Filmfestival in Cannes Franzose gewinnt Goldene Palme

Der Jubel in Cannes und in ganz Frankreich war groß: Nach 21 Jahren ging der Hauptpreis des Filmfestivals wieder ins Gastgeberland. Das realistische Sozialdrama "Entre les murs" von Laurent Cantet gewann die Goldenen Palme. Bester Hauptdarsteller wurde Benicio Del Toro für seine Darstellung des Revolutionsführers Ernesto Che Guevara.

Darauf haben die filmliebenden Franzosen lange gewartet: Nach 21 Jahren ist beim Festival in Cannes erstmals wieder ein französisches Werk mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden. Das realistische Sozialdrama "Entre les murs" (Zwischen den Mauern) von Laurent Cantet hat zum Abschluss der 61. Filmfestspiele den Hauptpreis bekommen. Der Siegerfilm erzählt mit vielen Laiendarstellern vom multikulturellen Alltag und den Problemen einer Schule in Paris.

Die mitwirkenden Jugendlichen feierten die Auszeichnung ausgelassen auf der Bühne des Festivalpalais' von Cannes. "Der Film, den wir machen wollten, sollte aussehen wie die französische Gesellschaft", sagte Cantet in seiner Dankesrede. "Mit vielen Gesichtern, lebendig und komplex, mit Konflikten, die nicht übertüncht werden sollten."

Der Große Preis der Jury geht an Italien

Italien ist mit politischen Themen der zweite große Sieger des Wettbewerbs. Der Große Preis der Jury ging an den italienischen Anti- Mafia-Film "Gomorra" von Matteo Garrone. Paolo Sorrentino nahm für seine kunstvolle Satire "Il Divo" über die Regierungszeit des italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti den Preis der Jury entgegen. Jury-Vorsitzender war der amerikanische Regisseur Sean Penn, der schon zu Beginn des Festivals mehr politisches Bewusstsein vom zeitgenössischen Kino verlangt hatte. Zu den Juroren gehörte auch die deutsche Schauspielerin Alexandra Maria Lara.

Der Regiepreis ging an den türkischen Regisseur Nuri Bilge Ceylan für "Üc Maymun" ("Die drei Affen"). Die belgischen Brüder Jean- Pierre und Luc Dardenne, die schon zweimal die Goldene Palme gewonnen haben, freuten sich über den Drehbuchpreis für ihren eindringlichen Film "Le silence de Lorna.

Bester Hauptdarsteller wurde erwartungsgemäß Benicio Del Toro für seine Darstellung des Revolutionsführers Ernesto Che Guevara in Steven Soderberghs mehr als vierstündigem Film "Che". Der in Puerto Rico geborene Del Toro widmete die Auszeichnung seinem historischen Vorbild Guevara. Als beste Darstellerin wurde die Brasilianerin Sandra Corveloni ausgezeichnet. Sie spielt in dem Drama "La linha de passe" von Walter Salles eine alleinerziehende Mutter, die verzweifelt versucht, ihren Söhnen einen erträglichen Start ins Leben zu ermöglichen.

Die französische Filmdiva Cathérine Deneuve und der amerikanische Schauspieler und Regisseur Clint Eastwood durften "Spezialpreise" für ihr Lebenswerk in Empfang nehmen. Eastwoods Wettbewerbsbeitrag "The Exchange" mit Angelina Jolie wurde nicht honoriert. Die Caméra d'or (Goldene Kamera) für den besten Debütfilm in der gesamten offiziellen Auswahl erhielt der britische Künstler Steve McQueen ("Hunger").

Der deutsche Beitrag "Palermo Shooting" von Wim Wenders ging im Wettbewerb leer aus. Dafür gab es in der Nebenreihe "Un certain regard" den "Herzschlag-Preis" der Jury für Andreas Dresen und seinen mutigen Film "Wolke 9", eine leidenschaftliche und tragische Liebesgeschichte zwischen alten Menschen in Berlin.

Insgesamt waren 22 Produktionen zum Wettbewerb um die Goldene Palme geladen. Als Abschlussfilm lief am Sonntagabend die Komödie "What Just Happened?" von Barry Levinson über einen Hollywood- Filmproduzenten, der mit seinem neuesten Projekt nichts als Probleme hat. Robert De Niro, der zuvor die Goldene Palme überreicht hatte, spielt die Hauptrolle, Bruce Willis und Sean Penn verkörpern sich selbst.

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