Der Krieg im Irak ist (fast) vorbei, die Lungenseuche SARS (noch) weit weg in Asien: Beste Voraussetzungen also dafür, dass die 56. Filmfestspiele in Cannes wieder zum glamourösen Höhepunkt des Festivaljahres werden. Vom 14. bis zum 25. Mai konkurrieren 20 Beiträge im Wettbewerb um die Goldene Palme. Insgesamt werden in der «Offiziellen Auswahl» von Programmchef Thierry Frémaux 52 Produktionen aus 24 Ländern gezeigt. Hinzu kommen beim «Weltgipfel des Kinos» noch Dutzende von Filmen in unabhängigen Nebenreihen des Festivals und Hunderte von Vorführungen auf dem Internationalen Filmmarkt.
Lars von Trier kommt mit Nicole Kidman
Die Festivaliers erwartet in der Palmenstadt an der französischen Riviera also ein anstrengendes, aber auch attraktives Programm: Drei Jahre nach der Goldenen Palme für «Dancer In The Dark» kommt der dänische Provokateur Lars von Trier mit «Dogville» und der Oscar-Preisträgerin Nicole Kidman als Star zurück an den Strandboulevard La Croisette.
Der Kino-Veteran Clint Eastwood, mit 72 Jahren ältester Regisseur in der Konkurrenz, zeigt sein Drama «Mystic River» mit Sean Penn, Tim Robbins und Kevin Bacon. Der britische Kinokünstler Peter Greenaway (62) wird mit dem ersten Teil seiner Koffer-Trilogie «The Tulse Luper Suitcase» sicherlich wieder für einiges Rätselraten unter Cineasten sorgen.
Hintergrund: Das Filmfestival in Cannes
Die Internationalen Filmfestspiele in Cannes an der französischen Riviera gelten als das bedeutendste Filmfestival der Welt. Die Filme im Wettbewerb um die Goldene Palme unterliegen strengen Auswahlkriterien: Sie müssen in den 12 Monaten vor der Festivalaufführung entstanden auf keinem anderen Wettbewerb gezeigt worden sein.
Die erste Goldene Palme wurde 1955 vergeben: Damals wurde sie als Sammelpreis für den US-Film «Marty» geschaffen, der drei Auszeichnungen einheimste. Danach folgten immer größer Namen, die Cannes zum glamourösen Podium der internationalen Prominenz machten. Stars wie Robert Mitchum oder Liz Taylor machten die Croisette zum Boulevard der Hollywood-Träume. Auch Brigitte Bardot und Sophia Loren gaben Cannes die Ehre.
Legendäre Palmen-Filme waren unter anderem Federico Fellinis «La dolce vita» (1960), «Der Leopard» (1963) von Luchino Visconti, die Antikriegssatire «M.A.S.H» von Robert Altman (1970) und «Pulp Fiction» von Quentin Tarantino (1994). Deutsche Gewinner der Goldenen Palme waren bisher Volker Schlöndorff mit «Die Blechtrommel» (1979) und Wim Wenders mit «Paris-Texas» (1984).
Meg Ryan in der Jury
Gesellschaftliche Themen prägen etliche der Beiträge im Wettbewerb, über dessen Gewinner unter anderem auch Hollywood-Star Meg Ryan als Mitglied der Jury unter dem Vorsitz des französischen Regisseurs Patrice Chéreau entscheiden muss. Der Argentinier Hector Babenco («Der Kuss der Spinnenfrau») beschäftigt sich in «Carandiru» mit der Gewalt in Brasiliens größtem und gefährlichstem Gefängnis. Gewalt, aber in amerikanischen High-Schools, ist auch das Thema von «Elephant» in der Regie von Gus Van Sant («Good Will Hunting»). Jüngstes Talent in der Konkurrenz ist die 23 Jahre alte Iranerin Samira Makhmalbaf mit «À Cinq heures de l'après-midi» (Fünf Uhr nachmittags), dem ersten Kinofilm, der nach dem Afghanistan-Krieg in Kabul gedreht wurde.
Wieder keine deutschen Filme vertreten
Deutsche Regisseure sind im Wettbewerb seit 1997 nicht mehr vertreten. Doch seitdem ihnen Dieter Kosslick als Chef der Berlinale jedes Jahr ein großes internationales Festival-Forum bietet, hält sich das Murren über Cannes in Grenzen. In einer Sondervorführung zeigt Wim Wenders seinen neuen Musik-Dokumentarfilm «The Soul of A Man». Nach dem großen Erfolg mit «Buena Vista Social Club» hat er sich auf die Spuren des Blues gegeben. In der Nebenreihe «Un certain regard» ist «September» von Max Färberböck («Aimée und Jaguar») zu sehen, ein Projekt über die Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September 2001 auf den Alltag in Deutschland. Außer Konkurrenz steht auch der Österreicher Michael Haneke («Die Klavierspielerin») mit dem Drama «Le temps du loup» (Die Zeit des Wolfes).
Uraufführung von "Matrix Reloaded"
Für gewaltigen Rummel wird gleich nach der Eröffnung des Festivals mit dem neuen französischen Historienfilm «Fanfan la tulipe» die Uraufführung von «Matrix Reloaded» sorgen. Die Fortsetzung des Blockbusters «Matrix» soll in Cannes den globalen Medienkick zum weltweiten Kinostart bekommen - und damit natürlich auch für jene Bilder sorgen, die das bedeutendste Filmfestival braucht: Menschenmassen und Horden von Kameraleuten und Fotografen werden sich um die «Matrix»-Stars Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss und Laurence Fishburne drängen, wenn sie die Stufen zum Palais erklimmen.
Nicole Kidman trifft auf Penelope Cruz
Auf der Gästeliste des turbulenten Star-Karussells an der Côte d'Azur stehen aber auch Oliver Stone und Arnold Schwarzenegger, Lauren Bacall, Charlotte Rampling, Ewan McGregor, James Caan, Monica Bellucci und Toni Collette. Tom Cruise und seine Freundin Penelope Cruz reisen an - und Freunde des Promi-Klatsches erfreuen sich schon jetzt an Spekulationen, ob Nicole Kidman, die Ex-Frau von Cruise, es schafft, dem Paar aus dem Weg zu gehen.