Männer in Anzügen, glitzernde Hochhäuser, funkelnde Limousinen, skrupellose Finanzhaie, verzweifelte Banker vor Monitoren mit endlosen Zahlreihen. An solche Bilder von der Wall Street haben sich viele Menschen gewöhnt - zunächst dank revolutionärer Filme wie "Wall Street" in den 1980er Jahren, dann kam das reale Fiasko, das regelmäßig in den Nachrichten zu sehen war und bis heute anhält. Einer der letzten großen weltweiten Crashs: Herbst 2008. Drehbuchautor und Regiedebütant J.C. Chandor siedelt genau da "Der große Crash - Margin Call" an - und hat leider wenig Neues zu erzählen. Da können auch großartige Schauspieler wie Kevin Spacey nicht viel ausrichten.

Es ist der Abend vor der Finanzkrise. Eine große Investmentbank inmitten Manhattan entlässt alt gediente Mitarbeiter, so auch den Top-Analysten Eric Dale (Stanley Tucci). Doch bevor er den Aufzug gen Abstieg betritt, überreicht er dem jungen Nachwuchstalent Peter Sullivan (Zachary Quinto) brisante Daten. Es kehrt Ruhe ein in den Büroräumen, die Mitarbeiter entschwinden in den Feierabend oder in die Arbeitslosigkeit, dunkel wird es über Manhattan. Nur Peter bleibt, sieht sich die Daten an, rechnet weiter und stellt fest: Der Verlust der zahlreichen, weitgehend wertlosen Papiere im Besitz der Finanzhauses übersteigt den Wert der gesamten Bank.
Eilig werden die Verantwortlichen zusammengetrommelt, aus den Bars Manhattans, später auch per Helikopter. Da allerdings steht schon fest: Die Krise ist nicht aufzuhalten. Trotzdem folgt eine nächtliche Beratung der nächsten - mit Ausführungen zum Ernst der Lage, möglichen Alternativen. Der Zuschauer ohne Finanzdiplom kann da kaum noch folgen, macht aber nichts, denn die Rollen sind klar verteilt, die Geschichte zielt in eine Richtung.
Menschliche Schicksale bleiben außen vor
Da ist der gute, ehrliche junge Peter, der anfänglich noch glaubt, den Untergang aufhalten zu können, sein ebenfalls junger Kollege Seth, der einzig seine erste Millionen vor Augen hat, der zwar ebenfalls knallharte, aber immerhin hemdsärmelige Banker alter Schule Sam Rogers (Kevin Spacey), der zumindest Gefühle zeigt, als sein Hund stirbt. Und dann gibt es natürlich eine ganze Riege gewissenloser, aalglatter, zynischer Aufsichtsratsmitglieder mit wenig Fachexpertise (Demi Moore, Simon Baker), die sich vor allem um die eigenen Boni und ihre Macht innerhalb des Hauses sorgen. Zum Schluss wird auch noch Oberboss John Tuld (Jeremy Irons) eingeflogen, der eine hochspekulative Rettungsaktion anordnet.
Natürlich soll es auch um Gier, Moral und Neid gehen, doch der Zuschauer bekommt davon nur wenig mit, bleiben diese Themen doch eher im Hintergrund. Die Frage nach Schuld oder Verantwortung stellt "Der große Crash" nicht. Zu klischeehaft sind die Figuren, die trotz der teils großartigen Schauspieler blass bleiben, zu klinisch, sauber die Kulisse der Wall Street. Nur selten verlässt der Film das Bürohaus, Menschen außerhalb des Mikrokosmos treten kaum auf, die Banker bleiben in ihrer eigenen Hochglanz-Finanzwelt. Die menschlichen Schicksale bleiben außen vor, der Zuschauer auch.