Angelina Jolie präsentiert "Unbroken" Angie hat alles unter Kontrolle

Seit mehr als 20 Jahren mischt Angelina Jolie Hollywood auf. "Unbroken" ist ihre zweite Regiearbeit. Die hat sie am Donnerstag in Berlin vorgestellt. Eine Begegnung mit einer müden Frau.

Machen Sie eine typische Handbewegung: Unsere Angie hat ihre Merkel-Raute vor dem Bauch (die die US-Presse übrigens als Diamant-Form beschreibt). Hollywoods Angie legt die zerbrechlichen Finger ineinander und hält sie sich schützend vor den ebenso fragilen Hals. Beide Frauen sind gerade auf der Höhe ihrer Macht. Allerdings muss man sagen, dass unsere Angie deutlich entspannter wirkt als Hollywoods Angie an diesem Tag.

Angelina Jolie ist am Donnerstag in Berlin, um ihren neuen Film zu präsentieren. Und sie ist nervöser als sonst, vielleicht auch müde. "Unbroken" ist ihre zweite Regearbeit und - wie die erste - ein Kriegsdrama. Anstatt um den Kosovokrieg geht es diesmal um den Zweiten Weltkrieg. Genauer gesagt um das Schicksal des realen amerikanischen Leichtathleten Louis "Louie" Zamperini, der 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin angetreten ist, der bald darauf als Bomberpilot in japanische Gefangenschaft geriet und dort am Sadismus eines Lager-Kommandanten zu Grunde zu gehen drohte.

Inspiration für ihre Kinder

In ihrem Film gehe es nicht um Heldentum, sondern um den menschlichen Geist und den Glauben, "um etwas Größeres", sagt Jolie und verschränkt ihre eben noch elegant gefalteten Hände vor der Brust, so dass extrem schmale Ellbogen auf dem Tisch der Pressekonferenz ruhen. Zamperini, der während der Dreharbeiten noch lebte und allen Beteiligten mit Rat und Tat zur Seite stand, sei ein unglaublich inspirierender Mensch gewesen. Auch für ihre eigenen Kinder. "Ich wusste, dass diese Geschichte bessere Menschen aus ihnen macht." Und man sieht ihr an, dass es harte Arbeit ist.

Aber ja, machmal fühle auch sie sich überfordert und fürchte, den Erwartungen nicht gerecht zu werden. Sei es in ihrer humanitären Arbeit, die angesichts von mehr Flüchtlingen in der Welt als nach dem Zweiten Weltkrieg, immer wieder auch frustrierend sei. Oder die Ansprüche an sich selbst als Mutter. "Bin ich gut genug?" In Jolies Ohren glitzern große Steine, ein weiterer an ihrer Hand. Sie lächelt scheu.

Wenn sie von ihrem Mann, Hollywoodstar Brad Pitt, redet, nennt sie ihn einfach nur "Brad". Schließlich kennen wir ihn ja eh alle. Und ihr nächster Film, den sie mit "Brad" drehe, werde übrigens kein weiteres Kriegsdrama, sondern ein Film über die Ehe. "Eine andere Art von Konflikt", sagt sie und lacht sehr kurz und sehr kontrolliert.

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"Wir lieben Berlin"

Extrem kontrolliert wirkt die ganze schmale Frau im schwarzen Rollkragenpullover, die vor ein paar Jahren noch bekannt war für ihr unbändiges Lachen. Sie hat eine heftige Krebstherapie hinter sich, das darf man nicht vergessen. Und während man das denkt, legt Jolie kurz eine Hand neben das Brustbein. Schmerzen? Doch der Augenblick ist so schnell wieder vorbei wie das Lachen. Ihre Kinder seien gerade im Museum, sagt Jolie. "Wir lieben Berlin sehr, wie Sie wissen."

Auch als jemand sagt, dass sie für "Unbroken" den Oscar verdiene, reagiert sie kontrolliert: kontrolliert zurückhaltend, kontrolliert damenhaft, kontrolliert schüchtern. "Das ist sehr süß von Ihnen. Alles, was mir zeigt, dass ich es richtig gemacht habe, dass ich der Geschichte gerecht geworden bin, würde mich sehr beruhigen und glücklich machen." Dann presst sie die Lippen zusammen und betrachtet den Tisch, so wie unsere Angie es machnmal tut.

Macht bringt Verantwortung, und die macht manchmal auch müde. Fragen wir nächstes Mal Spider-Man.

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