Schauspieler bestand meistens nur aus zwölf Mitgliedern, so dass sie sich auf der Fanmeile unauffällig unter das Volk mischen konnte. Wir sind dort ganz bewusst nicht mit 15 LKWs vorgefahren, sagt der Produzent. Unser Fokus lag auf unseren Hauptdarstellern, die sich mit einer Leiche in der Mülltonne dorthin begeben. Beim Dreh räumte der Regisseur seinen Darstellern viel Freiheit ein und ließ sie auch bei den Dialogen gerne improvisieren.
In 23 Drehtagen aufgenommen
"Justus von Dohnànyi ist wahnsinnig uneitel", schwärmt Kurt. Der Regisseur selbst schlüpfte hingegen überwiegend in die Rolle der Leiche. "Durch diesen Part hatte ich oft die Chance, die Szene von außen zu betrachten und meiner Aufgabe als Regisseur einfacher nachzugehen." Zu den weiteren Mitwirkenden des Films, der in nur 23 Drehtagen mit einer digitalen Videokamera aufgenommen wurde, gehören Susanne Wolff, Katharina Matz, Antoine Monot Jr., Devid Striesow und Oscar Ortega Sanchez.
Mit dieser charmanten Low-Budget-Produktion liefert von Dohnànyi eine originelle Buddy-Komödie voller Witz und Tempo, die durch spritzige Einfälle und jede Menge Situationskomik besticht. Dabei ist förmlich sichtbar, wie sich die Schauspieler in diesem kleinen Ensemble-Film lustvoll gegenseitig die Bälle zuwerfen. Und der Film ist beiläufig ein Zeitdokument des bereits legendären Sommermärchens 2006 geworden.
Birgit Heidsiek/DPA