Christoph Waltz in "The Green Hornet" Banale Action-Comedy mit erhabenen Momenten

Mit Spannung wurde der erste Film von Christoph Waltz nach seinem Oscar vom vergangenen März erwartet. Nun taucht der Österreicher in "The Green Hornet" auf. Comic-Fans dürften auf ihre Kosten kommen.

"Chud... was?" fragt der Großstadtganove, als er Benjamin Chudnofsky gegenübersteht, dem Herrscher der Unterwelt von Los Angeles. Der Mann kann sich gar nicht mehr einkriegen vor Lachen bei einem so seltsamen Namen für einen Boss. "Chud" bleibt gelassen. Doch wenn sich dann die Kamera in "The Green Hornet" am fast regungslosen Gesicht von Christoph Waltz (54) festbeißt, weiß der Zuschauer: Das geht nicht gut aus. Wenig später entlädt sich die Spannung zwischen Ballerei und Blutbad, wie man es schon tausendmal gesehen hat. Haften bleibt der hinreißende Waltz-Dackelblick. Diese Ahnung des Bösen ist einer der wenigen erhabenen Momente in einer ansonsten eher banalen Action-Comedy.

In seiner ersten Rolle nach der Oscar-Ehrung vor knapp einem Jahr ist sich Waltz treugeblieben. Nach seinem Auftritt als Nazi-Offizier Hans Landa in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" hat sich der Österreicher wieder einen Bösewicht ausgesucht. Die Frage, ob er damit im Hollywood-Castingsystem nun auf den "bad guy" abonniert sei, lässt Waltz kalt. "Ich mache die Rolle, die mir gefällt", sagte er im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur und anderen Medien in Berlin.

Wie "Inglourious Basterds", der meisterhaft zwischen Heiterkeit und Angst jongliert und sich in seiner Übertreibung zuweilen an die Welt des Comics anlehnt, ist auch "The Green Hornet" ein Ausflug in die Pop-Kultur. Regisseur Michael Gondry ("Vergiss mein nicht") hat für geschätzte 90 Millionen Dollar (68 Millionen Euro) eine Radio- Serie der 30er Jahre und die gleichnamigen TV-Folgen aus den Sechzigern in wenigen Drehtagen und mit viel 3D-Effekten zu einem Remake für die iPod-Generation gebastelt.

Es ist eine Geschichte wie ein Cartoon, schnell erzählt und entstanden in den Jahren, als Batman durch Gotham City und Superman durch Metropolis zogen. Britt Reid (Seth Rogen) führt als Sohn eines Medienmoguls (Tom Wilkinson) ein Leben zwischen Pool und Party. Als der Vater stirbt, entdeckt der reiche Erbe die Welt jenseits der Villa. Überall lauert das Verbrechen, das er nun mit dem treuen Diener Kato (Jay Chou) bekämpfen möchte.

Der Gewalt ist am besten mit Gewalt beizukommen, denkt sich das Duo und zieht hinter Masken gegen das Böse durch die Stadt. Kato, hier ganz der Japaner, tüftelt an einem unzerstörbaren Auto. "Black Beauty" kann aus allen Röhren feuern, die Kugeln prallen am schwarzen Blech wie Regentropfen ab. Irgendwann bekommen "The Green Hornet" ("Die grüne Hornisse") und Kato auch Gangsterchef Benjamin Chudnofsky vor die Kühlerhaube des Chrysler Imperial.

Soweit wäre "The Green Hornet" eine Geschichte von Jungs für Jungs und von Männern gespielt. Der kanadische Alleskönner Seth Rogen, der nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern auch Produzent war und das Drehbuch mitschrieb, brauchte aber auch eine Frauenrolle. Und so kam wohl Cameron Diaz als Sekretärin des Verlegersohns ins Spiel. Allerdings wirkt sie hier seltsam fremd. Für die Geschichte ist sie nicht wirklich notwendig, und ihren schrägen Humor, den man etwa aus "Verrückt nach Mary" kennt, kann sie nicht ausleben.

Austoben kann sich eher Michel Gondry. Der Franzose, der sein Handwerk mit Musikvideos lernte, spart nicht an Glas und Blech. Auf ihren Jagdausflügen hinterlassen Kato und die Hornisse eine Spur der Verwüstung. Die 3D-Effekte, von denen im Vorfeld nur wenige Minuten gezeigt wurden, zerlegen die Bilderflut in Einzelsequenzen. Waltz, der im Armani-Shirt wie ein Gangster aus den Siebzigern daherkommt, hat sichtlich Spaß dabei.

DPA
Esteban Engel, DPA

PRODUKTE & TIPPS